Willi von Bellden (German Edition)
bis sie diese in perfektem Französisch wiedergeben konnten. Selbst Tanner war anzumerken, dass er seine Einstellung zu Sammy geändert hatte, wenngleich ihm noch ein Fünkchen Misstrauen gegenüber unserem neuen Familienmitglied anzumerken war. Eigentlich war ich der Einzige, der es spürte, aber ich kannte Tanner nun einmal in- und auswendig.
Immer wieder fielen die zahlreichen Blicke der Neugierigen auf uns, was uns bewog den Bauch einzuziehen, die vor Stolz geschwellte Brust nach vorn zu pressen und so zu tun, als wäre dieses Ereignis etwas völlig Normales. Es fühlte sich gut an, in einem solchen Maße bewundert und respektiert zu werden. Höhepunkt war ein Interview mit der ansässigen Tageszeitung, die uns eine ganze Seite ihrer Wochenendausgabe widmete. Wir waren Helden und wurden auf einen hohen Sockel gehoben! Alles war genial!
Mein Verhältnis Sammy gegenüber entwickelte sich mehr und mehr freundschaftlich und überaus respektierlich. Zwar waren wir noch dabei, uns gegenseitig abzutasten, und ich hatte zugegebenermaßen einige Mühe, mich auf eine innige Freundschaft einzulassen, jedoch schlich sich jeden Tag ein wenig mehr Vertrautheit in unsere Beziehung ein.
Basko versuchte, mir Mut zu machen, über meinen Schatten zu springen, und bezog in all unsere Unternehmungen Sammy mit ein. Er selbst war, wie auch Oskar, unsagbar stolz auf uns, und ich bewunderte ihn einmal wieder für seine Großmütigkeit. Ich war sehr froh darüber, gerade ihn zum Freund zu haben.
Nach den anstrengenden, stressigen Tagen, denen man als Berühmtheit zwangsweise ausgeliefert ist, kehrte wieder etwas mehr Ruhe in unseren ohnehin abenteuergeprägten Urlaub ein. Gerold war längst wieder aus der Klinik entlassen und zurück auf dem Campingplatz.
Eines Abends standen Jerper, Gerold und Mathilde vor unserem Mobile Home, in der Hand zwei dicke, in Schleifen eingebundene Knochen sowie zwei kleinere, die ebenfalls verpackt waren. Natürlich bekamen Sammy und ich die großen Knochen als Geschenk überreicht, Basko und Oskar mussten sich mit den kleineren zufriedengeben. Anny bedankte sich vielmals, doch davon wollten Jerper und Mathilde nichts wissen; sie waren der Meinung, der Dank gebühre einzig und allein mir und Sammy. Womit sie nicht ganz unrecht hatten, wie ich fand, ohne falsche Bescheidenheit an den Tag legen zu wollen.
Auf jeden Fall war es mir den darauffolgenden Tagen hundeübel. Ich hatte wohl zu hastig und zu viel von meinem Geschenk verspeist, dass selbst mein hartgesottener Magen rebellierte und ich jede halbe Stunde regelmäßig vor die Tür musste, und zwar in rasanter Geschwindigkeit. Ein ganz und gar stilles Örtchen aufzusuchen, schaffte ich meistens nicht mehr rechtzeitig, sodass ich zeitweise von erstaunten Kinderaugen begleitet wurde, die bei jedem Furz, der sich selbstständig aus meinem Magen heraus nach draußen zwängte, die Augen noch weiter aufrissen und verlegen kicherten oder sogar hastig zu ihren Eltern rannten, um von meinem unflätigen Benehmen zu berichten.
Tanner entsorgte meine Hinterlassenschaften mit stoischer Gelassenheit, was ich ihm bis heute hoch anrechne. Falls ich noch erleben sollte, dass er von einer schweren Diarrhö befallen würde, so schwor ich mir beim heiligen Bello, würde ich noch nicht ein einziges Witzchen darüber reißen. Wau!
Sobald es mir besser ging, konnte ich endlich zusammen mit meinen Freunden unten am Fluss, der Beaume, im Wasser planschen, schwimmen und spielen. Oskar entpuppte sich als wahre Wasserratte, die man nur unter Androhung übelster Konsequenzen aus dem Fluss bekam. Abends war er dann oft so müde, dass er überall dort einschlief, wo er sich gerade befand. Nachdem die Erwachsenen ihre Kletterkünste in den zurückliegenden Tagen genug erprobt hatten, wurde beschlossen, einen Ausflug nach Le Vans zu unternehmen. Gleichzeitig wollte man den Markt dort besuchen, der einer der schönsten in der ganzen Gegend ist. Ich war mit dem Plan mehr als einverstanden, da ich erwartete, auf dem Markt jede Menge Artgenossen von allen Herren Rassen und Länder anzutreffen. Auch als Hund pflegt man gern kulturelle Begegnungen.
Dort angekommen schlenderten wir gemächlich durch die engen, mit Kopfstein gepflasterten Gassen, von denen ein mystischer, mittelalterlicher Flair ausgeht. Aus allen Ecken strömten uns wunderbare Düfte entgegen, die mich meinen angeschlagenen Magen alsbald vergessen ließen; stattdessen machten sich Gelüste nach Köstlichkeiten breit,
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