Will Trent 02 - Entsetzen
schluchzte er. »Ich dachte, na ja, vierzehn oder so. Nicht siebzehn. In den Nachrichten hieß es, sie ist siebzehn.«
Faith klemmte seine Büchertasche in die Tür, um sie offen zu halten, bevor sie sich neben ihn auf den Boden setzte. »Erzähl mir alles von Anfang an«, sagte sie, um eine besänftigende Stimme bemüht. Sie hatte den Beweis vor sich, dass Adam mit Gabe über Emma gesprochen hatte.
»Tut mir leid«, schluchzte er. Seine Unterlippe zitterte, und er senkte wieder den Kopf, um sein Gesicht vor ihr zu verbergen. »Ich hätte es Ihnen sagen müssen.«
Eigentlich hätte Faith Mitleid haben sollen mit dem Jungen, aber sie musste immer daran denken, dass Emma Campano auch irgendwo war und weinte - dass aber dort niemand war, der sie tröstete.
»Tut mir leid«, wiederholte er. »Es tut mir ja so leid.«
Sein Körper bebte wieder, während er mit seinen Gefühlen kämpfte. »Er hat sie online kennengelernt. Er war auf einer dieser Video-Websites.«
Faith blieb beinahe das Herz stehen. »Was für eine Website?«
»LS.« Faith hatte die Antwort schon gewusst, bevor er den Mund öffnete. Lernstörungen. Will Trents Instinkte waren wieder einmal richtig gewesen.
Gabe erzählte weiter: »Adam war die ganze Zeit online mit ihr, vielleicht ein Jahr oder so.«
»Du hast gesagt, es war eine Video-Site?«, fragte sie und überlegte sich, was der Junge sonst noch alles geheim gehalten hatte.
»Ja«, antwortete Gabe. »Viele von denen hatten Probleme mit dem Schreiben.«
»Was für eine Lernstörung hatte Adam?«
»Irgend 'ne Verhaltenssache. Er wurde zu Hause unterrichtet. Er konnte sich einfach nirgendwo einfügen.« Gabe schaute sie an. »Sie glauben doch nicht, dass er deswegen umgebracht wurde, oder?«
Faith wusste im Augenblick noch rein gar nichts, aber sie versicherte ihm: »Nein. Natürlich nicht.«
»Sie sieht jünger aus, als sie ist, wissen Sie das?«
Faith wollte ganz sicher sein, dass sie wirklich verstand. »Ist das der Grund, warum du mir nicht gesagt hast, dass Adam Emma traf? Du dachtest, sie ist noch minderjährig, und du wolltest ihn nicht in Schwierigkeiten bringen?«
Er nickte. »Ich glaube, er hatte auch ein Auto.«
Faith spürte, wie sich ihre Kiefermuskeln anspannten. »Was für ein Auto? Was für ein Modell?«
Er nahm sich Zeit mit der Antwort - ob um der Wirkung willen oder weil er wirklich mit Gefühlen kämpfte, konnte er nicht sagen. »Es war ein alter Klapperkasten. Irgendein Graduierter ging nach Irland und hängte eine Anzeige ans Schwarze Brett.«
»Kannst du dich noch an den Namen des Studenten erinnern?«
»Farokh? So in der Richtung.«
»Weißt du, wie das Auto ausgesehen hat?«
»Ich habe es nur einmal gesehen. Irgend so ein beschissenes Blau. Hatte nicht mal 'ne Klimaanlage.«
Adam hatte dreißig Tage Zeit gehabt, das Auto anzumelden, und das erklärte vielleicht, warum sie im staatlichen System nichts darüber gefunden hatten. Wenn sie eine Beschreibung bekommen könnten, dann könnten sie es zur Fahndung ausschreiben, und jeder Polizist in der Stadt würde Ausschau nach ihm halten. »Fällt dir sonst noch etwas über das Auto ein? Hatte es Aufkleber an der Stoßstange oder eine kaputte Windschutzscheibe oder ...«
Er reagierte gereizt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe es nur einmal gesehen.«
Faith konnte die Irritation in ihrer Stimme fast spüren wie ein Kratzen im Hals. Sie atmete tief durch, bevor sie fragte: »Warum hast du mir nicht gleich von dem Auto erzählt?«
Er zuckte die Achseln. »Ich habe es meiner Freundin Julie erzählt, und sie meinte ... sie meinte, wenn Emma tot ist, dann ist es meine Schuld, weil ich es Ihnen nicht gesagt habe. Sie hat gesagt, sie will mich nie wiedersehen.«
Faith nahm an, dass das die Sache war, die ihn wirklich beschäftigte. Es gab nichts Egoistischeres als einen Teenager. Sie fragte: »Hast du Emma je persönlich kennengelernt?«
Er schüttelte den Kopf.
»Was ist mit ihrer Freundin Kayla Alexander - blondes Mädchen, sehr hübsch?«
»Von ihr habe ich erst gehört, als ich die Nachrichten einschaltete«, erwiderte Gabe und fragte dann: »Glauben Sie, ich habe was Schlimmes getan?«
»Natürlich nicht«, beruhigte Faith ihn und hoffte, dass man den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht hörte. »Kennst du den Namen der Website, die Adam und Emma benutzten?«
Er schüttelte den Kopf. »Er hatte sie auf seinem Laptop, aber der wurde ja gestohlen.«
»Wann wurde er gestohlen?«
Gabe setzte sich auf und
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