Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
Vom Netzwerk:
bei Jean-Louis einen Kaffee Colonial zu trinken, wozu er seine Gäste auch liebend gern einlud. Dieser starke Kaffee wurde von ihm persönlich, mit einer fremdartigen bräunlich schimmernden Flüssigkeit durchmischt, über deren Alkoholgehalt niemand etwas wusste und auch niemand etwas in Erfahrung bringen wollte. Sämtliche Gäste, die in diesen Genuss kamen, konnten sich jedoch danach nicht mehr adäquat fortbewegen. Ich ahnte schon wieder das Schlimmste. Sammy und Oskar tollten zusammen auf dem Campingplatz herum, spielten mit Stöckchen und mit allem, was sie finden konnten.
    »Maxime Martin ist demnach Chloes Ehegatte. Das hat dir doch der Kommissar erzählt …«, sagte Anny.
    Tanner unterbrach sie.
    »Nein, das habe ich auf dem Computerbildschirm gesehen. Das ist ein großer Unterschied, schließlich wäre Ersteres eine Verletzung seiner Schweigepflicht Dritten gegenüber.«
    Anny legte ihren Kopf schief und zog die Augenbrauen hoch. (Manchmal überkommt Tanner eine »Ich weiß alles besser!«-Phase, durch die er, dank Anny, immer schnell wieder herausfindet.)
    »Okay, trotzdem ist ihr Ehemann ein verurteilter Mörder. Dem Artikel zufolge beschuldigt er seine Noch-Ehefrau, mit der Tat etwas zu tun zu haben, während er sich unschuldig wähnt. Chloe Martin ist zufällig die Schwester von Julie Antoine, beide vermutlich geborene Laval. Dazu kommt noch, dass Julies kleine Schwester ein frisch aufgeblühtes Verhältnis zu einem Grabungstechniker pflegt«, wiederholte Anny.
    »Und ... sie sieht verdammt gut aus! Aber ... nur halb so gut wie du!« Tanner gab seiner Frau einen Kuss auf die Nasenspitze, was mir ein genervtes Knurren entlockte. Er hielt sich wohl für einen großartigen Charmeur, dabei ging er mir mit dieser »Ich schleime mich bei Anny ein«-Art gewaltig auf den Keks.
    »Ich frage mich, was wirklich dahintersteckt, wenn das Gericht schon Eifersucht als Motiv angegeben hat? Dieser Dame mit ihrem extrovertierten Charakter traue ich einiges zu«, meinte Tanner und steckte sich eine Zigarette an.
    »Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Hat dieses ganze Drumherum, sprich die Morde an Mathis und Norbert, etwas mit Tonis plötzlichem Verschwinden zu tun? Hängt das alles irgendwie zusammen?«, fragte Anny eindringlich. Dabei gestikulierte sie wild mit ihren Armen über dem Tisch. Beinahe hätte sie das schöne Glas mit dem Rotwein umgeworfen.
    Tanner überlegte angestrengt.
    »Ich glaube, dass diese Geschichte, das ganze Drumherum, wie du es nennst, etwas mit Toni zu tun hat. Ich kann nur nicht all die umherschwirrenden Fäden zu einem Netz verweben. Es gelingt mir einfach nicht. Immer wenn ich das Gefühl habe, jetzt passt etwas zusammen, halte ich auf der anderen Seite des Geflechts einen Knoten in der Hand.
    Tonis Verschwinden, Mathis’ Angst, Norberts Anruf, die geheimnisvolle Katrin Schubert, Mathis’ Lügen, die Bilder und Chloes Briefe an Toni. So langsam verliere ich vollkommen den Überblick«, stellte Tanner betrübt fest und stützte seinen Kopf auf die Hand.
    »Deshalb erstellen wir jetzt eine Liste, auf die wir alles der Reihe nach aufschreiben. Vielleicht hilft uns bei dieser verworrenen Angelegenheit das Visualisieren der Geschehnisse«, meinte Anny und begann mit Tanner die Fakten zusammenzutragen.
    Diese ganzen Details kannte ich schon auswendig, so konnte ich es mir leisten, ein wenig meinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Im Gegensatz zu Frauchen und Herrchen verfügte ich selbst über die Gabe der komplizierten Verknüpfung, zumindest bildete ich mir das ein. Ich sah es als oberste Priorität an, den Namen des Opfers herauszufinden, an dessen Tod Maxime Martin angeblich erheblichen Anteil hatte. Dieser Name war der Schlüssel zu den noch unzusammenhängenden Einzelheiten. Da war ich mir ganz sicher. Was wirklich lustig war, Tanner und Anny zogen nach weiteren zwei Stunden genau das gleiche Fazit. Ich schmunzelte angesichts meiner scheinbaren Überlegenheit.
    Am nächsten Morgen fuhr Tanner nach Privas, um dort bei der ansässigen Zeitung im Archiv nach dem Namen des Toten zu recherchieren. Obwohl ich mich unauffällig an Tanner vorbei ins Auto hineinzwängen wollte, flog ich unverzüglich wieder hinaus. Anny vertrat die Ansicht, dass wir Hunde im Auto einen Hitzeschlag erleiden würden, falls Tanner uns nicht mit hineinnehmen dürfte. Vor Wut kläffte ich herum und versuchte sogar, dem Wagen hinterherzulaufen, doch Oma verstand sich sehr wohl darauf, ihre Rolle als liebe Oma zu

Weitere Kostenlose Bücher