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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aufgetaucht waren.
    Als wollte der Mann diesen Eindruck nicht enttäuschen, antwortete er mit einem gewissen höhnischen Ton in der Stimme: »Könnte man sagen, ja.«
    »Das klingt ein bisschen anders als das, was Sie heute früh erläutert haben.«
    »Heute früh war ich in einer Besprechung mit meinen Kollegen.«
    Will grinste über den Sarkasmus. Er war froh, dass der Mann ihn unterschätzte. »Was ist mit jemandem, der ein funktionaler Analphabet ist?«
    »Rein nach Definition ist es genau so, wie es klingt. Derjenige ist ein Mensch, der in der Lage ist, in der realen Welt zu funktionieren, in ihr durchzukommen, wenn Sie so wollen.«
    »Und Sie sind sicher, dass genau eine solche Person diese Briefe geschrieben hat?«
    »Wie schon am Telefon gesagt, ich bin kein Experte.«
    »Sie sind aber Experte für irgendwas, nicht?«
    Der Mann hatte die Unverfrorenheit zu zwinkern. »Sagen wir einfach, ich weiß ein wenig über viele Dinge.«
    Will lehnte sich an die geschlossene Tür und verschränkte lässig die Arme. In einer Ecke der gegenüberliegenden Wand war eine Überwachungskamera montiert. Will wusste, dass er genau im Bild war, und er wusste, dass Evan Bernard schriftlich auf sein Recht auf Privatsphäre verzichtet hatte, als die Schule das Überwachungssystem installiert hatte. Zu der Zeit war es zum Wohle der Lehrer, weil es bedeutete, dass jeder Vorwurf sexuellen Fehlverhaltens schnell ausgeräumt werden konnte. Andererseits bedeutete es aber auch, dass alles, was Bernard sagte oder tat, direkt mit der Technik aufgenommen wurde, die der Schule gehörte, und deshalb uneingeschränkt gerichtsverwertbar war.
    Will sagte: »Ich nehme an, Ihnen sind Ihre Rechte bekannt. Sie wurden Ihnen vorgelesen, als man Sie in Savannah verhaftete, nicht?«
    Das Lächeln des Manns verschwand nicht. »Das war vor zwei Jahren, Mr. Trent, wie Sie sicher wissen. Sie war fünfzehn, aber mir sagte sie, sie sei einundzwanzig. Sie bellen den falschen Baum an. Das ist alles nur ein Missverständnis.«
    »Inwiefern?«
    »Ich traf das Mädchen in einer Bar, in der Alkohol ausgeschenkt wurde. Ich nahm an, dass man beim Einlass ihren Ausweis kontrolliert hatte.«
    »Wenn Sie unschuldig waren, warum haben Sie dann auf grob fahrlässige Gefährdung einer Minderjährigen plädiert?«
    Bernard hob den Zeigefinger. »Nicht einer Minderjährigen. Das wäre ein Verbrechen. Mir wurde nur ein Vergehen vorgeworfen.«
    Will lief ein Schauer über den Rücken, als er das hörte. Der Mann hatte keine Angst, beschuldigt, geschweige denn geschnappt zu werden. »Evan, Sie sollten anfangen, sich zu überlegen, welche Möglichkeiten Sie haben und was für Sie der beste Weg ist, sich die Sache so einfach wie möglich zu machen.«
    Bernard rückte seine Brille zurecht und schaltete auf seine Lehrerstimme um. »Sie vergeuden hier nur Ihre Zeit, Agent Trent. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe Unterricht.«
    »Kayla war ein attraktives Mädchen«, sagte Will. »Ich kann mir gut vorstellen, dass es schwierig ist, so einer Versuchung zu widerstehen.«
    »Bitte beleidigen Sie meine Intelligenz nicht«, erwiderte er und hob seinen Aktenkoffer vom Boden auf. Während er Papiere hineinsteckte, sagte er: »Ich kenne meine Rechte. Ich weiß, dass ich aufgenommen werde.«
    »Wussten Sie auch, dass Sie aufgenommen wurden, als Sie vor zwei Tagen die Schule verließen?«
    Nun wirkte er zum ersten Mal nervös. »In meiner Pause ist es mir gestattet, den Campus zu verlassen.«
    »Wo waren Sie zwischen elf Uhr fünfundvierzig und ein Uhr dreißig?«
    »Ich bin herumgefahren«, sagte er mit neutraler Stimme. »Es sind die ersten Schulwochen. Ich hatte so eine Art Hüttenkoller. Ich musste einfach raus.«
    »Raus, aber wohin?«
    »Ich fuhr nach Virginia Highland«, sagte er und meinte damit ein Viertel in der Nachbarschaft mit Cafes und Restaurants.
    »Wo genau waren Sie?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Wo hatten Sie Ihr Auto abgestellt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sollte ich bei den Aufnahmen der Verkehrskameras an der Kreuzung Ponce de Leon und Briarcliff oder an der Ponce und Highland nach Ihrem roten Volvo suchen?«
    Darauf hatte er keine Antwort.
    »Oder sind Sie durch Emory gefahren? Sollte ich dort die Verkehrskameras überprüfen?« Will fügte noch hinzu: »Es ist Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen, aber die Polizei hat Kameras an so ziemlich jeder größeren Kreuzung in der Stadt.«
    »Ich bin einfach nur herumgefahren.«
    Will griff in seine

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