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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Sigrid. Ich habe gerade mit ihr gesprochen. Das war ein feiner Zug von Ihnen.“
    „Sie wissen doch auch, dass ich gar nicht anders konnte.“
    Haschner machte eine kurze Pause. „Wer weiß? Hätte sicherlich auch anders kommen können. Aber wie geht es jetzt weiter? Denken Sie daran, dass wir eine Vereinbarung haben. Sie können mich die ganze Nacht erreichen.“
    Bei der anschließenden Vernehmung stellte sich Hermstein stumm. Er gab seine Personalien an, und dabei blieb es.
    „Herr Hermstein“, ermahnte ihn Mechthild. „Es geht hier um eine schwere Straftat: Entführung! Und vielleicht um Mord!“
    Hermstein hob den Kopf und starrte auf einen Punkt irgendwo an der Decke. Er schwieg.
    Mechthild konfrontierte ihn mit den Photos aus Nicaragua. Hermstein sagte nichts. „Verdammt noch mal!“ Sie knallte ihre Hand auf den Tisch, dass es bebte. „Sie kommen hier nicht wieder raus. Wir durchsuchen heute Nacht noch Ihre Wohnung. Sie sollten sich mal darüber klar werden, in welcher Lage Sie sich befinden.“
    Aber Hermstein ließ sich nicht beeindrucken. Er strahlte eine apathisch anmutende Gelassenheit aus. Als wenn er allein im Raum wäre. Alle Bemühungen des Vernehmungsteams zeigten keine Erfolge. Mit stoischer Ruhe schwieg Hermstein weiter. Er schien zu warten. Aber auf was?
    Mechthild brauchte eine Pause zur Besinnung. Sie wusste: Hermstein war geliefert. Auch politisch. Den weiteren Wahlkampf konnte er vergessen. Seine Partei würde am Ende sein. Sie rief Heller zu sich. „Nehmen Sie Kontakt mit dem richterlichen Notdienst auf. Schildern Sie unsere Festnahme, und holen Sie sich einen Durchsuchungsbeschluss für Hermsteins Wohnung. Dann nehmen wir eben erst mal seine Bude auseinander. Mal sehen, was wir da noch alles finden.“
    Ayse kam aus dem Vernehmungszimmer und schloss leise die Tür. „Der muss doch wissen, dass er hier nicht wieder herauskommt! Bei allem, was wir haben, ist der doch erledigt!“
    Mechthilds Gesicht begann zu jucken. Ein untrügliches Zeichen für ihre Nervosität. Genervt kratzte sie an ihrer Wange. Irgendetwas stimmte hier nicht. Hermstein war zu selbstsicher. „Los, wir nehmen ihn uns noch mal vor.“
    Gerade als sie wieder ins Vernehmungszimmer wollten, kam Heller angerannt. Aufgeregt berichtete er, dass der richterliche Notdienst heute Nacht ausnahmsweise nicht besetzt war, da der zuständige Richter erkrankt war.
    „Dann eben sein Stellvertreter! Mensch Heller“, raunte Mechthild sauer. „Darauf können Sie doch wohl selbst kommen!“
    „Der ist auch krank“, erklärte Heller.
    „Also gut. Wir haben keine Gefahr im Verzug. Morgen werden ja wohl nicht alle Richter gleichzeitig fehlen.“ Dann nahm sie sich mit Ayse noch einmal Hermstein vor.
    Aber kurz nach Mitternacht wollte Mechthild die Vernehmung erschöpft abbrechen. Hermstein war nicht zu bewegen, nicht zu knacken. Enttäuscht blickte sie zu ihrer Freundin.
    Plötzlich drang vom Flur vor dem Vernehmungszimmer Lärm herein. Sie hörten Soutons aufgeregte Stimme. Die Tür zum Vernehmungszimmer wurde aufgerissen, und zwei Männer in dunklen, gepflegten Anzügen traten ein, wiesen sich als Kollegen des Bundeskriminalamtes aus und präsentierten eine richterliche Entscheidung, dass ihnen Hermstein und die Photos übergeben werden müssten, da er des Landesverrats und der Spionage bezichtigt werde und andere Verfahren vorerst ausgesetzt werden würden. Mechthild und Ayse waren mehr als überrascht. Mehrfach schauten sie sich ungläubig die richterliche Anordnung und die Ausweise der BKA-Beamten an. Alles hatte seine Richtigkeit. Das konnte doch nicht wahr sein. Darauf hatte Hermstein also gewartet. Mechthild roch förmlich eine Verschwörung. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt. Aber ihr war auch klar, dass sie keine Wahl hatte. Sie wies Ayse an, Hermstein die Handfesseln abzunehmen. Widerwillig folgte Ayse dem Befehl. Sie mussten Hermstein gehen lassen. Zwar war er immer noch festgenommen. Aber Mechthild wurde die Vermutung nicht los, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Woher wusste das BKA, dass Hermstein von ihnen festgenommen worden war? Und wie kamen sie so schnell an eine richterliche Anordnung zur Überstellung? Das sah nicht gut aus. Überheblich lächelnd verließ Hermstein mit den BKA-Beamten das Bremer Polizeipräsidium. Es sah nicht wie eine Verhaftung Hermsteins aus; eher wie seine Befreiung.
    Völlig erschöpft saß Mechthild nun mit Ayse allein im

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