Willi von Bellden (German Edition)
Sabberanfall entging.
Wenn ich nicht in festen Pfoten gewesen wäre, hätte ich mich schon ein wenig über Sammys forsches Verhalten Hedwig gegenüber geärgert, aber ich musste mich zurücknehmen, denn ich war bereits glücklich liiert.
Als Hans-Walter mit der schönen Hedwig von dannen zog, wich die sabbernde Statue namens Basko zunehmend einem Häufchen Elend, das mit ausgetrocknetem Mund und nervlich am Ende neben uns saß. Seine Augen hatten wieder ihre ursprüngliche Form angenommen, welche uns nun ängstlich taxierten.
Zu mehr als einem Kopfschütteln über den Verlust seines gesamten Steuerungsapparates, konnte ich mich nicht erbarmen. Nur Sammy versuchte, von der Hedwig-Aktion abzulenken und wieder zu unserer Ermittlungsplanung zurückzukommen. Ich nahm an, er wusste sehr genau warum.
Nach einem tiefen Seufzer machte ich es mir bequem und war bereit anzufangen. Sofort unterbreitete ich meinen Kumpels den Vorschlag, einen Suchhund zu den Dolmen zu beordern.
»Klar, das geht ja auch ganz leicht. Du gehst einfach zu Anny, nein besser noch zu Oma, sagst ihr, sie solle bitte bei der französischen Polizei einen Suchhund beantragen, der sich dann ohne Umschweife an die Arbeit machen soll. Prima Idee!«, meinte Sammy, und seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Am liebsten hätte ich vor Wut herumgebellt in diesem Moment, aber ich nahm mich zusammen. Sammy, der noch grün hinter den Ohren war, hatte wirklich keine Ahnung von guter Detektivarbeit. Ich musste lernen, mich in Geduld zu üben mit solchen Greenhorns.
»Willi weiß schon, was er tut, mein Lieber!«, sagte Basko plötzlich in bestimmtem Tonfall. »Sei dir sicher, er hat es nicht nötig, sich an Oma oder Anny zu wenden, er wird das Kind auf andere Weise schaukeln!«
Augenblicklich nahm ich alles zurück, was ich noch vor einigen Minuten über meinen Freund gedacht hatte. Natürlich war und blieb er mein bester Freund, ob mit Sabber oder ohne. Wenn es sein musste, würde ich ihm die Huskyhündin Hedwig auf dem silbernen Tablett servieren.
Kaum war Tanner in den kleinen Feldweg eingebogen, der zu den Wohnwagen des Grabungsteams führte, kam Manny aus einem dieser hinausgestürzt, um ihn in Empfang zu nehmen. Während der Fahrt hatten sie mehrmals miteinander telefoniert, weil Manny sehr aufgebracht war. Seine Verliebtheit in Chloe und die Verzweiflung, die sie bei ihrem letzten Treffen an den Tag gelegt hatte, verwirrten ihn zutiefst. Er bot Tanner sofort eine Tasse Kaffee an, die er mit zitternden Händen zubereitete, dann fing er an zu erzählen von dem Vortag, als Chloe bei ihm gewesen war und nur geweint hatte. Noch niemals zuvor habe er sie in diesem Zustand erlebt. Am ganzen Körper habe sie gezittert und war der festen Überzeugung, Julie wolle ihr etwas Böses antun. Doch sie habe viel zu viel getrunken, als dass sie ein klares Wort herausgebracht hätte.
»Ich war gerade dabei, ihr einen starken Kaffee zu brauen, hab mich über die Maschine gebeugt, da hör ich die Tür von meinem Wagen. Aber als ich rauskam, war sie schon weg!«
Manny nippte an seiner Tasse, an der die braunen Streifen von Kaffee vergangener Tage klebten. Seine Augen waren verklärt und sein Blick starr aus dem Fenster gerichtet.
»Und du hast überhaupt keine Ahnung, wo sie hingefahren sein könnte?«, fragte Tanner.
Manny schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Fenster zu nehmen.
»Dann würde ich vorschlagen, wir fahren zu ihrer Wohnung und suchen sie zuerst einmal dort«, meinte Tanner.
»Sie hat keine Wohnung, zumindest noch nicht«, antwortete Manny zögerlich. »Bisher hat sie eigentlich immer nur hier bei mir geschlafen, offiziell war sie bei Julie gemeldet.«
Eine geschlagene halbe Stunde dauerte es, bis Tanner den aufgeregten Manny überreden konnte, zu Julies Wohnung zu fahren, um nachzusehen, ob Chloe dort war. Danach sprangen die Männer ins Auto, und Manny erklärte Tanner den Weg, der über zahlreiche Dörfer führte, bis sie endlich nach gut zwanzig Kilometern in Troyes vor einem kleinen, engen, zweistöckigen Reihenhaus hielten, von dem der Putz an der gesamten Front in großen Fetzen abblätterte. Im zweiten Stock zierte eine große doppelflügelige Tür einen verrosteten schmiedeeisernen Balkon, der von zwei Betonsäulen im viktorianischen Stil gestützt wurde. Tanner drückte den obersten Klingelknopf, an dem ein Schild aus Messing angebracht war, auf dem stand: Julie Antoine. Doch nichts geschah. Auch nach mehrmaligem Drücken erschien weder jemand
Weitere Kostenlose Bücher