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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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versicherte, dass er alles verstanden habe. Der Mann schrie nicht oder zeterte über die Ungerechtigkeit, er schien einfach zu warten, bis die Verhaftungsprozedur vorüber war, und dann den richtigen Augenblick abzupassen. Es war, als würde der Lehrer, obwohl man ihm Handschellen anlegte, noch immer glauben, er hätte alle Fäden in der Hand.
    Wenn Bernard wusste, wo Emma gefangen gehalten wurde, dann hatte er wirklich alle Fäden in der Hand.
    Will kauerte sich auf die Hacken und ließ den Kopf sinken. Er wollte, dass Evan Bernard sich der Verhaftung widersetzte, damit er wieder in dieses Klassenzimmer gehen und den Uniformierten helfen könnte, ihn zu bändigen. Er wollte ihn so schlagen, wie Kayla Alexander geschlagen worden war.
    Stattdessen zog er sein Handy aus der Tasche und drückte die beiden Hälften zusammen, damit er telefonieren konnte.
    »Kann ich rein?«, fragte Faith angespannt. Seit einer Stunde stand sie schon vor Bernards Wohnung und wartete auf Wills Bestätigung, dass sie genügend Indizien für einen Durchsuchungsbeschluss hatten.
    Will dachte an den Lehrer, die Blasiertheit auf seinem Gesicht, seine Gewissheit, dass er mit allem durchkommen würde. »Sagen Sie den Männern, sie sollen sich Bernards Müll vornehmen und dann alles durchsuchen, was bereits in den Laster gekippt wurde. Ich will, dass jeder einzelne Schritt fotografiert wird.«
    »Wonach suche ich?«
    »Nach einer schwarzen Hose.«
    »Was ist mit seiner Wohnung? Kann ich rein?«
    Evan Bernard kam aus dem Klassenzimmer, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, die Uniformierten links und rechts neben ihm. Amanda würde wütend sein, weil Will nicht derjenige war, der den Gefangenen nach draußen führte, aber er hatte keine Lust, in die Kameras zu grinsen. Das Atlanta Police Department sollte diese Publicity haben. Will konnte seine Zeit besser nutzen, indem er Beweise suchte, die diesen Mistkerl überführten.
    Was Bernard anging, so hatte dieser seine Fassung wiedergefunden und schaute Will beinahe etwas mitleidig an. »Ich hoffe, Sie finden sie, Officer. Emma war so ein nettes Mädchen.«
    Er hatte den Kopf nach hinten gedreht und schaute Will unverwandt an, während er den Gang hinuntergeführt wurde.
    Faith fragte: »Sind Sie noch dran?«
    Seine Hände zitterten, als er versuchte, das Handy nicht noch mehr zu zerbrechen. »Nehmen Sie die Bude auseinander.«

    16

    F aith sah zu, wie Ivan Sambor mit dem metallenen Rammbock ausholte und ihn gegen Evan Bernards Wohnungstür krachen ließ. Der hölzerne Türstock splitterte mit befriedigendem Krachen, der billige Sperrriegel zerbrach, und die Metalltür schwang auf ihren Angeln nach innen.
    Faith hatte die Wohnung von außen gut einsehen können, dennoch ging sie mit gezogener Waffe durch die vier Zimmer, kontrollierte die Küche, das Bad und die zwei kleinen Schlafzimmer. Ihr Eindruck war derselbe wie bei ihrem Eintreffen hier: Evan hatte gewusst, dass sie kommen würden, dass seine frühere Verhaftung wegen Sex mit einer Minderjährigen ans Licht kommen würde und dass man zwischen dem, was an der Küste passiert war, und dem, was mit Kayla Alexander passiert war, die naheliegende Verbindung herstellen würde. Wahrscheinlich hatte er die Wohnung geputzt und aufgeräumt, gleich nachdem er an diesem ersten Tag von der Schule nach Hause gekommen war.
    In jedem Winkel dieser Wohnung roch Faith Bleichmittel. Die Schranktüren standen offen, das hatte sie schon durchs Schlafzimmerfenster gesehen. Nirgendwo war auch nur ein Stäubchen - nicht auf dem Küchentisch, nicht auf den vielen Bücherregalen, oder, als sie aus Neugier auch dort nachschaute, auf den Blättern der Deckenventilatoren. Sogar die Oberkanten der Türen waren abgestaubt.
    Faith steckte die Waffe ein und rief Charlie und sein Team in die Wohnung. Sie lehnte sich an die offene Tür zum zweiten Schlafzimmer und schaute hinein. Die Wände waren rosa. Blaue und weiße Wolken waren an die Decke gemalt. Das Mobiliar war billig, wahrscheinlich aus zweiter Hand, aber es erinnerte Faith an eine Kinderzimmereinrichtung, die sie im Sears-Katalog gesehen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Die kleine Kommode und das Himmelbett waren mit weißem Resopal laminiert, die Schubladengriffe und andere Gestaltungsdetails mit goldenen Einfassungen verziert. Auf dem Bett lagen flauschige rosa Kissen. Es gab ein gerahmtes Poster von Winnie-der-Pu mit Tigger. Es war ein Schlafzimmer, wie es sich jedes Mädchen in den

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