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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Appartement.
    »Ich weiß nicht, in was ich da gerade hineinstolpere, aber ich glaube, die Sache ist heikel! Allerdings bezweifle ich stark, dass die französische Polizei irgendetwas von diesen unterschlagenen Artefakten weiß. Wahrscheinlich eher nicht, sonst hätte dieser fettleibige Kommissar, der aussah, als würde er aus einem Film der fünfziger Jahre entspringen, mir gegenüber etwas angedeutet. Da bin ich mir ziemlich sicher. Dieser Mann hat ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis. Außerdem müsste er, um die Sache aufzudecken, über ein fundiertes archäologisches Wissen verfügen.«
    Tanner steckte sich eine weitere Zigarette an und setzte sich auf einen Stuhl ans offene Fenster.
    »Über Toni habe ich so gut wie nichts herausfinden können, außer, dass Manny sich plötzlich nicht mehr ganz so sicher glaubte, ihn tatsächlich für einige Sekunden auf der Grabung gesehen zu haben. Er wird unsicher, weil alle anderen nichts von seinem Erscheinen mitbekommen haben wollen.«
    Mein Herr und Gebieter seufzte tief.
    »Und nun höre ich heute, dass Mathis – unser Mathis! – der Letzte war, der mit Norbert telefoniert hat. Das Merkwürdige daran ist aber, dass ich ihn gestern angerufen habe, um meinen Besuch wegen des Termins in Dijon zu verschieben. Dabei erwähnte er mit keiner Silbe etwas davon, mit Norbert noch kurz vor seinem Tod gesprochen zu haben.« Kopfschüttelnd zog er an seiner Zigarette und lauschte Anny, deren Worte ich leider nicht verstehen konnte.
    »Richte Selma bitte von mir aus, ich habe immer noch nicht die geringste Ahnung, ob Toni wirklich hier war. Alle Mitarbeiter der Grabung sind sich einig, Toni sei dort auf keinen Fall aufgekreuzt, ausgenommen Manny, der sich jedoch, wie erwähnt, plötzlich nicht mehr ganz so sicher ist. Morgen fahre ich zu Mathis, dann sehen wir weiter!«
    Anny musste wohl liebenswürdige Worte in sein Ohr gesäuselt haben, denn seine Augenbrauen wurden zu Halbmondkreisen und er bekam diesen typischen »Ich verschmelze in Liebe zu dir«-Blick. Betreten schaute ich zu dem rosafarbenen Bett. Lieber ließ ich meine Augen von dieser scheußlichen Farbe verblitzen als von Tanners Schmelzkäsemiene.
    »Ich liebe dich auch, mein Schatz, dicker Kuss an dich, grüße die Kinder und versuche, Selma zu beruhigen. In spätestens zwei Tagen werde ich wieder zu Hause sein.«
    Er legte auf und ging auf geradem Weg zu der kleinen Minibar im Zimmer, um sich einen weiteren Whiskey zu genehmigen, den er stumm und in Gedanken versunken Schluck für Schluck hinunterspülte.
    Das Frühstück fiel, wegen Tanners spät aufgetretenen Gewissensbissen mir gegenüber, sehr reichhaltig aus. Zu meiner gewohnten Ration bekam ich noch einen Becher Futter zusätzlich sowie ein paar köstliche Leckereien aus der Einschmeicheldose für Hunde. Er selbst nahm mit vier Tassen Café au Lait und einem Croissant vorlieb. Nach unserem amuse-gueule fuhren wir gemeinsam zu Mathis. Allein schon der Weg zu dem Garbon ’schen Weingut ist eine wahre Freude für Naturliebhaber. Vorbei an üppigen Landschaften mit Hängen voller Weintrauben und dazwischen Wiesen, die von bloßer Wildheit zeugen. Dazwischen stehen vereinzelt Häuser aus Sandstein, deren Charakter eine märchenhafte Ausstrahlung auf den Betrachter ausüben.
    In einem kleinen Örtchen, dessen Namen ich vergessen habe, bog Tanner auf eine kleine geteerte Straße ab, die uns alsbald zu einer Allee führte, welche gesäumt war von dicht stehenden, hohen Zypressen. Nach circa dreihundert Metern offenbarte sich ein Blick auf das wunderschöne Herrenhaus, an dessen Gemäuer prächtige alte Weinstöcke emporrankten.
    Vor dem Haus lag ein großer Hof, abgegrenzt durch einen gepflegten Rasen, in dessen Mitte ein dreistöckiger Springbrunnen stand, der mit einer goldfarbenen Dolde gekrönt wurde. Auch an diesem Ort fühlte man sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Tanner parkte den Wagen in der Nähe des Eingangsportals, über dem in geschlungenen Lettern stand: Vinicole Garbon 1898. In diesem Moment wurde die zweiflügelige, mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Holztür geöffnet, und Mathis erschien müde lächelnd, um uns zu begrüßen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass wir nicht sehr gelegen kamen. Der Winzer aus Frankreich sah aus, als würden ihn schwere Sorgen plagen, die nicht unbedingt durch unser bloßes Erscheinen beseitigt wurden. Trotzdem lief er uns freundlich entgegen und umarmte Tanner herzlich. Danach war ich an der Reihe; sanft

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