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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Form gestapelt. Trotz der Hitze zog er sich dicke Arbeitshandschuhe über. Zwischen den Brettern und Balken saßen häufig kleine braune Skorpione, deren giftige Stiche zwar nicht lebensgefährlich, aber ausgesprochen schmerzhaft waren. Auch konnten die damit verbundenen Schwellungen vereitern und mussten dann aufgeschnitten werden.
    Pünktlich um zwölf Uhr, als die Hitze unerträglich wurde, zog sich die Brigade wieder in ihr Haus zum Mittagessen zurück. Anschließend wurde bis um vier Uhr pausiert. Einige Brigadisten zog es hinunter zum Fluss, wo sie Wäsche waschen wollten. Andere nutzten die Zeit, um zu lesen oder ihre Tagebücher zu führen.
    Christian Dunker legte sich auf seine Pritsche und hing seinen Gedanken nach. Martin kam zu ihm ans Bett und zeigte die Innenseite seines Hutes vor, in dem sich eine große Spinne niedergelassen hatte. Dunker wollte sie photographieren, zog die Kamera aus seinem Parka am Bettpfosten und stellte erschrocken fest, dass der Film aus dem Apparat entfernt worden war. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und suchte in seinem Rucksack nach einem neuen Film. Er schoss das Bild, und Martin scheuchte auf der Veranda die Spinne aus dem Hut.
    Jemand hatte den Film aus der Kamera gestohlen. Dunker war klar, dass sich der Diebstahl nur in Zusammenhang mit dem Photo der letzten Nacht erklären lassen konnte. Er fühlte sich unwohl und gefährdet. Wenn der Milizionär den Film gestohlen hatte, dann würde er beim Entwickeln feststellen, dass das brisante Photo nicht darauf war. Aber wo sollte er hier einen Film entwickeln können? Das war so gut wie ausgeschlossen. Wahrscheinlich hatte der Dieb die Aufnahmen einfach nur vernichtet. Ganz beruhigen konnte ihn dieser Gedanke aber nicht.
    Diese Nacht wurde Christian Dunker nicht zur Wache eingeteilt. Wider Erwarten konnte er sogar ruhig und tief schlafen. Als er am nächsten Tag mittags mit den anderen von der Baustelle zurückkam, gab es eine Überraschung. Nach dem Essen forderte Renate die Brigade auf, noch am Tisch versammelt zu bleiben. Sie berichtete, dass in der letzten Nacht der Kommandant der Dorfmiliz von der Contra aus seinem Haus entführt worden war. Soldaten der sandinistischen Armee hatten ihn frühmorgens auf einer Straße gefunden. Er war tot. Von Machetenhieben zerstückelt.
    Entsetzen machte sich unter den Brigadisten breit. Zum ersten Mal war in diesem Bürgerkrieg jemand ums Leben gekommen, den sie persönlich kannten. Nur Steffi blieb kühl und sachlich. „Das heißt also, dass die Contra hier in der Gegend operiert. Und dass wir noch stärker aufpassen müssen.“
    Renate stimmte ihr zu und erklärte weiter, dass der militärische Geheimdienst die Sache untersuchen würde. In diesem Zusammenhang war eine Depesche aus der nächstgelegenen Armeegarnison nach San Martin gebracht worden. Darin hieß es, dass man nicht ausschließen konnte, dass sich in der Brigade eventuell Helfershelfer der Contra befanden.
    Nach dieser Mitteilung breitete sich Unmut unter den Anwesenden aus.
    „Unmöglich!“
    „Das ist an den Haaren herbeigezogen!“ kommentierte die Gruppe einhellig diese Einschätzung.
    Alle Brigadisten sahen sich wechselseitig an, so als wenn sie sich vergewissern wollten, dass sie mit solchen Verdächtigungen nichts zu tun haben könnten. Oder vielleicht doch in den Augen eines anderen den Verrat entdecken konnten?
    Renate fuhr beruhigend fort: „Ich glaube nichts von alledem. Niemandem aus unserer Brigade traue ich ein solches Verhalten zu. Aber trotzdem wollen das Militär und der Geheimdienst jede Möglichkeit ausschließen, das Dorf zu gefährden. Sie haben einen Überprüfungskatalog entwickelt, der jeden von uns noch einmal durchleuchtet hat. Wenn es einen Risikohinweis gibt, heißt das nicht, dass der Betroffene ein Spion ist, aber es bedeutet, dass er aus Sicherheitsgründen die Brigade verlassen und nach Deutschland zurückkehren muss.“
    „Und gibt es schon Ergebnisse?“ wollte Martin wissen.
    Renate ließ sich Zeit. „Ja, einen von uns betrifft es.“ Sie spannte niemanden auf die Folter. „Christian wird als riskant eingestuft.“
    „Was?“ Dunker sprang auf. „Ich soll für die Contra arbeiten? Ihr spinnt wohl!“
    „Das ist doch Quatsch, Renate!“ mischte sich jetzt Steffi aus Berlin ein. „Christian macht hier genauso wie alle seine Arbeit. Ist immer mit einem von uns zusammen. Und letzte Nacht hatte er gar keine Wache, sondern war hier im Haus.“
    „Niemand sagt, dass

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