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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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können. Vorteil: Ich hinterließ keinerlei Spuren, die auf einen Mörder mit Hund hingedeutet hätten.
    Ohne lange zu überlegen, stürmte mein Herrchen mit mir auf dem Arm und Basko an der Seite zu seinem Auto. Tür auf, zack hinein mit mir (ich landete unsanft auf der Seite) und Basko ebenfalls (fast hätte er seinen Schwanz eingeklemmt). Mit rasantem Tempo fuhren wir aus der Allee hinaus, fuhren sieben Zigaretten lang (eine nach der anderen) quer durch die Gegend, bis wir schließlich in einen Feldweg einbogen, der zu einem großen Fluss führte. Dort machte Tanner endlich Halt. Während ich noch meinen Überlegungen nachhing, ob ich eventuell einen plötzlichen Hundstod erleiden würde, weil wir in Nebelschwaden von Nikotin eingehüllt waren, streckte Basko seine Nase in die frische, klare Luft und nahm sich hechelnd eine ganze Lunge voll. Ich tat es ihm gleich und dankte Bello, dass ich nicht die achte Zigarette innerhalb von einer halben Stunde mitrauchen musste. Das tat Tanner allein, an die Motorhaube gelehnt, mit glasigem Blick auf den Fluss schauend.
    Neunte.
    Zehnte.
    Wir hatten unsere Geschäfte erledigt, hatten Wasser am Fluss getrunken und nicht nur die Pfoten sauber gemacht, sondern ein bisschen im Wasser herumgepaddelt und schließlich den Platz an der Seite meines Herrchens eingenommen.
    Elfte.
    Mittlerweile war es dunkel geworden, die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, und der Mond zeigte sich in einem düsteren Licht.
    Tanner warf seine Kippe ins Gras und öffnete den Kofferraum. Nachdem er sein schwarzes Shirt mit den unsichtbaren Blutflecken meiner Pfoten abgestreift hatte, zog er sich ein frisches Hemd an, das er aus der Reisetasche genommen hatte. Anschließend bückte er sich, um einen dickeren Stein aufzuheben, die zuhauf am Flussbett lagen, knüllte das spurenbehaftete Shirt sowie das Taschentuch darum und warf das Bündel ins Wasser. Sechs Augenpaare beobachteten, wie es langsam in dem treibenden Strom versank.
    »Genauso hätte ich es auch gemacht«, sagte ich leise zu meinem Freund gewandt.
    Der nickte bestätigend.
    »Wieso unnötige Verhöre riskieren?«, murmelte er. »Dann lieber auf diese Art.«
    Wir drei waren uns mal wieder einig.
    Später, bevor wir losfuhren, telefonierte Tanner noch mit Anny. Er erwähnte mit keinem Wort das Erlebte, sondern meinte nur, dass er vorhin eingetroffen und sehr müde wäre. Dem Gespräch konnten wir entnehmen, dass Selma bei Anny angerufen hatte. Die französische Polizei hatte die Suche nach Toni kurzzeitig eingestellt, nachdem sie drei Tage ergebnislos geblieben war. Nach wie vor fehlte jede Spur von ihm. Seufzend nahm Tanner die Nachricht zur Kenntnis.
    Es war nicht schwer zu erraten, was meinem Herrchen durch den Kopf spukte, als er das erfuhr. Alles sprach dafür, dass Toni längst tot war.
    Es war spät, als wir zum Ausgrabungscamp stießen. Wie gewohnt brannte inmitten der Wohnwägen ein kleines Feuer, um das sich etliche Personen tummelten, die erst beim Näherkommen Konturen annahmen. Jean, Luc, Dr. Lemmer und Manny sowie eine unbekannte, adrett wirkende Frau jüngeren Alters, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie stand neben Manny, der ihr ab und zu schmachtende Blicke zuwarf. Nachdem Tanner sich in die Runde gesetzt und ein Glas Rotwein von Lemmer persönlich entgegengenommen hatte, wurde er auf den neuesten Stand der Ausgrabung gebracht. Mir war sofort klar, dass dies eine langwierige Angelegenheit werden würde, und stellte mich innerlich darauf ein.
    Tanners Interesse an diesem Projekt war nicht bloß allgemeiner Natur, sondern sehr tief greifend, denn schon als junger Student hatte er hier »am Fuße des Mont Lassois auf urkeltischem Boden« ausgraben dürfen, wie ich ihn schon einmal mit einigem Stolz in der Stimme hatte erzählen hören. Er würde sich nicht mit ein paar Gemeinplätzen zum Forschungsstand zufriedengeben, sondern Lemmer und seiner Mannschaft jede noch so kleine Information entlocken.
    Obwohl ich zurzeit eigentlich keine Lust hatte, mein kriminalistisch ausgerichtetes Gehirn mit Archäologie vollzustopfen, beschloß ich, zumindest mit einem Ohr zuzuhören. Man wusste ja nie.
    Der Doktor ließ sich nicht lange bitten und berichtete, wie die Auswertung von Luftbildaufnahmen durch die Universität in Lyon in den frühen neunziger Jahren zur Entdeckung der Fundstelle geführt hatte. Die dabei festgestellte circa dreißig mal dreißig Meter große quadratische Struktur wurde von seinem und einem französischen

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