Willi von Bellden (German Edition)
spielen, denn sie lenkte mich mit einem gebratenen Hähnchenbein ab, das ich dann doch nicht bekam, weil Anny wiederum der Meinung war, dass Hunde keine Hühnerknochen verdauen können. Sogar den Erstickungstod führte sie mir vor Augen, als ich immer noch keine Ruhe gab! Wieder einmal verspürte ich große Lust, sie in ihr schlankes Fesselbein zu beißen. Basko ging an die Sache lockerer heran.
»Ist doch nur eine Name!«, tröstete er mich. »Sonst wird es dort nichts Neues geben. Und den Namen erfährst du, sobald er nach Hause kommt, denn er wird ihn Anny sofort mitteilen. Vorausgesetzt er findet, was er sucht!«
Mit Sicherheit würde er ihn finden. Das war schließlich Tanners Beruf!
Ungeduldig trippelte ich den ganzen Morgen umher, sodass Oma während des Kochens die Geduld verlor und mich hochkant aus dem Mobile Home warf. Sammy und Oskar sahen mich betreten durch die Glasscheibe an. Es tat ihnen sichtlich leid, dass ich angesichts meiner desolaten Situation auf völliges Unverständnis gestoßen war. Aber daran konnte niemand etwas ändern. Wenn Oma ein Machtwort gesprochen hatte, dann blieb es auch dabei!
So lag ich nun auf den unebenen Holzplanken der Terrasse faul herum und wartete beharrlich auf mein Herrchen. Am Nachmittag war er immer noch nicht zurückgekehrt, was meine Laune auch nicht gerade hob. Von inneren Vorwürfen geplagt, dass ich nicht vehementer darauf bestanden hatte mitzufahren, fing ich an, die Sitzgarnitur aus massivem Pinienholz anzuknabbern. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Oma gemacht. Den Kochlöffel schwingend kam sie aus dem Häuschen gerannt und machte tatsächlich Anstalten, mir mit dem bei chronischen Draufschlägern bekannten Instrument den Hintern zu versohlen. Noch bevor mich das Ding berühren konnte, zog ich jaulend den Schwanz ein und verschwand eine Etage tiefer unter das Mobile Home, dort, wo Oma auf keinen Fall hinterherkriechen konnte, schon allein wegen ihres enormen Umfangs. Trotzdem konnte sie es nicht unterlassen, auf die Knie zu gehen und mir aus einigen Metern Entfernung den Krieg anzudrohen. Ich ignorierte sie einfach und schaute in eine andere Richtung. Wie ein Trampeltier betrat sie wieder die Terrasse, um ins Haus zu gehen. Sie war anscheinend sehr zufrieden mit sich selbst, was meinen Zorn umso mehr schürte. Schließlich macht es keinem wirklichen Spaß, als Loser aus einem Konflikt zu scheiden. Das war auch der Grund, warum ich ihr ein paar Stunden später einen ihrer heiß geliebten Gummitreter klaute, die vor der Terrasse standen, um sie in der angrenzenden Wiese, versteckt hinter hohen Hecken, in tausend Stücke zu zerreißen.
Nachdem wir Hunde einen langen Spaziergang mit Anny und den Kindern nach La Beaume unternommen hatten, bog Tanner endlich in die Einfahrt zum Campingplatz ein. Meine Freude kannte keine Grenzen. Jetzt erst merkte ich, wie angespannt ich in den ganzen Tag über gewesen war. Ich konnte es kaum abwarten zu hören, was er herausgefunden hatte. Doch er ließ sich gefühlte tausend Jahre Zeit und wartete erst ab, bis Anny Kaffee gekocht und Brioche aufgetischt hatte; dann erst kam er endlich zur Sache. Auch Basko wirkte leicht nervös, ganz entgegen seiner sonstigen Art. Wir hatten uns neben dem Tisch ein Plätzchen ausgesucht, in einigem Abstand zu Oma, die immer noch mit dem Haushalt beschäftigt war. Die Kinder waren gemeinsam zum Ballspielen auf den großen Bolzplatz aufgebrochen, wo sie sich mit den anderen Kindern des Campingplatzes treffen wollten. Endlich steckte sich mein Herrchen seine obligatorische »Jetzt mach ich es mir gemütlich«-Zigarette an und begann mit seinen Ausführungen.
»Es war gar nicht so leicht, dieses Gebäude zu finden, in dem die Zeitung ihren Sitz hat. Nachdem ich durch sämtliche Gänge geirrt bin, hat eine ältere Dame Mitleid mit mir gehabt und mir geduldig die genaue Aufteilung sämtlicher Trakte erklärt.« Inständig betete ich zu Bello, mein Herrchen möge die genauen Beschreibungen des Gebäudes jetzt nicht wiederholen. Bello hatte anscheinend ein Einsehen, denn er unterließ es tatsächlich, wenn auch aus einem anderen Grund.
»Doch leider konnte ich ihr Französisch nicht verstehen, das von einem starken Dialekt geprägt war, sodass sie mich irgendwann am Ärmel geschnappt und mich einfach dorthin gebracht hat. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass die Rezeptionistin mir mit überschwänglicher Freundlichkeit begegnet wäre. Im Gegenteil. Eine geschlagene Stunde musste ich warten,
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