Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
besuchte, haben wir diesen Teil der Tour gar nicht gemacht.«
    »Das ist ein gut gehütetes Geheimnis. Du solltest die Unterführung mal bei Footballspielen sehen. Da stehen sie von einer Wand zur anderen.«
    Faith merkte, dass sie schwitzte, obwohl es hier unten kühler war. Ihr Herz fing ohne Grund an zu hämmern, und die Treppe am Tunnelende schien in immer weitere Ferne zu rücken.
    »Hey.« Er klang besorgt. »Alles okay mit dir?«
    Sie nickte und kam sich blöd vor. »Es ist nur ...« Sie merkte, dass sie den Umschlag krampfhaft umklammert hatte, und zog die Fotos heraus, um nachzusehen, ob sie sie zerdrückt hatte. Als sie Victor ansah, spürte sie die Panik zurückkehren. Sein Gesicht war hart, wütend.
    Er starrte sie an, seine Wut war fast greifbar. »Was machst du mit Bildern von Evan Bernard?«
    »Woher kennst du ...«
    Er trat einen schnellen Schritt auf sie zu und packte sie am rechten Arm. Sein Griff war sehr fest. Er war Linkshänder. Warum war ihr das nicht schon früher aufgefallen?
    »Victor ...«, hauchte sie, und jetzt übermannte sie die Panik endgültig.
    »Sag mir, was du weißt«, verlangte er. »Sag es mir jetzt sofort.«
    Faith spürte, wie ihr rechter Arm in seinem Griff taub wurde. »Wovon redest du?«, fragte sie, und ihr Herz hämmerte so heftig, dass es schmerzte.
    Er bedrängte sie weiter. »War das so eine Art Falle?«
    »Um dich bei was zu ertappen?«
    »Ich habe keine Verbindung zu diesem Mann. Das kannst du ihnen sagen.«
    »Du tust mir weh.«
    Victor ließ sie los. Er schaute auf ihren nackten Arm hinunter, die Druckstellen, die er hinterlassen hatte. »Tut mir leid«, sagte er und trat wieder ein paar Schritte zurück. Er strich sich mit den Fingern durch die Haare und ging nervös hin und her. »Ich kenne Evan Bernard nicht. Ich hatte keine Ahnung, was er tat. Ich habe ihn nie mit Studenten und noch nie auf dem Campus gesehen.«
    Sie rieb sich den Arm. »Victor, von was, zum Teufel, redest du?«
    Victor steckte die Hände in die Taschen und wippte auf den Fußballen. »Sag mir nur eins, Faith. Bedeutet dir unsere Beziehung irgendwas, oder ermittelst du nur gegen mich?«
    »Wegen was? Was hast du getan?«
    »Ich habe rein gar nichts getan. Das versuche ich dir ja gerade zu sagen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dich wirklich gemocht, aber das war alles nur eine Art Spiel, nicht?«
    »Spiel?«, wiederholte sie. »Seit drei Tagen versuche ich, das kranke Arschloch zu finden, das Leute umgebracht und ein Mädchen entführt hat, um ihr wer weiß was anzutun. Glaubst du, das ist nur eine Art Spiel?«
    »Faith ...«
    »Nein«, blaffte sie. »Du klingst hier im Augenblick nicht wie der Vernünftige. Sag mir genau, was los ist, Victor, und fange mit deiner Beziehung zu Evan Bernard an.«
    »Er war über zwanzig Jahre lang Teilzeit-Tutor. In den Geisteswissenschaften sind unsere Studenten nicht gerade versiert, und er hat ihnen quasi Nachhilfe gegeben.«
    »Gehörte auch Adam Humphrey zu seinen Studenten?«
    »Nein, wir mussten Bernard letztes Jahr entlassen. Im letzten Sommerhalbjahr gab er Förderunterricht. Wir fanden heraus, dass er eine Affäre mit einer Studentin hatte. Mit mehreren Studentinnen. Er hat uns - vor allem mich - wegen unrechtmäßiger Kündigung verklagt.«
    »Warum dich persönlich?«
    »Weil das Programm zu meinem Zuständigkeitsbereich gehörte. Bernard verklagte jeden, der auch nur entfernt mit diesem Förderprogramm zu tun hatte. Er hat seine staatliche Pension, seine Zuschläge und seinen Rentenanspruch verloren.«
    »Es ist für einen Lehrer illegal, Sex mit Studentinnen zu haben.«
    »Nur, wenn man ihn in flagranti ertappt«, entgegnete Victor angewidert. »Keines der Mädchen wollte gegen ihn aussagen.«
    »Wie habt ihr es dann herausgefunden?«
    »Eine Studentin meldete sich. Er war ziemlich grob mit ihr umgesprungen. Es kam wohl zu einem Streit, und sie wurde verletzt. Sie kam aber erst ein paar Wochen später zu uns. Ich wollte sie überreden, zur Polizei zu gehen, aber sie wollte nicht. Sein Wort gegen ihres, okay? Sie hatte Angst, von den Medien vorgeführt zu werden. Und sie hatte Angst, auf dem Campus geächtet zu werden.« Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Es ist abscheulich genug, dass so etwas passiert ist, aber dass er uns verklagt...«
    »Warum gelangte das nie an die Öffentlichkeit?«
    »Weil er Geld will, keine Schlagzeilen, und die Universität wird mit Sicherheit nicht CNN anrufen und denen die Story servieren.

Weitere Kostenlose Bücher