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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Machenschaften hat er sich da hineinziehen lassen? Es will mir nicht in den Schädel, dass gerade ER solche Funde unterschlagen hat!«
    »Unglaublich … ein Halsring – aus Gold! Frühkeltische Broschen und Gewandnadeln, komplett erhalten … und sogar goldene Zierbleche von einem Wagen … wie kommt er an solche Dinge … und wie …?«
    Tanner atmete schwer und sagte nichts mehr.
    Mein Herr und Meister schien am Boden zerstört. Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass er durch und durch Wissenschaftler war. Diese Tugend, gekoppelt mit der leidenschaftlichen Liebe zur Archäologie, würde ihn niemals veranlassen, Funde der Nachwelt vorzuenthalten, wie es Grabräuber taten, die wertvolle Artefakte zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt an Privatleute verschleuderten. Diese Kunstwerke tauchten in keinen Museen mehr auf, sondern einzig und allein in Privatsammlungen. Damit waren sie wertlos, aus dem Zusammenhang gerissen und konnten nicht zu Forschungsarbeiten benutzt werden. Tanner verabscheute solche Verstöße mehr als alles andere. Dabei ging es ihm nicht primär um die Zuwiderhandlung der Unterschlagung selbst, sondern darum, dass die Menschheit ein Stück an Wissen beraubt wurde.
    Deshalb war es nachvollziehbar für mich, als er wie ein Häufchen Elend neben mir saß und sich langsam an den in seinem Inneren stattfindenden Weltuntergang gewöhnen musste. Ich nutzte diese Zeit, um die Fakten im Fall Norbert zusammenzutragen, die mir bisher bekannt waren. Toni war und blieb verschwunden. Um ihn zu finden, wurden Dinge aufgedeckt, in die Personen verwickelt waren, mit denen man nicht gerechnet hätte. Norbert unterschlug zudem wertvolle archäologische Funde, die, nach Tanners Reaktion zu urteilen, von erheblicher Bedeutung waren. Manny trug eine Jacke mit menschlichen Blutflecken darauf, und Mathis tauchte plötzlich in Zusammenhängen auf, die ich nicht einzuordnen wusste. Julie machte sich an dem Kombi zu schaffen, was ihr von mir als (ich gebe es ja zu!) vereitelten Mordversuch ausgelegt worden war.
    Bello sei Dank beruhigte sich mein Herrchen alsbald, und wir fuhren endlich los. Die hereinbrechende Dämmerung warf ihr orangefarbenes Licht auf die Dächer und Türme der städtischen Bauwerke, was in mir diverse Gefühle weckte, die mich melancholisch stimmten. Lissi und Lilli, die nicht mehr bei uns weilten, Anka, die bestimmt schon auf Sammys »Bitte habt mich doch alle lieb, denn ich tu euch nur Gutes«-Masche hereingefallen war, und Basko, der mir eh und je wie ein Fels in der Brandung, selbst in den schrecklichsten Momenten meines Lebens, ein Anker gewesen war. Es lohnte sich immer, an ihn zu denken. Ich seufzte laut, was mein Herr und Gebieter zum Anlass nahm, wieder einmal eine seiner Hund’schen Fehlinterpretationen loszuwerden.
    »Wenn wir ins Hotel kommen, bekommst du eine Schüssel kaltes klares Wasser. Sofort und ohne Umschweife. Ich verspreche es dir! Armer Hund, ich habe dein Wasser heute glatt vergessen!«
    Ich seufzte wieder, was er als Bestätigung seines Sermons auffasste. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich wenigstens ein Auge auf dem weichen Polster des Autositzes zumachen konnte. Doch ich musste wohl irgendwann eingeschlafen sein. Wach wurde ich erst wieder, als unser Wagen in der Dunkelheit vor dem Hotel zum Stehen kam. Kaum waren wir ausgestiegen, hörte man im unweit entfernten Wald ein Käuzchen schreien. Dieser unheimliche Ruf trug nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei. Ich eilte den kurzen Weg zum Hotel die Stufen hinauf. Zwar konnte man mir nicht unbedingt Aberglaube vorwerfen, aber man musste ja auch nichts provozieren. Kaum waren wir in unserem Zimmer, bestellte sich Tanner ein schlichtes Mahl, und ich bekam einige Brocken Hundefutter und eine Schüssel kaltes Wasser, was ich gierig in mich hineinschlürfte. Als mein Herrchen gegessen, ein Glas Wein getrunken und seine obligatorische »Nach dem Essen Zigarette« geraucht hatte, bestellte er sich einen doppelten Espresso und rief Anny an. Nachdem ich mir die ganzen Liebesbezeugungen, von wegen wie man sich doch vermisse und sich nacheinander sehne (ich hatte immer noch vor Augen, wie Tanner murrend vor dem Computer saß und Anny behandelte, als ob sie Luft wäre), kam er endlich zur Sache. Zuerst erkundigte er sich, ob Toni sich gemeldet hatte, was aber leider nicht der Fall war. Ausdauernd erzählte er von dem Besuch bei Kommissar Chavanaux sowie von der anschließenden Stippvisite in Norberts

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