Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
in die Augen schauen können. War das alles Will wirklich passiert? War er ein beschädigtes Produkt des staatlichen Adoptionsprogramms so wie Warren Grier?
    Was Will über die Zigarettennarben gesagt hatte, hatte so real geklungen. Versteckte er unter Sakko und Weste und Hemd ähnliche Narben? Faith war dabei gewesen, als sie die Fotos von Warrens vernarbtem Oberkörper gemacht hatten. Als Polizeibeamtin hatte sie viele Zigarettennarben auf vielen Opfern und auch auf vielen Verdächtigen gesehen. Sie waren in diesen Augenblicken nicht überraschend, etwas, das man zwischen den Tattoos und den Injektionsnarben erwartete. Die Leute wählten nicht aus Abenteuerlust ein Leben des Verbrechens. Sie waren Junkies und Kriminelle aus einem bestimmten Grund, und dieser Grund war für gewöhnlich in ihrer Kindheit zu finden.
    War Will nur ein guter Lügner? Als er davon sprach, wie es sich anfühlte, diese Brandnarben zu berühren, sprach er da aus eigener Erfahrung oder stellte er nur eine wohlüberlegte Vermutung an? Seit drei Tagen kannte sie diesen Mann, und sie wusste noch immer nur so viel über ihn wie am ersten Tag. Und sie verstand noch immer nicht, wie dieser Mann arbeitete. Warren hatte versucht, ihn umzubringen, aber statt den jüngeren Mann mit Pädophilen und Vergewaltigern zusammenzustecken, hatte er ihn persönlich in den Zellentrakt gebracht, um dafür zu sorgen, dass er eine Einzelzelle bekam. Und dann war da auch noch Evan Bernard. Jeder Polizist, der etwas auf sich hielt, wusste, der beste Weg, jemanden wie diesen arroganten Wichser zu knacken, war, ihn zu den gemeinsten Arschlöchern im Zellenblock zu stecken, aber Will hatte ihm praktisch einen Urlaubsschein ausgestellt, indem er ihn zu den Transsexuellen steckte.
    Faith dachte sich, dass es zu spät war, um jetzt noch Vermutungen über seine Strategie anzustellen - und außerdem war es ja nicht gerade so, dass er sich mit ihr beriet. Er hatte die Details des Falls in seinem Kopf wie in einem Tresor, und wenn Faith Glück hatte, ließ er vielleicht ein bisschen was davon heraus, wenn er gerade Lust dazu hatte. Er arbeitete anders als alle Polizisten, die sie kannte. In seinem Büro gab es nicht einmal eine Tafel mit einem Morddiagramm - einer chronologischen Auflistung von dem, was passiert war, wer was getan hatte, mit den Bildern der Verdächtigen und Opfer nebeneinander, sodass Spuren zurückverfolgt und Hinweisen nachgegangen werden konnte. Er konnte das alles unmöglich im Kopf behalten. Vielleicht speicherte er ja alles auf seinem kostbaren Digitalrekorder. So oder so, wenn Will irgendetwas passierte, dann gab es für den nächsten Ermittlungsleiter keinen Anknüpfungspunkt, von dem aus er weitermachen konnte. Das war eine offensichtliche Missachtung jeglicher allgemein akzeptierter Vorgehensweise, und Faith war schockiert, dass Amanda es ihm durchgehen ließ.
    Die Beziehung zwischen Amanda und Will zu analysieren war reine Zeitverschwendung. Faith wandte sich wieder dem Computer zu und bewegte die Maus. Der Bildschirm zeigte ein Foto von Warren Griers Bücherregal. Faith hatte sich das noch gar nicht bewusst gemacht, aber jetzt fand sie es merkwürdig, dass ein Mann, der nicht lesen konnte, Bücher zu Hause hatte.
    Sie kniff die Augen zusammen, um die Titel lesen zu können, überlegte es sich dann aber anders, und klickte, um ihre Augen zu schonen, auf die Zoomtaste, um das Foto zu vergrößern. Es gab mehrere Comics, was einleuchtend war, und, wie es aussah, Handbücher für verschiedene Bürogeräte. Die Buchrücken waren eher nach Farbe als nach Titeln geordnet. Die Bücher auf dem untersten Regalbrett waren größer, die Wörter verschwammen, weil sie nicht mehr im Fokus der Kamera waren. Von der Größe her vermutete Faith, dass es Kunstbücher waren - die teure Art, die man auf den Couchtisch legte, um anzugeben.
    Faith holte sich das unterste Brett näher heran, konnte die Titel aber noch immer nicht lesen. Die dicken, grauen Rücken von drei Büchern kamen ihr irgendwie bekannt vor. Sie stützte das Kinn in die Hand und zuckte wegen ihrer Verletzung vor Schmerz zusammen. Warum kamen ihr diese Buchrücken so vertraut vor?
    Sie öffnete einen der Kartons aus Warrens Wohnung, um nachzusehen, ob auch Bücher eingepackt worden waren. Der Karton schien alle Papiere und Quittungen aus den letzten zehn Jahren zu enthalten. Faith ging die Stapel durch und fragte sich, warum Will diesen ganzen Unsinn mitgenommen hatte. Mussten sie wirklich wissen,

Weitere Kostenlose Bücher