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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Fragezeichen: Verfassungsschutz. Dazu kam der lettische Mörder, der erst recht nicht in das Schaubild passen wollte. Aber als sie das Photo Bruninieks aus dem Restaurant Moskau ins Spiel brachte, entstand die Verbindung zwischen dem russischen Restaurantbesitzer und dem Wirtschaftssenator der konservativen Partei, da sie ja gemeinsam eine Firma besaßen.
    „Und weißt du, was noch auffällt?“ Ayse schaute wie gebannt auf Mechthilds Verbindungslinien an der Wand und stand auf. „Im Terminkalender von Bernhard Lange stand CH. Das könnte auch Cäsar Hermstein heißen!“
    Mechthild pinselte ein CH aufs Papier und zog eine Linie zur konservativen Partei. „Ja, wenn Hermstein zu dem Zeitpunkt im Büro von Lange war, dann erklärt das möglicherweise den Anruf bei Dunker. Vielleicht wurde klar, dass Dunker ein Problem werden könnte, und einer der beiden hat dann bei ihm angerufen. Frau Janssen sagte ja aus, dass Dunker Geld geboten worden war.“
    Ayse setze sich rücklings auf den Stuhl am Schreibtisch und legte ihren Kopf auf die Lehne. „Aber wie um alles in der Welt passen da Roder und der Verfassungsschutz rein? Und wer hat auf mich geschossen? Und warum?“
    „An dem Tag, als der Anschlag auf dich verübt wurde, hattest du zum ersten Mal eine Recherche in eine andere Richtung begonnen. Du erinnerst dich? Du hast die Passagierlisten Bremen-Riga überprüft.“
    „Ja, aber das hat doch keiner gewusst!“
    Mechthild blickte ihre Freundin lange und ruhig an. „Ich wäre mir da nicht so sicher.“ Sie tippte mit dem Finger auf ihr Schaubild und zeigte auf das Wort „Verfassungsschutz“.
    „Wenn wir von Anfang an überwacht wurden, dann haben sie, wer immer das sein mag, auch gewusst, dass wir mit Riga in Kontakt waren.“
    „Aber warum sollte der VS so etwas machen? Das ergibt doch erst mal keinen Sinn! Das sind doch sozusagen Leute von uns!“
    „Wir brauchen jemanden, der anders denkt als wir. Der die Dinge anders betrachten kann als wir mit unserer kriminalistischen, staatstragenden Ausrichtung.“ Sie griff sich ihr neues Handy und versendete eine SMS.
    „Wen hast du benachrichtigt?“ Ayse war neugierig.
    „Warte es ab! Ich hoffe, ich kriege gleich eine Antwort.“ Wenig später deutete ein leises Signal den Eingang einer Nachricht auf Mechthilds Handy an. „Er ist auf dem Weg“, gab sie Ayse bekannt, die noch immer nicht ganz verstand. „Lass dich überraschen!“
    Etwa zwanzig Minuten später schellte es an der Haustür. Mechthild eilte auf den Flur und öffnete. Ayse konnte hören, wie sie jemanden kurz begrüßte und eine männliche Stimme antwortete, die ihr aber nicht bekannt vorkam. Wenig später trat Mechthild zusammen mit Klaus Haschner ins Wohnzimmer. Ayse war erstaunt. Was hatte Mechthild mit Haschner zu tun? Der war in der Polizei recht gut bekannt und zum Teil berüchtigt für seine kritischen Artikel über ihre Arbeit.
    Ayse gefiel diese Verbindung ganz und gar nicht, und sie machte keinen Hehl daraus. „Was soll das denn, Mechthild? Arbeiten wir jetzt schon mit den Leuten zusammen, die uns andauernd in die Pfanne hauen? Dazu habe ich keine Lust.“ Sie machte Anstalten zu gehen.
    „Nun warte mal!“ Mechthild hielt ihre Freundin zurück. „Wir verdanken Herrn Haschner den Kontakt mit Sigrid Janssen und somit auch die Photos. Ohne ihn wären wir heute noch lange nicht so weit. Also was ist? Willst du dich jetzt aus dem Staub machen, oder wollen wir uns anhören, ob Herr Haschner uns bei der Entschlüsselung dieses Rätsels behilflich sein kann?“
    Ayse presste die Lippen aufeinander. Über Haschner war ihre Freundin also zu den Photos gekommen. Dafür hatte sie ihm sicherlich schon so einiges erzählt. Am schlimmsten aber fand sie, dass ihr ihre beste Freundin das verschwiegen hatte.
    „Wenn Ihnen eine Zusammenarbeit mit mir unangenehm ist, dann kann ich auch wieder gehen, Frau Günher“, mischte sich Klaus Haschner nun ein. „Aber Sie sollten bedenken, dass auf Sie ein Mordanschlag verübt worden ist, und es spricht nichts dafür, dass es keinen zweiten geben kann.“ Sofort warf Mechthild Haschner einen bösen Blick zu. So sollte er nicht mit ihrer Freundin sprechen. Aber Haschners Worte hatten bereits gewirkt.
    „Verdammt noch mal!“ motzte Ayse. „So kriegen wir am Ende doch noch mehr Ärger! Wenn rauskommt, dass wir mit der Presse zusammenarbeiten. Und auch noch mit der taz!“
    Mechthild versuchte, ihre Freundin zu beruhigen. „Was wir dringend brauchen, ist eine

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