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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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mutmaßlich an der Crim vergewaltigt hatte«, begann Faith. »Aber wissen Sie noch, dass Sie sagten, er hätte ein Alibi gehabt?«
    »Was?«
    »Damals an der Crim«, wiederholte Faith und hätte am liebsten durch die Leitung gegriffen und Mary geschüttelt. »Wissen Sie noch, Sie sagten, Evan hätte die Schule wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs verlassen?«
    »Man konnte ihm rein gar nichts beweisen.« Mary lachte heiser auf. »Er kommt immer damit durch.«
    »Genau«, sagte Faith und starrte ihren Monitor an, die grauen Rücken der Jahrbücher der Alonzo Crim Highschool in Warren Griers Bücherregal. »Aber damals, so haben Sie mir gesagt, kam er damit durch, weil dort ein Schüler war, der ihm ein Alibi gab.«
    »Ja«, bestätigte Mary. »Warren Grier.« Sie spuckte den Namen aus. »Er sagte, sie wären nach der Schule wegen Nachhilfe oder so was zusammen gewesen.«
    Faith musste sichergehen. »Mary, wollen Sie mir damit sagen, dass Warren Grier Evan Bernard ein Alibi für ein Verbrechen gab, das vor dreizehn Jahren passierte?«
    »Ja«, wiederholte sie. »Erbärmlich, nicht? Dieser kleine Blödmann war Evan noch mehr hörig, als ich es war.«

    20

    W ill griff nach einem Pappbecher, aber der Spender war leer. Er spähte in den langen Zylinder neben dem Wasserkühler, um nachzusehen, ob weiter oben nicht noch ein Becher klemmte.
    »Hinten habe ich noch welche«, sagte Billy Peterson. Er war ein älterer Polizist, der schon seit Urzeiten die Aufsicht über die Zellen hatte.
    »Danke.« Will stand, die Hände in den Taschen, da, weil er Angst hatte, dass sein Zittern zurückkehren und ihn verraten könnte. Er spürte, wie sich in ihm eine vertraute Kälte aufbaute, dieselbe Kälte, die er schon als Kind entwickelt hatte. Schau genau zu, was passiert, aber halte die Angst und den Schmerz von dir fern. Lass sie nicht wissen, dass sie dir was tun können, das verleitet sie nur noch zu mehr Kreativität.
    Will redete nie über die Dinge, die ihm passiert waren - nicht einmal mit Angie. Einiges davon hatte sie mitbekommen, aber Will hatte es geschafft, das meiste davon strikt für sich zu behalten. Bis jetzt. Die Dinge, die er Warren Grier gesagt hatte, die grässlichen Geheimnisse, die er mit ihm geteilt hatte, waren Gedanken, die sich seit langem in ihm aufbauten. Doch statt eine Katharsis zu empfinden, fühlte er sich nackt und verletzlich. Er kam sich vor wie ein Betrüger. Und ein Schuft. Niemand konnte sagen, was Warren, der nun in seiner winzigen Zelle saß, im Augenblick durch den Kopf ging. Wahrscheinlich wünschte er sich, er hätte ein drittes Mal abgedrückt.
    Will ertappte sich dabei, wie er einen Sekundenbruchteil lang dem Mann daraus keinen Vorwurf machte. Er konnte den Warren aus dem Verhörzimmer nicht verdrängen, die Traurigkeit in seiner Haltung, die Art, wie er Will anschaute, als erwarte er, jeden Augenblick ins Gesicht getreten zu werden. Will musste sich wieder bewusst machen, was Warren getan hatte, musste an die Menschen denken, deren Leben er ruiniert hatte und vielleicht sogar von der Haft aus noch ruinierte.
    Die Zelle, in die Will Warren gesteckt hatte, war nicht viel größer als das Zimmer, das der Mörder sein Zuhause nannte - ein Loch im Vergleich zu Emma Campanos palastartigem Schlafzimmer mit den Designerkissen und dem riesigen Fernseher. Mit Verblüffung hatte Will ein starkes Gefühl der Einsamkeit gespürt, als er die Habseligkeiten des jüngeren Mannes durchschaute. Die ordentlich aufgereihten CDs und DVDs, die sorgfältig eingeräumte Sockenschublade und die nach Farben sortierten Kleidungsstücke im Schrank, all das erinnerte Will an ein Leben, das er ebenso gut selbst hätte führen können. Das berauschende Gefühl der Freiheit, das er mit achtzehn Jahren empfunden hatte, als er zum ersten Mal allein und auf eigene Verantwortung hinaus in die Welt durfte, war sehr schnell durch Panik ersetzt worden. Der Staat brachte einem nicht unbedingt bei, wie man sein Leben selbst in die Hand nahm. Schon von jungen Jahren an lernte man, zu akzeptieren, was immer man bekam, und nicht um mehr zu bitten. Es war reines Glück gewesen, dass Will letztendlich beim Staat eine Stelle gefunden hatte. Er wusste nicht, für welche andere Arbeit er mit seinen Problemen qualifiziert wäre.
    Warren musste in einer ähnlichen Lage gewesen sein. Nach seiner Personalakte im Copy Right arbeitete Warren Grier dort, seit er die Highschool abgebrochen hatte.
    Im Verlauf der letzten zwölf Jahre war er bis zum

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