Will Trent 02 - Entsetzen
Albertson.«
»Da hast du Glück«, sagte Victor und schaute auf die Uhr. »Er wartet seit einer Stunde in meinem Büro auf mich.«
»Ist er in Schwierigkeiten?«
»Darum ging's in der Besprechung.« Victor fasste sie am Arm und führte sie den Gang entlang. »Wir haben eben die Genehmigung erhalten, ein Ausschlussverfahren zu eröffnen.«
Die Mutter in Faith geriet bei dem Gedanken leicht in Panik. »Was hat er angestellt?«
»Eine ganze Reihe extrem dummer Streiche«, antwortete Victor. »Einer davon hatte die Zerstörung von Schuleigentum zur Folge.«
»Was für Eigentum?«
»Gestern Nacht hatte er die Toiletten in seinem Wohnheim verstopft. Wir glauben, mit Socken.«
»Socken?«, fragte Faith. »Warum sollte er das tun?«
»Ich frage mich schon längst nicht mehr, warum Jungs irgendetwas tun«, bemerkte Victor. »Ich bedaure nur, dass ich nicht derjenige sein werde, der ihm sagen darf, dass er hier nicht mehr dazugehört.«
»Warum nicht?«
»Er bekommt die Gelegenheit, vor dem Ausschlusskomitee aufzutreten und seinen Fall zu erklären. Ich bin ein wenig besorgt, weil in diesem Komitee einige Gleichgesinnte sitzen. Es besteht aus Graduierten des Tech, von denen die meisten in ihrer Zeit auf dem Campus auch einiges an Verrücktheiten aufgeführt haben, von denen aber auch die meisten in ihren Fächern glänzende Karrieren gemacht haben.«
Victor griff um sie herum und öffnete die Tür mit der Aufschrift »Dekan des Studentenbüros.« Sein Name stand in goldenen Lettern unter dem Titel, und Faith spürte einen schockierenden Kick bei diesem Anblick. Ihre spärlichen Rendezvous hatte sie normalerweise mit Männern, deren Titel eher allgemeine Berufsbezeichnungen waren: Klempner, Mechaniker, Polizist, Polizist, Polizist.
»Marty«, sagte Victor zu der Frau hinter dem Schreibtisch, »das ist Faith Mitchell.« Er lächelte Faith an. »Faith, das ist Marty. Sie arbeitet seit fast zwölf Jahren für mich.«
Die Frauen tauschten Höflichkeiten aus, aber jede spürte, dass die andere sie abschätzte.
Victor schaltete auf seine offizielle Funktion um, als er nun zu Faith sagte: »Detective Mitchell, Mr. Albertson ist ein neunzehnjähriger Erwachsener, also brauchen Sie meine Erlaubnis nicht, um mit ihm zu sprechen. Sie sind herzlich eingeladen, mein Büro zu benutzen.«
»Vielen Dank.« Faith klemmte sich den Umschlag unter den Arm und ging zu einer weiteren Tür mit Victors Namen darauf.
Ihr erster Gedanke beim Eintreten war, dass das Büro nach Victors Rasierwasser roch und genauso männlich und attraktiv wirkte wie er selbst. Es war ein großer Raum mit einer Fensterreihe, die auf den Expressway hinausführte. Sein Tisch war ein Chromsockel mit Glasplatte. Die Sessel waren niedrig, sahen aber sehr bequem aus. Die Couch in der Ecke war ein sehr modernes Stück aus schwarzem Leder, und nur der junge Mann, der darauf saß, störte den Anblick.
»Was wollen Sie denn hier?«, wollte Tommy Albertson wissen.
»Ich bin hier, um dir bei deiner Trauerarbeit zu helfen. Offensichtlich hat dich das, was in den letzten Tagen in deinem Wohnheim passiert ist, so durcheinandergebracht, dass du die Kontrolle verloren hast.«
Der große Leuchtkörper über seinem Kopf flackerte kurz, bevor er ansprang. »Ja«, sagte er. »Ich mache mir ziemliche Sorgen wegen Gabe.«
»Weißt du, ob er eine Waffe hat?«
»Diese Frage habe ich doch bereits beantwortet«, erwiderte er. »Nein, ich weiß nicht, ob er eine Waffe hat. Ich wusste nicht, dass er deprimiert war. Dieses Mädchen habe ich nie kennengelernt. Beide nicht. Ich habe mich einfach bedeckt gehalten, wissen Sie! Habe mich nirgendwo eingemischt.«
»Ist das der Grund, warum du in Dekan Mitchells Büro sitzt, obwohl du im Unterricht sein solltest?«
»Das ist alles nur ein großes Missverständnis«, erwiderte er mit einem Achselzucken.
Sie setzte sich in einen der Sessel gegenüber der Couch. »Du bist hier in großen Schwierigkeiten, Tommy.«
»Das kommt schon alles in Ordnung«, versicherte er ihr. »Mein Dad ist unterwegs hierher, um die Sache zu klären.«
»Da gibt's aber ziemlich viel zu klären, wenn man bedenkt, dass du Schuleigentum beschädigt hast.«
Er zuckte wieder die Achseln. »Ich werde es bezahlen.«
»Du? Oder dein Dad?«
Noch einmal zuckte er die Achseln. »Was macht das aus? Er macht eine Spende oder kauft ein paar Football-Trikots, und dann ist die Sache vorbei. Außerdem, wissen Sie, wie Sie gesagt haben - ich hatte die Kontrolle
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