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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aufzunehmen?«
    »Natürlich nicht.«
    Etwas in Marys Tonfall brachte Faith zu der Frage: »Haben Sie versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen?«
    Wieder flossen die Tränen, und die Erniedrigung verunstaltete ihr hübsches Gesicht. »Natürlich.«
    »Was passierte?«
    »Er hatte dort ein anderes Mädchen«, sagte sie. »In unserem Zimmer. Meinem Zimmer.« Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich schrie die beiden an, drohte, die Polizei zu rufen, sagte jeden Blödsinn, der mir einfiel, nur um ihn zurückzubekommen.« Sie starrte die Markierungen am Türstock an, die Meilensteine im Leben ihrer Kinder. »Ich weiß noch, dass es in Strömen regnete und dass es kalt war - so kalt, wie es hier nie wird. Ich glaube, in diesem Jahr schneite es sogar.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ich bot mich ihm an, alles, was er wollte und wie er es wollte.« Sie nickte, als würde sie der Erinnerung zustimmen, dass sie bereit gewesen war, sich für diesen Mann auf jede erdenkliche Art zu erniedrigen. »Ich sagte ihm, ich würde alles tun.«
    »Wie reagierte er?«
    Sie schaute Faith an. »Er schlug mich mit Händen und Fäusten wie einen Hund. Bis zum nächsten Morgen lag ich auf der Straße.«
    »Gingen Sie ins Krankenhaus?«
    »Nein, nach Hause.«
    »Waren Sie danach noch einmal dort?«
    »Einmal, vielleicht drei Monate später. Zusammen mit meinem neuen Freund. Ich wollte vor Evans Haus parken. Ich wollte, dass jemand anderes mich dort fickt, als könnte ich es ihm heimzahlen.« Sie kicherte über ihre Naivität. »Ich kannte ihn doch und hätte wissen müssen, dass er wahrscheinlich am Fenster gestanden, uns zugesehen und sich einen runtergeholt hätte.«
    »Er war nicht da?«
    »Er war umgezogen. Ich schätze, er hatte sich nach besseren Möglichkeiten umgesehen, hatte sich aufgemacht in unsere berühmte Westfield Academy.«
    »Und Sie haben nie wieder mit ihm gesprochen - bis zu Ihrem ersten Tag in dieser Schule?«
    »Nein. Ich war nicht so blöd, dass ich gar nichts verstand.«
    »Was hatten Sie verstanden?«
    »Zuvor hinterließ er nie Verletzungen an Stellen, wo Leute sie sehen konnten. Daran merkte ich, dass es vorbei war. Er schlug mir so heftig ins Gesicht, dass mein Wangenknochen brach.« Sie legte sich die Hand an die Wange. »Man sieht es nicht, oder?«
    Faith schaute sich das hübsche Gesicht der Frau an, ihre makellose Haut. »Nein.«
    »Es ist innen drin«, sagte sie und strich sich über die Wange, so wie sie wahrscheinlich ihre Kinder tröstete. »Alles, was Evan mir angetan hat, ist immer noch innen drin.«
    Will ging über den Parkplatz hinter dem Copy Right und merkte, dass ihm langsam die Zeit knapp wurde. Morgen um diese Zeit würde Evan Bernard schon wieder ein freier Mann sein. Der Identifikation seines Komplizen waren sie noch keinen Schritt näher gekommen. Es gab keine Hinweise, denen sie folgen konnten, ein Durchbruch war nirgendwo in Sicht. Die forensischen Beweise brachten sie nicht weiter. Es würde Tage dauern, bis die DNS-Ergebnisse vorlagen. Amanda war skrupellos in ihrer Zielgerichtetheit. Sie bearbeitete Fälle, um sie zu gewinnen, und minimierte ihre Verluste, wenn sie merkte, dass die Chancen schlecht für sie standen. Wenn der Lösegeldanruf um vier Uhr nicht etwas Weltbewegendes erbrachte, würde sie bald anfangen, Ressourcen abzuziehen und anderen Fällen eine höhere Priorität einzuräumen.
    Sie hielten Emma für tot. Will spürte es an der Art, wie Faith ihn anschaute, die vorsichtigen Worte, die Amanda wählte, wenn sie über das Mädchen sprach. Sie alle hatten Emma aufgegeben - alle bis auf Will. Er konnte einfach nicht akzeptieren, dass das Mädchen nicht mehr am Leben war. Er konnte nichts anderes akzeptieren, außer Abigail Campano ein lebendes, atmendes Kind zurückzubringen.
    Er drückte auf den Knopf neben der Tür und wurde sofort eingelassen. Als Will den Gang entlang zum Copy Right ging, hörte er das schrille Sirren der Maschinen, die alle mit Hochdruck arbeiteten. Der Bautrupp auf der Straße trug ebenfalls zur Kakophonie bei, Schlagbohrer und Betonmischer lieferten einen stetigen Rhythmus. Im Laden vibrierten die Schaufenster, die auf die Peachtree Street hinausgingen, von den Aktivitäten.
    »Hey, Mann!«, rief Lionel Petty. Er saß hinter der Ladentheke und beugte sich über einen Pappteller mit einem sehr großen Steak und Pommes. Will erkannte das Logo auf der Papiertüte daneben als das der Steakery, eines Fast-Food-Ladens, dessen Spezialität große Portionen mit

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