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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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wimmelt nur so von Männern, die durch meine tatkräftige Unterstützung hier einsitzen«, Thalbach winkte resigniert ab. Karin fragte sich, warum sie ihn ausgerechnet in dieser JVA untergebracht hatten.
     
    »Was hältst du davon?«, wollte Karin wissen. Sie saßen bereits im Auto. Joshua wirkte skeptisch.
    »Weiß nicht. Was Brauchbares für Bornmeier haben wir jedenfalls nicht bekommen. Habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Aber …«, Joshua kratzte nachdenklich sein Ohr, »diese merkwürdige Amnesie, Hornbach hat auch davon gesprochen. Das ist eine weitere Übereinstimmung.«
    »Herr Richter, ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ist doch ein Standardspruch.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    Thalbach hatte ihnen den Weg zum ›Jailhouse‹ erklärt. Es gab keine Kundenparkplätze, sie mussten 300 Meter entfernt in einem Parkhaus parken. Das Bistro war gemütlich eingerichtet, die Wände farbenfroh gestrichen. Überall hingen Veranstaltungsplakate, gedämpfte Rockmusik aus Deckenlautsprechern gab dem Lokal jugendlichen Touch. Joshua konnte sich nicht vorstellen, in Thalbachs bevorzugtem Bistro zu stehen. Er faltete einen Zettel auseinander. Mit dem Dienstausweis in der Hand fragte er die Bedienung an der Theke nach Silke Conrad. Sie hatten Glück, nach einer Minute kam Frau Conrad aus einem kleinen angrenzenden Gastraum. Karin berichtete ihr vom Grund des Besuches. Die junge Frau mit den hennaroten Haaren stellte ein Tablett auf die Theke und bat sie an einen kleinen Tisch.
    »Ich habe doch schon ein Dutzend Mal ausgesagt«, begann sie sichtbar genervt, »hört das denn nie auf?«
    »Es sind neue Erkenntnisse aufgetaucht. Sie haben damals ausgesagt, Herr Thalbach sei zwischendurch für ungefähr eine Stunde fort gewesen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Hatte er vorher bezahlt, angedeutet, dass er wiederkommen würde?«
    »Weder noch. Unter seiner Tasse lag ein Zehner. Das hat er öfter so gemacht, wenn er es eilig hatte.«
    »Er hatte es eilig?«
    »Das nehme ich an, weil er sonst persönlich bezahlt hätte.«
    »War er die ganze Zeit allein oder saß jemand bei ihm. Vielleicht nur ganz kurz?«
    Die Kellnerin seufzte laut. Sie sah auffällig auf die Uhr hinter ihnen.
    »Es ist um diese Uhrzeit immer rappelvoll. Mag sein, dass zwischendurch jemand bei ihm war. Gesehen habe ich niemanden. Eine weitere Bestellung habe ich auch nicht an den Tisch von Herrn Thalbach gebracht. Kann ich jetzt weitermachen, Sie sehen doch, was hier los ist.«
    »Ist Ihnen jemand aufgefallen, ein Fremder?«
    »Mein Gott, wir liegen hier mitten in der City. Hier kommen viele Fremde hin.«
    »Viel Betrieb, viele Fremde. Sie wissen trotzdem ganz genau, von wann bis wann Herr Thalbach abwesend war.«
    »Vielleicht nicht auf die Sekunde. Wenn ich nicht sofort an den Tisch gegangen wäre, hätte jemand anders das Geld eingesteckt.«
    Silke Conrad gab einem Gast, der bezahlen wollte, ein Zeichen und stand auf.
     
     

17
    »Schöne Scheiße«, fluchte der korpulente Grauhaarige, »wer hat denn hier abgesperrt?«
    Das rotweiße Flatterband war nur stellenweise sichtbar. Kriminalhauptkommissar Oskar Zimmer schätzte ungefähr 50 Personen, die halbkreisförmig an der Absperrung im Baerler Wald bei Duisburg standen und den Tatort begafften. Der junge Uniformierte ging in hilflosen Bewegungen unter.
    »Wir haben zwei Hauptwege abgesperrt, die Spaziergänger kamen auf einmal von überall her«, entschuldigte er sich. Sein Gesicht war übersät mit den Wundmalen ehemaliger Pickel. Zimmer rümpfte die Nase und drückte den Jungen unsanft zur Seite. Ein nur wenig älterer Kollege, den er nicht kannte, wollte Zimmer nicht durchlassen.
    »KHK Zimmer, KK 11«, er drückte dem Kollegen des Schutzbereichs den Dienstausweis beinahe auf die Augen, »mach mal Platz.«
    Der Uniformierte hob das Band so hoch, dass es fast durchgerissen wäre.
    »Und schickt gefälligst die Gaffer hier weg. Wo bleibt denn Bonsai?«
    »Der Kollege Wachmann ist verständigt, er ist bereits unterwegs«, POM Nagel streckte den Rücken durch. Zimmer glaubte, das Geräusch von aneinander schlagenden Absätzen zu vernehmen.
    »Was ist mit der KT?«
    »Ist auch schon unterwegs.«
    »Schon unterwegs«, murmelte Zimmer und schüttelte verächtlich den Kopf. Seine Laune besserte sich nur unwesentlich, als er den Rechtsmediziner sah. Dr. Polanski beugte sich über die Leiche, drehte sie herum.
    »Todesursache?«, fauchte Zimmer.
    »Ihnen auch einen schönen guten Tag, Herr

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