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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Ordnungswidrigkeit.“ Heller lächelte unverbindlich, aber Hermstein war aufgefallen, dass er seinen Namen kannte, ohne den Ausweis in der Hand gehabt zu haben. Auch Mechthild spürte eine Veränderung bei Hermstein, aber erkannte nicht, warum. War Sigrid Janssen im Kofferraum eingesperrt?
    Hermstein schritt zum Fond seines Wagens, öffnete die Tür und zeigte auf die lederne Rückbank. „Alles dabei. Wie es sich gehört!“ Hier lagen Verbandskasten und ein Warndreieck. Das war ungewöhnlich. Normalerweise befanden sich diese Utensilien im Kofferraum.
    Heller fühlte sich ausgetrickst, aber gab noch nicht auf. „Öffnen Sie bitte Ihren Kofferraum!“
    Hermstein rollte seinen Kopf hin und her, als wenn er seine Halsmuskulatur lockern müsste. „Das will ich eigentlich nicht, junger Mann. Wenn ich das richtig sehe, brauchen Sie dafür einen Durchsuchungsbeschluss oder wenigstens den Verdacht einer Straftat. Das sollten Sie eigentlich wissen. Aber bitte: Machen Sie mir einen ordnungsgemäßen Vorhalt, sagen Sie mir, was ich getan haben soll, und dann vergessen Sie bitte auch nicht, mich korrekt zu belehren, bevor Sie mit Ihren Maßnahmen beginnen und meine Rechte als Bürger verletzen.“
    Heller ballte die Fäuste, und an seinen Oberschenkeln zuckten die Muskeln. Er war kurz davor, einfach loszupreschen. Mechthild hielt ihn am Ärmel seiner Jacke fest. Sie hatten nichts in der Hand. Sie mussten ihn fahren lassen. Aber sie wollte ihm auf den Fersen bleiben.
    „Ist gut, Herr Hermstein“, beruhigte sie ihn. „Hier ist Ihr Ausweis. Gute Fahrt!“ Dann zog sie Heller von Hermsteins Wagen weg. „Ach, einen Moment noch, Herr Hermstein!“ Sie hatte eine Idee.
    Überrascht sah Hermstein, wie Mechthild ihr Mobiltelephon hervorzog und eine Nummer wählte. Die Nummer von Sigrid Janssen. Aus dem Kofferraum des Wagens war ein leises Klingeln zu hören. Zum gleichen Zeitpunkt bogen Souton und Behrmann wie bestellt auf den Rangierplatz vor dem Speicher ein.

Eine halbe Stunde später saß Cäsar Hermstein mit auf den Rücken gefesselten Händen im Vernehmungszimmer der Mordkommission. Heller und Souton waren bei ihm. Aus dem Kofferraum des Wagens von Hermstein hatten sie die mit Klebeband gefesselte und geknebelte Sigrid Janssen befreien können. Sie war zwar unverletzt, hatte aber die bangsten Minuten ihres Lebens hinter sich. Nun saß sie weinend Ayse und Mechthild gegenüber. Sigrid Janssen gestand, dass sie der Verlockung, hunderttausend Euro zu bekommen, nicht widerstehen konnte und deshalb einen falschen Treffpunkt genannt hatte. Sie hätte noch nie so viel Geld besessen. Es sollte endlich mal einer für das bezahlen, was ihr die Gesellschaft angetan hatte mit ihrer Hatz gegen alle, die diese Welt nicht für in Ordnung befanden. Dass Hermstein sie überwältigen und entführen könnte; damit hatte sie nicht gerechnet. Unter Tränen bat sie Mechthild um Verzeihung.
    Jetzt hatte sie die Erpressung von Hermstein also ernsthaft betrieben. Doch konnte Mechthild ihn nicht überführen, wenn Sigrid Janssen in der Beweiskette als waschechte Erpresserin auftauchen würde. Es also keine Zusammenarbeit gegeben hätte.
    „Ich denke, Frau Janssen, wir tun so, als wenn alles so abgesprochen war, wie es geschehen ist. Das Treffen am Unisee gab es einfach nicht, okay?“
    Sigrid Janssen sah Mechthild mit großen Augen an. Mechthild blickte zu Ayse. Sie nickte. Sigrid Janssen hielt sich die Hände vors Gesicht. „Danke, Frau Kayser. Vielen, vielen Dank!“
    Mechthild erhob sich. „Gut, Frau Janssen. Dann ist ja alles geklärt. Sie können jetzt gehen. Ruhen Sie sich aus, und kommen Sie morgen Nachmittag, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können. Wir kriegen das alles hin.“ Mechthild reichte ihr die Hand, und Sigrid Janssen begann noch einmal zu weinen. Jetzt aber waren es Tränen der Erleichterung.
    Auf dem Weg ins Vernehmungszimmer klingelte Mechthilds Handy. Es war Klaus Haschner. „Vielen Dank, dass Sie vergessen hatten, mich zu informieren!“ Haschner schien sauer zu sein. Mechthild wusste, dass sie ihn völlig vergessen hatte.
    „Es tut mir leid! Ich hatte gar nicht mehr an Sie gedacht. Es musste alles so schnell gehen.“ Mechthild war klar, dass sie es mit Haschner verbockt hatte. Das war nicht gut. Aber er gab sich versöhnlich.
    „Glücklicherweise haben Ihre anderen beiden Kollegen einen zivilisierteren Fahrstil. Ich war noch rechtzeitig da und habe alles im Kasten. Übrigens: Danke für die Sache mit

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