Will Trent 02 - Entsetzen
des Wohnheims gegen sieben Uhr fünfundvierzig gestern Morgen. Er hatte einen Kurs um acht Uhr, der Lehrer bestätigte, dass er dort war. Adam hielt die ganze Zeit eine Art Vortrag, also konnte er sich nicht einfach hinausschleichen. Das Kartenlesegerät, was übriges überhaupt nichts zu bedeuten hat - Sie sind nicht das einzige Genie, das auf den Trick mit dem Behindertenschalter gekommen ist -, verzeichnete seine Rückkehr ins Wohnheim um zehn Uhr achtzehn, was zum Ende seiner Stunde um zehn passt. Was wir auf der Kamera sehen, ist wahrscheinlich sein Hinterkopf. Er zog sich um und verließ dann genau um zehn Uhr zweiunddreißig das Haus wieder. Das ist das Letzte, was wir von ihm haben, außer Sie halten noch was zurück.«
Will sah auf. »Was sollte ich denn zurückhalten?«
»Ich weiß nicht, Will. Als ich Sie das letzte Mal sah, mussten Sie unbedingt zu diesem Copyshop, um sich Kayla Alexanders Prius anzusehen. Das ist ein ziemliches Schlüsselindiz, aber wir reden seit zehn Minuten über alles bis aufs Wetter, und Sie haben mir noch rein gar nichts gesagt.«
»Tut mir leid«, erwiderte Will, wusste aber, dass das kein großer Trost war. »Sie haben recht. Ich hätte es Ihnen sagen sollen. Ich bin es nicht gewöhnt...«
»Mit einem Partner zu arbeiten.« Sie beendete den Satz für ihn, und an ihrem Ton merkte er, dass die Ausrede allmählich einen Bart hatte.
Er konnte ihr nicht verdenken, dass sie verärgert war. Sie arbeitete an diesem Fall genauso hart wie er, und sie außen vor zu lassen war einfach unfair. So detailliert, wie er nur konnte, berichtete er ihr von den Videoaufzeichnungen der Überwachungskamera des Copy Right und dem Seil und dem Isolierband, das Charlie gefunden hatte. »Nach der Aufzeichnung tauchte das dunkle Auto gestern Vormittag genau um elf Uhr fünfzehn auf. Zwei Personen stiegen aus - Adam und ein Unbekannter. Wir können annehmen, dass Emma aus dem Kofferraum geholt und in das dunkle Auto gebracht wurde. Eine gute Minute später war es wieder verschwunden.« Er fasste zusammen: »Adams letzter uns bekannter Aufenthaltsort ist also die Parkgarage des Copy-Right-Gebäudes um elf Uhr fünfzehn.«
Faith hatte sich die Daten in ihr Notizbuch geschrieben, bei diesem letzten Punkt hielt sie jedoch inne und schaute zu Will hoch. »Warum dort?«
»Es ist billig und nah am Haus. Es gibt keinen Parkwächter.«
Faith spann den Gedanken weiter: »Die neugierige Nachbarin verpetzte sie letztes Jahr, als sie in der Auffahrt parkten. Das Parkhaus zu benutzen war eine gute Möglichkeit, sie zu umgehen.«
»Das habe ich auch angenommen«, sagte Will. »Wir überprüfen alle Angestellten des Copy Right. Die beiden Mädchen der Abendschicht kamen herein, als wir noch da waren - Frieda und Sandy. Sie gehen wirklich nicht in die Garage. Es ist dunkel, und sie halten sie nicht für besonders sicher, was vermutlich stimmt, da es keine wirkliche Überwachung gibt.«
»Was ist mit den Bauarbeitern?«
»Amanda versucht heute, sie aufzuspüren. Dabei reicht es nicht, nur die Stadt anzurufen und nach einer Liste zu fragen. Offensichtlich tauchen die Arbeiter am Morgen einfach auf und kriegen dann erst gesagt, welches Loch sie zuerst stopfen sollen. Es gibt alle möglichen Subunternehmen, die wieder Subunternehmer einsetzen, und bevor man sich's versieht, hat man Tagelöhner und nicht dokumentierte Arbeiter - ein totales Durcheinander.«
»Hat irgendjemand das Auto zuvor schon mal gesehen?«
»Das Parkhaus befindet sich hinter dem Hauptgebäude. Wenn die Leute von Copy Right nicht zufällig auf den Überwachungsmonitor schauen, haben sie keine Ahnung, wer kommt und geht, und natürlich werden die Bänder immer wieder überspielt, sodass wir keine alten Aufzeichnungen zum Vergleich haben.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich will über unseren Verdächtigen reden. Ich glaube, wir brauchen ein klareres Bild davon, um was für einen Menschen es sich eigentlich handelt.«
»Sie meinen ein Täterprofil? Ein Einzelgänger zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahren, der bei seiner Mutter wohnt?«
Will gestattete sich ein Lächeln. »Die Sache war sehr gut organisiert. Er brachte das Messer, das Seil und das Isolierband mit. Jemand hat ihn ins Haus gelassen.«
»Sie glauben, es war wirklich als Entführung geplant und Kayla und Adam kamen in die Quere?«
»Es wirkt irgendwie persönlicher als das«, sagte Will. »Ich weiß, ich widerspreche mir selbst, aber der Tatort war chaotisch. Wer Kayla
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