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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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der vorliegenden Beweislage sicher keine Schwierigkeit, aber eben absolut erforderlich. Sie versprach, schnell zu reagieren, wenn die Formalitäten erfüllt sein würden. Mechthild bedankte sich und dachte nun darüber nach, wie sie es anstellen sollte, ihren Verdächtigen möglichst schnell nach Bremen zu bekommen. Sie dachte an Kurt Roder und seine verbissen vertretene Auffassung, dass die Neonazis hinter allem stecken würden. Und die Zweifel wuchsen in ihr. Laima Neumane hatte keine Hinweise darauf, dass Bruninieks Kontakte in die rechte Szene unterhielt. Aber warum kam er extra aus Riga nach Bremen, um Christian Dunker aufzusuchen und möglicherweise zu ermorden? Ein Zusammenhang erschloss sich Mechthild vorerst nicht. Aber das machte auch nichts. Wenn Bruninieks erst einmal in ihrem Verhörzimmer säße, würde sie schon weiterkommen. Davon war sie überzeugt.
    Mechthild legte eine neue Spurenakte an und machte sich damit auf den Weg zum Polizeipräsidenten. Ernst Logemann war über die neuerliche Entwicklung im Mordfall Dunker nicht gerade begeistert. Auch er konnte sich keinen Reim darauf machen, wie die Neonazis mit Bruninieks in Verbindung gebracht werden konnten.
    „Genau deshalb brauchen wir den Kerl ja hier“, betonte Mechthild. „Die Spur ist doch zu eindeutig. Die können wir doch jetzt nicht ignorieren.“ Ernst Logemann sah schon wieder den alten Konflikt zwischen Mechthild und Kurt Roder am Horizont aufkommen. Roder hatte ziemlich viele Hinweise zur Verfügung gestellt, dass der Mörder aus dem Kreis der Neonazis stammen musste. Und nun war ein lettischer Verbrecher Hauptverdächtiger. Aber was sollte er machen. Ein genetischer Fingerabdruck war ein erdrückender Beweis. Ernst Logemann nahm die Spurenakte an sich und versprach Mechthild, unter Hochdruck das Auslieferungsverfahren in Gang zu setzen. Einen internationalen Haftbefehl in Riga umzusetzen war seit Lettlands Mitgliedschaft in der EU kein großes Problem mehr. Außerdem rechnete er damit, dass die lettischen Behörden keine Zeit damit verschwenden würden, einen wie Bruninieks loszuwerden. Möglichst für immer.
    Zufrieden eilte Mechthild in ihr Büro zurück und beorderte ihre Mitarbeiter ins Besprechungszimmer. Roder lud sie nicht ein.
    Die Überraschung war ihr gelungen. Alle staunten nicht schlecht, als sie das Ergebnis ihrer Anfrage in Riga vorstellte. Fritz Behrmann konnte es nicht fassen. Und für ihn war klar, dass dieses Ergebnis viel früher hätte vorliegen können, wenn sich die Politiker in Europa endlich auf eine gemeinsame Gen-Datenbank einigen würden.
    „Und die Nazis?“ Peer Souton meldete sich als Erster zu Wort.
    „Ich weiß nicht.“ Mechthild schüttelte den Kopf.
    „Vielleicht ein Auftragsmord“, meinte Ayse.
    „Das kostet aber“, ergänzte Heller. „Meint ihr, die Bremer Nazis haben soviel Geld?“
    Mechthild zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen. Erst einmal brauchen wir unseren Verdächtigen hier im Haus zur Vernehmung. Dann schauen wir weiter. Vorerst werden wir ...“
    Die Tür zum Besprechungszimmer wurde aufgerissen, und Mechthild hielt inne. Kurt Roder kam wutentbrannt herein. „Sie wollen einen Verdächtigen festnehmen?“ schnaubte er. „Warum erfahre ich nichts davon? Muss ich immer erst auf den Anruf des PP warten, um über Ihre Arbeit informiert zu werden?“ Roder hatte rote Flecken im Gesicht, und auf dem Hemd unter seinen Achseln zeigten sich Schweißflecken. Entweder war er zur Mordkommission gerannt, oder er schwitzte aus ganz anderen Gründen.
    „Jetzt nehmen Sie erst einmal Platz, Herr Roder!“ versuchte Mechthild ihren ehemaligen Stellvertreter zu beruhigen. „Wir haben einen genetischen Fingerabdruck aus Christian Dunkers Wohnung und dazu einen passenden Verdächtigen aus Lettland. Also, was regt Sie so auf?“
    Roder versuchte seinen Zorn zu bändigen. „Ich kann Ihnen genau sagen, was mich aufregt: Sie kooperieren nicht mit mir. Ich erfahre nichts, und Sie lassen mich im Dunkeln tappen!“
    Gespannt warteten alle Anwesenden darauf, wie dieses Duell ausgehen würde. Mechthild lehnte sich zurück. „Erst einmal, Herr Kollege, ist dies ein ganz aktuelles Ergebnis. Sie selbst hatten vorgeschlagen, dass wir Ihnen nur beizeiten, wenn wir etwas Konkretes vorliegen haben, Mitteilung machen sollten. Dass der Polizeipräsident mir vorgegriffen hat, ist eher ein Malheur, als dass ich vorhatte, sie auszuschließen. Immerhin müssen Sie uns doch nun bei der Frage unterstützen, wie

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