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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Stellungnahme des Betroffenen erforderte. Dass sie sich gekannt hatten, wusste Tanner, doch nicht um den nahen Kontakt der beiden. Die Nummer war nicht nur gewählt worden, sondern es wurde auch ein längeres Gespräch geführt. Der Anruf hatte drei Minuten und dreiunddreißig Sekunden gedauert.
    Nachdem Tanner dem Herrn Polizeibeamten alle Hintergründe und Details genannt hatte, die er wissen wollte, gab dieser meinem Herrchen zu verstehen, dass er ihn bei Bedarf jederzeit zu erreichen wünschte. Schließlich ging es hier nicht um ein Kleindelikt, sondern zweifelsfrei um Mord. Aschter starb nämlich durch einen kräftigen Stoß ins Herz, mit einem Messer japanischer Herkunft, genau genommen einem Tojiro DP 37 Gyuto mit einer achtzehn Zentimeter langen, spitz zulaufenden Klinge aus siebenunddreißig Lagen Damast und einer Gesamtlänge von einunddreißig Zentimetern.
    Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mein Herrchen und ich nicht gleichermaßen geschockt reagiert hätten, als wir die furchtbare Wahrheit mit eigenen Ohren zu hören bekamen. Beide schluckten wir und versuchten verzweifelt, dem Leben weiterhin etwas Positives abzugewinnen. Die Herren Commissaire und Archéologiste verabschiedeten sich, und dabei passierte es. Meine Augen konnten deutlich wahrnehmen, wie Tanners linke Hand, als er dem Kommissar die rechte Hand reichte, nach hinten wanderte, um heimlich einen Schlüsselbund zu greifen, der in einer durchsichtigen kleinen Nylontüte steckte, und ihn danach in den Tiefen seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. So ein Schurke, dachte ich erbost. Nur Tanner besaß die Nerven, auf einem Polizeirevier etwas mitgehen zu lassen, was meiner Meinung nach auf einen abgebrühten Charakter schließen ließ. Ich hatte mich also all die Jahre, die ich mit ihm verbracht hatte und die mir genug Zeit und Raum ließen, mich eingehend mit ihm zu beschäftigen, doch nicht getäuscht!
    In Windeseile verließen wir die Polizeistation. Mein Herr und Gebieter zog mich in einem solchen Tempo hinter sich her, dass ich eine gewisse Angst verspürte, gleich mit meinen Vorderbeinen abzuheben. Mit Müh und Not schafften es meine kurzen Beine, dem Rennen standzuhalten. Genauso schnell fuhren wir vom Parkplatz weg, danach ging es kreuz und quer durch die Stadt, vorbei an der Église Saint-Michel de Dijon, bis wir schließlich ganz in der Nähe in die Rue Saumaise einbogen. Direkt rechts scherten wir in die einzige freie Parkbucht ein. Ich sprang, immer noch mit dem Sadomaso Maulkorb um die Schnauze, auf den Beifahrersitz und schaute Tanner mit den traurigsten Augen der Welt an.
    Seufzend hob mein Herrchen die Augenbrauen und streifte mir mit schnellen Bewegungen den Maulkorb über den Kopf, bevor wir ausstiegen und auf ein herrschaftlich aussehendes Anwesen zuliefen. Tanner wusste, was er tat, denn der Schlüssel passte wie angegossen in die dafür vorgesehene Tür, sodass wir schnellen Schrittes die Treppe nahmen und keuchend in den fünften Stock eilten, wo Norbert Aschters Appartement lag. Der Ausflug nach Dijon kommt mir heute noch wie ein Marathon der Königskategorie vor. Bei dem bloßen Gedanken an Treppen, Gebäude und Straßen erfassen mich Schwindelanfälle und Herzrasen.
    Als wir das dunkle Appartement von Norbert Aschter betraten, glaubte ich zunächst, im falschen Film gelandet zu sein. Anscheinend hatte er im Laufe der Zeit Unsummen für die Möblierung und die dazugehörigen Accessoires ausgegeben. Alles wirkte sauber, luxuriös und von unglaublichem Wert. Seit wir vor Jahren hier gewesen waren, hatte Norbert sich noch weitere Reichtümer geleistet, wie man unschwer erkennen konnte.
    Das Absperrband der Polizei flatterte nicht nur vor der Tür, sondern auch am Tatort, sprich im Schlafzimmer. Der Sunshine Cleaning Service war anscheinend noch nicht in Aktion getreten, denn der riesige Blutfleck auf dem Bett, der mittlerweile wahrscheinlich schon in die feinsten Fasern der Matratze eingezogen war, starrte uns mit geballter Ladung Gewalt und Hoffnungslosigkeit an. Auch der Bettvorleger, ein Hochflorteppich, den ich zu anderer Gelegenheit bestimmt gern zu meinem Schlaflager auserkoren hätte, war über und über mit dunklen Blutspritzern in allen Facetten übersät. Tanner und ich blieben im Türrahmen stehen, um zunächst einmal unsere Assoziationen, bezüglich dieses, für uns sinnlosen Mordes unter Kontrolle zu bringen. Ein Tatort ist wahrlich kein schöner Anblick, deshalb wandten wir uns

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