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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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das sie so nun gar nicht glauben konnte. „Wenn Hermstein für den Geheimdienst arbeitet, was will er dann in der Bremer Regierung?“
    „Na, sich selbst kontrollieren.“ Haschner verging ein Anflug von Lächeln. „Ein deutscher Geheimdienst hätte damit zum ersten Mal direkten Zugang in eine Regierung. Ohne dass es bekannt ist, wohlgemerkt. Das würde manches für deren Arbeit leichter machen. Stellen Sie sich mal vor, Hermstein würde in einer neuen Regierung Innensenator werden!“
    Mechthild setzte sich zurück aufs Sofa und ließ ermattet die Hände sinken. Wenn Haschner mit dieser Vermutung richtig liegen sollte? Sie fühlte sich plötzlich völlig ohnmächtig. „Wenn das wahr ist, was sollen wir denn dann machen? Gegen solch eine geballte Macht haben wir doch keine Chance. Das würde doch auch bedeuten, dass unsere eigenen Leute hinter dem Mordversuch an Ayse ...“ Mechthild stockte. „Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
    Haschner ergriff wieder das Wort. Seine journalistische Leidenschaft war geweckt worden. Er sah sich involviert, möglicherweise einen politischen Skandal aufdecken zu können. „Vielleicht begehen sie keinen Mord. Oder wollen zumindest dafür keine Verantwortung tragen. Aber was ist, wenn ihnen Hermstein seine Schwierigkeiten erklärte und man mit Geld nicht weiterkam? Der Wirtschaftssenator kann dem Hermstein doch mal den Rat gegeben haben, sich vertrauensvoll an seinen Geschäftspartner aus Russland zu wenden. Und schon wird die Sache wieder rund.“
    Mechthild schüttelte verzweifelt den Kopf. „Alles Spekulation. Wir haben doch nichts in der Hand.“
    So sah das Haschner aber gar nicht. Und er hatte einen Vorschlag. „Gegen die Geheimdienste werden wir mit dem, was wir haben, wohl nicht punkten können. Aber wir könnten uns Hermstein vornehmen.“
    „Wir können ihn höchstens outen. Und was bringt das?“ Ayse war frustriert. „Für die Vergewaltigung kriegen wir ihn sowieso nicht mehr dran. Das ist höchstens ein Skandal. Der tritt zurück, und das war’s dann.“
    Aber Haschner hatte etwas ganz anderes vor. Angespannt drückte er seine Handflächen aneinander und fuhr fort. Er wollte, dass Sigrid Janssen Hermstein die Photos für eine bestimmte Summe anbot. Bei der Geldübergabe könnte die Mordkommission dann zugreifen. Dass sie die Vergewaltigung nicht zu Ende ermitteln können würden, wüssten sie zu diesem Zeitpunkt doch noch nicht. So hätten sie einen Grund, bei Hermstein eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Und vielleicht stießen sie dann auf Material, das die ganze Geschichte aufhellte.
    „Also, wie denken Sie darüber?“ Haschner sah beide Frauen abwechselnd an.
    Mechthild fuhr sich nervös durch die Haare. „Das ist Anstiftung zu einer Straftat. Und für Frau Janssen viel zu riskant.“
    Auch Ayse hatte ihre Bedenken. „Wenn das rauskommt, fliegen wir raus. Das ist doch wohl klar.“
    Haschner setzte noch einmal an. „Ganz im Ernst, meine Damen: Wenn an der Sache etwas dran ist, müssen Sie sich sowieso die Frage stellen, ob Sie für eine solche Regierung überhaupt arbeiten wollen. Und zweitens: Wenn es rauskommen sollte, dann will keiner etwas davon gewusst haben, und Sie beide wird man fein in Ruhe lassen. Also, ich sage, wir machen das. Aber es geht nur mit Ihrer Hilfe.“
    Ayse zog Mechthild vom Sofa und ging mit ihr außer Reichweite Haschners. Er konnte nicht hören, was sie besprachen, aber sie tuschelten sehr aufgeregt miteinander. Als sie sich wieder umdrehten, ergriff Mechthild das Wort. „Gut, wir machen das. Es kommt sowieso nicht mehr drauf an. Aber glauben Sie wirklich, Frau Janssen spielt da mit?“
    Haschner erhob sich erleichtert. „Wo ist das Telephon?“
    „Hier! Nehmen Sie lieber dieses Handy. Man weiß ja nie!“
    Haschner nickte und ging mit dem Telephon auf den Flur. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis er zurückkam. Sein Gesicht war sehr ernst. „Sie macht es. Aber wir müssen noch Vorbereitungen treffen.“
    „Ach, und an was haben Sie gedacht, Herr Kommissar?“ spöttelte Ayse und zog sich einen sauren Blick Mechthilds zu.
    Haschner ignorierte Ayses Spruch. „Sie müssen eine Telephonüberwachung für Sigrid Janssen beantragen. Damit wir mithören können.“
    Mechthild schüttelte den Kopf. „Geht nicht. Dann wissen alle gleich Bescheid. Wir machen das anders.“ Dann erläuterte sie, dass Sigrid Janssen eine Erklärung unterschreiben sollte, die Mechthild erlaubte, ihr Telephon

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