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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Genauso, wie List ihn beschrieben hatte.
    »Wo hast du das her?«
    »Damit bewirbt der sich. Ich habe mir gedacht, von irgendwas muss der doch leben. Er bekommt eine Art Apanage, gerade genug, dass die Agentur für Arbeit nicht einspringen muss. Aber trotzdem ist er dort Dauergast. Ein Mitarbeiter der ARGE hat mir eine Liste mit Stellenausschreibungen, überwiegend von Kliniken, zugefaxt, bei denen Ulrich Bartram sich bewerben wollte. Eine davon hatte die aktuelle Bewerbung nebst Lichtbild noch vorrätig, die habe ich mir besorgt.«
    »Der sieht seinem Bruder wirklich täuschend ähnlich«, entfuhr es Karin mit einem Blick über Joshuas Schulter.
    Joshua hielt den Blick auf das Foto gerichtet, seine Gedanken konnte er nicht dorthin lenken. Er rief seinen Vater an.
    »Geht es dir gut?«, fragte er mit Erleichterung, als er die Stimme seines Vaters vernahm.
    »Ja, danke, warum sollte es mir nicht gut gehen?«
    »Ich komme gleich, bitte öffne nicht die Tür.«
    »Was ist los mit dir?«
    »Du bist möglicherweise in Gefahr, bitte öffne nicht die Tür, ich erkläre es dir gleich.«
    Joshua drückte das Gespräch weg und wählte die Nummer der Krefelder Einsatzbereitschaft. Sie versprachen, sofort einen Wagen dorthin zu schicken. Joshua atmete tief durch. Im Anschluss an das Gespräch kümmerte er sich um Polizeischutz für Björn Dollinger. Karin wollte später zu ihm fahren, um ihm den Grund dafür mitzuteilen.
     
    Karin ging noch einmal Ulrich Bartrams Unterlagen durch. Immer wieder verglich sie die Aufzeichnungen mit den Einträgen aus den Akten.
    »Da stimmt doch was nicht!«
    Bedeutungsvoll hob sie den Kopf. Joshua und Daniel, denen sie inzwischen vom Ergebnis ihrer Ermittlungen berichtet hatte, blickten sie fragend an.
    »Warum hat Ulrich Bartram seinen Bruder observiert?«
    Joshua zögerte, als ob er es nicht verstanden hätte.
    »Er musste sicherstellen, dass er die Taten zu einem Zeitpunkt ausübte, für die sein Bruder über kein Alibi verfügte.«
    »Richtig. Aber die Einträge sprechen eine andere Sprache. Hier steht lediglich«, sie hielt den Finger auf eine Spalte, ohne dass ihre Kollegen sie hätten einsehen können, »medizinische Fortbildung, 17 bis 21 Uhr, jeden Dienstag und Freitag. Oder hier: Praktikum Klinik Mönchengladbach, dreimal die Woche, immer zwischen 8 und 13 Uhr. Die Zeiten dazwischen fehlen.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ganz einfach, die Auflistung ist lückenhaft, was Leon Bartrams genauen Aufenthaltsort entspricht. Er hatte vermutlich so viel Angst vor seinem Bruder, dass er ihm nicht überall hin unbemerkt folgen konnte. Für diese Zeiten ist vermerkt ›Unbekannt‹ oder zum Beispiel ›mit Bus unterwegs, Ziel unbekannt‹. Sollte Leon Bartram für irgendeinen Zeitpunkt über kein Alibi verfügen, so müsste dieser Zeitpunkt aus Ulrichs Sicht am ehesten in die Zeiten fallen, die er nicht kontrollieren konnte.«
    »Tun sie aber vermutlich nicht«, hakte Daniel nach.
    »Nein, sämtliche Taten sind zu einem Zeitpunkt verübt worden, an dem Leon Bartram laut dieser Aufzeichnung über ein Alibi verfügt.«
    »Vielleicht existiert eine zweite Liste.«
    »Unwahrscheinlich. Die Aufzeichnungen sind zeitlich lückenlos. Jeder einzelne Tag ist penibel rund um die Uhr aufgeführt.«
    Joshua fielen die Verhöre mit Leon Bartram ein.
    »Hatte er nicht damit angegeben, eben kein Alibi für die ersten beiden Morde zu haben?«
    »Ja, das hat er. Irgendwas stimmt hier nicht.«
    Diesen Eindruck hatte Joshua seit dem Beginn der Ermittlungen. Er hoffte, Ulrich Bartram schnellstens verhören zu können. Da Vinci meldete sich, sie hatten die Durchsuchung, wie er es nannte, äußerst erfolgreich abgeschlossen.
    »Du wirst überrascht sein!«
    »Ich komme.«
     
    Stolz präsentierte da Vinci die Beute. Vor ihm auf dem Tisch lagen zwei chromglänzende Fleischermesser. Joshua beugte sich herunter, wollte die Gravur lesen.
    »Hersteller WMF, Typ Grand Gourmet«, kam Vincent ihm zuvor, »übrigens sehr gut versteckt. In dem kleinen Geräteschuppen auf der Rückseite des Hauses ist uns eine leicht hoch stehende Fußbodendiele aufgefallen.«
    »Fingerprints?«
    »Säuberlich abgewischt«, Joshua fluchte, »aber nur die Griffe, die Klingen hatte er vergessen. Dort befinden sich zwei gut erhaltene Exemplare. Keine Ahnung, wem die gehören, sind aber identisch mit dem Abdruck an Leon Bartrams Türgriff.«
    »Bingo!«, rief Karin, die Joshua begleitet hatte.
    »Kommt noch besser.«
    Vincent

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