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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Die anderen Personen blieben ihnen unbekannt. Aber dann staunten die beiden nicht schlecht. Im Hintergrund des Bildes saß an einem anderen Tisch ein Mann, der ihnen sofort bekannt vorkam. Ayse vergrößerte diesen Bildausschnitt. Ohne Zweifel: Das war Erglis Bruninieks.
    Ayse und Mechthild verschlug es die Sprache. „Da stinkt doch was zum Himmel“, ereiferte sich Mechthild. „Hör zu, Ayse. Setz dich mal an deinen Computer und besorge alles, was du über unseren Senator Brunken, Wladimir Steiner und diesen Abdul Beran herausfinden kannst. Aber schön diskret. Und dann informierst du nur mich. Ich muss jetzt überlegen, wie wir hier endlich ordentlich weiterkommen.“
    Während Mechthild in ihrem Büro darüber nachdachte, in was ihre Mordkommission da hineingeraten war, recherchierte Ayse sehr geschickt in den Datenbanken der Stadt und in den Suchmaschinen des Netzes. Sie war fit darin, Nachrichten so zu filtern, dass sie nicht unendlich viele Seiten von Papier bewältigen musste, um Hinweise zu finden. Als besonders hilfreich erwiesen sich die Zugriffsmöglichkeiten auf Bundesdatenbanken, die mit Länderdateien vernetzt waren. Abdul Beran war eine Art Tausendsassa. Er war häufig als Initiator irgendwelcher Veranstaltungen in den Medien präsent und hatte für Bremen und die hier ansässige Wirtschaft umfangreiche Kontakte nach Osteuropa hergestellt. In den letzten zwei Jahren war er für sein Bundesland auffällig häufig in Russland, Usbekistan und Lettland gewesen. Oft in Begleitung von Wirtschaftsdelegationen und dem Wirtschaftssenator Brunken. Und Ayse fand heraus, dass Beran zusammen mit Wladimir Steiner und Senator Brunken eine Import-Export-Firma besaß, die unter anderem Baumwolle aus Usbekistan importierte und dort eine Agentur in Samarkand unterhielt. Ayse eilte zurück ins Büro ihrer Chefin.
    „Usbekistan?“ fragte Mechthild verwundert. „Ist das nicht eine Diktatur?“
    „Das könnte man so sagen. Die Wahlen jedenfalls erfüllen nach Angaben der OSZE nicht gerade demokratische Vorgaben. Und ich habe gelesen, dass die Baumwolle dort unter Bedingungen von Zwangsarbeit durch Studenten und Kinder geerntet wird. Und den paar freien Bauern soll sie einfach mit Gewalt weggenommen werden.“
    „Und unser Wirtschaftssenator hat eine Firma, die das unterstützt? Das wäre doch längst rausgekommen.“
    „Eigentlich schon“, erwiderte Ayse. „Aber Bremen ist nicht der Nabel der Welt. Und Brunken ist nicht überall bekannt.“ Sie schob Mechthild einen Ausdruck zu. „Die Firma wurde in Nürnberg gegründet. Die Gründung wurde ordnungsgemäß veröffentlicht. Mit Angabe der Gesellschafter. Aber dann wurde der Firmensitz nach Bremen verlegt. Und in den amtlichen Bekanntmachungen in Bremen wurde dann nur die Sitzverlegung veröffentlicht mit dem Namen der Firma, aber nicht mit deren Gesellschaftern. Ich würde das eine klare Verschleierung nennen.“
    Mechthild stöhnte. Wohin sollte sie dieser Fall denn noch führen? „Und Dunker, hatte der irgendetwas mit Usbekistan zu tun?“
    „Habe ich mir auch gleich gedacht. Der hat ja zu allem Möglichen Stellung bezogen. Aber Usbekistan war nicht dabei.“
    „Schade, das wäre ja eine schöne Spur gewesen.“
    Ayse ließ sich in ihrem Sessel zurückfallen und legte die Füße auf den Schreibtisch ihrer Chefin. „Mechthild, ich glaube, das ganze Ding kriegt eine Dimension, die wir nicht mehr beherrschen können. Entweder sind wir total auf dem Holzweg und verrennen uns. Oder ...“
    „Wenn es einen Zusammenhang zwischen allem gibt, was wir bisher wissen, dann kommen wir nur weiter, wenn wir mehr über Dunker herausfinden können. Und zwar nicht nur das, was wir überall über ihn lesen können, sondern das, was nicht offiziell bekannt ist.“
    Ayse erinnerte ihre Freundin noch einmal daran, wie sehr Dunkers Umfeld gegenüber der Polizei dichtmachte. Alle Ermittler hatten es bisher versucht und waren auf eine Mauer des Schweigens gestoßen.
    „Was wir brauchen, ist jemand, der uns dabei hilft. Der nicht wie wir gleich Misstrauen erregt.“ Dann kam Mechthild eine Idee. Wie gehetzt sprang sie auf. „Ayse, sag den anderen, dass ich das nächste Meeting erst morgen früh mache!“ Mit diesen Worten eilte sie aus dem Zimmer und ließ ihre Freundin verwirrt zurück.
    Heute verließ Mechthild ihr Büro früher als sonst üblich. Sie hatte einige Zeit darüber nachgedacht, wie sie weiterkommen könnte und sich entschlossen, einen Versuch zu wagen, der nicht

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