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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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noch nicht mal sehen können. ich weiß, dass ich dagegen kaum wirklich was haben kann. aber so fühlt es sich für mich nicht an. es fühlt sich für mich so an, als hätte ich mich total ins aus manövriert.
     
    mom fällt beim frühstück mein extrem übersteigerter selbsthass auf. vermutlich erkennt sie es daran, dass ich die schoko-krispies in milch ertränke, bis alles überfließt.
     
    mom: was ist los, will?
    ich: was denn?
    mom: will …
    ich: alles in ordnung.
    mom: nein, ist es nicht.
    ich: wie willst du mir sagen können, dass es das nicht ist? entscheide darüber nicht ich?
     
    sie setzt sich mir gegenüber an den tisch und legt ihre hand auf meine, obwohl das bedeutet, dass ihr unterarm jetzt in einem tümpel aus schokofarbener milch schwimmt.
    mom: kannst du dich noch daran erinnern, wie viel ich immer rumgeschrien habe?
     
    ich habe keinen blassen schimmer, wovon sie redet.
     
    ich: du schreist nicht. du wirst schweigsam.
    mom (schüttelt den kopf): schon als du noch klein warst, aber vor allem später, als dein vater und ich miteinander durchgemacht haben, was wir miteinander durchgemacht haben. da musste ich einfach immer mal wieder raus, ins auto rein, um die ecke fahren und mir die seele aus dem leib schreien. ich habe geschrien und geschrien und geschrien. manchmal einfach nur gebrüll. und manchmal laute fluche und verwünschungen – alles, was du dir denken kannst.
    ich: ich hab da ganz schön viel auf vorrat. hast du jemals
    ›rabenaas‹ gebrüllt?
    mom: nein, aber…
    ich: oder ›mistpisser‹?
    mom: will …
    ich: du solltest mal ›mistpisser‹ ausprobieren. ist ziemlich befriedigend.
    mom: was ich damit sagen will, ist, dass es augenblicke gibt, in denen du das alles rauslassen musst. den ganzen ärger, den ganzen schmerz.
    ich: hast du schon mal daran gedacht, mit jemandem darüber zu reden? ich hätte da auch ein paar pillen, die dich interessieren könnten, aber die bekommt man leider nur auf rezept. aber das ist nicht schlimm, geht ganz schnell, noch nicht mal eine stunde, dann sind sie fertig mit der diagnose. mom: will.
    ich: entschuldigung. ist nur weil … ich bin gar nicht richtig wütend oder verletzt. nur wütend auf mich selbst.
    mom: das ist genauso wut.
    ich: aber hast du nicht das gefühl, dass das weniger zählt?
    ich meine, jedenfalls nicht so, wie wenn man auf jemand anders wütend ist?
    mom: warum ausgerechnet heute?
    ich: wie meinst du das?
    mom: warum bist du ausgerechnet heute so wütend auf dich selbst?
     
    ich wollte es nicht dermaßen an die große glocke hängen. aber jetzt hat sie mich am wickel. deshalb sag ich ihr schließlich, dass heute der tag der premiere von tinys musical ist.
     
    mom: du solltest hingehen.
     
    jetzt ist es an mir, den kopf zu schütteln.
     
    ich: nein. auf keinen fall.
    mom: doch. und, will?
    ich: ja?
    mom: red mit maura.
     
    ich schlucke hastig alle schoko-krispies runter, bevor sie da auch noch einen weg findet, mich rumzukriegen. als ich in die schule komme, lasse ich maura auf ihrem beobachtungsposten links liegen und bemühe mich, den schultag als ablenkungsmanöver von meiner beschissenen stimmung zu nutzen. deshalb versuche ich auch, im unterricht aufzupassen,
aber es ist dermaßen langweilig, als hätten sich die lehrer gegen mich verschworen, um mich bloß nicht vor meinen eigenen gedanken fliehen zu lassen. ich habe angst davor, was gideon sagt, wenn ich ihm alles erzähle. und deshalb tu ich so, als wäre es ein ganz normaler tag und als würde ich nicht im kopf alles zusammentragen, was ich in den letzten wochen falsch gemacht habe. hab ich tiny wirklich eine chance gegeben? hab ich maura wirklich eine chance gegeben? tiny wollte mich besänftigen und ich hab ihn nicht gelassen. maura wollte mir erklären, warum sie das alles getan hat, und ich hab sie nicht gelassen.
    am ende, als der unterricht vorbei ist, halte ich es mit mir und meinen problemen allein nicht mehr aus. ich muss unbedingt mit gideon darüber reden. etwas in mir hofft, dass er vielleicht sagt, ich müsse mich für überhaupt nichts schämen, weil ich nichts falsch gemacht hätte. er steht vor seinem schließfach und ich sage
     
    ich: kannst du das fassen? meine mutter hat gesagt, ich soll bei tinys premiere aufkreuzen und mit maura reden.
    gideon: solltest du auch.
    ich: hat deine schwester gestern abend deinen mund als crackpfeife missbraucht? bist du verrückt geworden?
    gideon: ich hab keine schwester.
    ich: egal. du weißt, was ich

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