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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aufsteigen, als ihm bewusst wurde, dass der Hund ihn nicht an der Tür begrüßt hatte. »Hast du Betty aus Versehen wieder im Wandschrank eingeschlossen?« Angie mochte den Chihuahua nicht besonders, und obwohl Will die kleine Dame nur aufgenommen hatte, weil kein anderer sie wollte, kümmerte er sich nun mit großer Fürsorglichkeit um sie. »Angie?«
    Sie lächelte unschuldig, was seine Besorgnis nur verschlimmerte.
    Er pfiff und rief »Betty?«. Ihr winziges Köpfchen lugte aus dem Durchgang zur Küche heraus, und er war sehr erleichtert, als ihre winzigen Krallen über den Dielenboden klapperten. »Das war nicht lustig«, sagte er zu Angie, als er sich in den Sessel setzte.
    Der Tag holte ihn jetzt sehr schnell ein. Die Muskeln in seinem Körper fühlten sich an, als würden sie schmelzen. Obwohl er im Augenblick absolut nichts mehr tun konnte, hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er zu Hause in seinem Sessel saß, während der Mörder da draußen frei herumlief. Die Digitaluhr auf dem Kabeldecoder zeigte 1 :33. Will hatte nicht bemerkt, wie spät es schon war, und die Erkenntnis legte sich wie ein dumpfer Schmerz über ihn. Als ihm Betty auf den Schoß sprang, konnte er sich kaum bewegen, um sie zu kraulen.

Angie sagte: »Wenn du wüsstest, wie lächerlich du mit diesem Ding auf deinen Knien aussiehst.«
    Er starrte den Couchtisch an, die Fingerabdrücke auf dem polierten Holz. Ein leeres Weinglas stand neben einer offenen Tüte Doritos. Sein Magen knurrte beim Anblick der Chips, aber er war zu müde, um die Hand auszustrecken und sich ein paar zu nehmen. »Du hast gestern Abend den Deckel der Mülltonne nicht zugemacht«, sagte er zu ihr. »Ein Hund oder sonst was ist da reingekrochen. Heute Morgen lag der Müll überall im Garten verstreut.«
    »Hättest mich aufwecken sollen.«
    »War ja keine große Sache.« Er hielt inne, um sie spüren zu lassen, dass es das durchaus war. »Willst du mich nicht nach Paul fragen?«
    »Jetzt schon?«, fragte sie. »Ich wollte dir wenigstens Zeit geben, dich zu beruhigen.«
    Als Paul damals in das Kinderheim gekommen war, hatte Will ihn vergöttert. Er war alles, was Will nicht war: charmant, beliebt, beschnitten. Ihm schien alles einfach zuzufliegen - Angie eingeschlossen. Doch ehrlich gesagt, Angie war für jeden einfach zu haben. Na ja, für jeden außer für Will. Er wusste noch immer nicht, warum Paul ihn so gehasst hatte. Es dauerte ungefähr eine Woche, bis der ältere Junge anfing, ganz offen auf ihm herumzuhacken, und noch eine, bis er anfing, seine Fäuste zu benutzen.
    Jetzt sagte Will zu Angie: »Er nennt mich noch immer Mülleimer.«
    »Du wurdest in einem gefunden.«
    »Das ist lange her.«
    Sie zuckte die Achseln, als wäre das alles so einfach. »Dann nenn ihn halt Schwanzlutscher.«
    »Das wäre ein bisschen grausam, wenn man sich überlegt, was seine Tochter wahrscheinlich hat durchmachen müssen.« Will korrigierte sich: »Noch immer durchmachen muss.«
    Sie starrten beide schweigend den Fernseher an. Es lief gerade ein Werbespot für Diätpillen - vorher und nachher.
    Es schien, als wollte jeder an seinem Leben irgendetwas ändern. Er wünschte sich, es gäbe eine Pille, die er nehmen könnte, um Emma zurückzuholen. Egal, wer der Vater war, das Mädchen war einfach nur ein unschuldiges Kind. Nicht einmal Paul verdiente es, seine Tochter zu verlieren. Niemand verdiente so etwas.
    Will schaute Angie an, dann wieder zum Fernseher. »Was meinst du, was für Eltern wären wir wohl?«
    Sie hätte sich fast verschluckt. »Wie kommst du denn so plötzlich darauf?«
    »Keine Ahnung.« Er strich Betty über den Kopf, zupfte an ihren Ohren. »Hab's mir nur gerade überlegt.«
    Angies Mund bewegte sich, sie musste den Schock erst einmal verdauen. »Was hast du dir überlegt, ob er ein Drogensüchtiger wird wie meine Mutter oder ein Psychopath wie dein Vater?«
    Will zuckte die Achseln.
    Sie setzte sich auf. »Was würden wir ihm sagen, wie wir uns kennengelernt haben? Geben wir ihm ein Exemplar von Blumen der Nacht und hoffen aufs Beste?«
    Er zuckte noch einmal die Achseln und zupfte an Bettys Ohren. »Vorausgesetzt, er kann lesen.«
    Angie lachte nicht. »Was sollen wir ihm sagen, warum wir geheiratet haben? Normale Kinder fragen solche Sachen doch die ganze Zeit, Will. Das weißt du doch, oder?«
    »Gibt es ein Buch über einen Daddy der Mummy ein Ultimatum stellt, nachdem sie ihn mit Syphilis angesteckt hat?«
    Will schaute zu ihr hinüber, als sie nicht

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