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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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einiges zu tun. Basko erging es ebenso, denn er drehte monotone Runden um unser Mobile Home, die keinen Zweifel an seiner ambivalenten Lage aufkommen ließen. Die Frage war nur: Konnten wir selbst entscheiden, was wir tun wollten? Die Antwort kam einige Minuten später. Tanner verabschiedete sich von Anny, die Tränen in den Augen hatte, und anschließend von mir, Oskar und Basko, da die Kinder mit Oma zum Baguettes-Holen unterwegs waren. Mit Sammy tat sich Tanner nach wie vor etwas schwer. Zwar waren seine Vorbehalte auf ein Minimum geschrumpft, doch so richtig wollte sich der gute Draht zu ihm nicht einstellen.
    »Ich fahre den Kindern entgegen«, sagte Tanner. »Übermorgen bin ich wieder zurück.«
    Anny nickte und winkte ihrem Mann hinterher, der entgegen der aufgehenden Sonne in Richtung Montélimar fuhr.
    Es war an der Zeit, eine Besprechung einzuberufen, dachte ich und rief das Ermittlungsteam Todesschwadron zusammen. Treffpunkt: Unter dem Mobile Home. Da hatten wir unsere Ruhe, und Oma würde uns auch nicht von einem Platz zum anderen scheuchen, wenn sie ihren Putzrausch bekommen würde.
    Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem wir genauestens abwägen mussten, wie wir weiter vorgehen wollten. Gut, dass Anny dazu übergegangen war, Postkarten zu schreiben und die Kinder mit Oskar unterwegs waren. So konnten wir uns ganz in Ruhe besprechen und einen sinnvollen Plan aufstellen. Dachte ich zumindest, denn just in diesem Augenblick, als wir unsere Köpfe einzogen, um unter das Mobile Home zu kriechen, stolzierte die Huskydame vorbei, samt einer diesmal männlichen Begleitung, nämlich einem Lehrer aus dem schönen Saarland, wie sich fünf Minuten später herausstellen würde.
    Bevor ich sie selbst sah, merkte ich schon ihre Anwesenheit durch Baskos heraushängende Zunge, seine Stilaugen und dem gleichmäßigen Sabbern. Also wenn es Momente gab in meinem Leben, in denen ich mich fremdgeschämt habe, dieser war zweifelsohne einer davon. Wie konnte man nur solch ein fragwürdiges Benehmen in Gegenwart einer Hündin zeigen, bei der man Absichten hegte?, fragte ich mich erstaunt.
    »Jetzt hör mal auf mit dieser unmöglichen Sabberei!«, herrschte ich meinen Freund an, der mich aber entweder nicht hören wollte oder konnte, denn er starrte einfach weiter auf das Objekt seiner Begierde, das sich jetzt auch noch schnüffelnd in unsere Richtung bewegte. Aus dem Sabbern wurden ganze Speichelflüsse, die meinem Kumpel aus der Schnauze rannen, und ich fragte mich allen Ernstes, was wohl aus ihm werden würde, käme sie ihm zu nah. Vermutlich würden wir alle ertrinken, und weil ich auf keinen Fall ertrinken wollte, robbte ich mich ein gutes Stück weit weg von ihm. Sammy, der die ganze Zeit zugleich fasziniert wie auch voller Entsetzen zu Basko geschielt hatte, bekam es nun auch langsam mit der Angst zu tun, denn er ging in entgegengesetzter Richtung von mir ebenfalls auf sichere Distanz.
    »Ach hallo!« Ein Wimpernaufschlag, dann noch einer. Sie hatte uns entdeckt. Nicht, dass ich meinen Freund verleugnen wollte, aber ich kroch so schnell ich konnte unter dem Mobile Home hervor. Ruckzuck stand ich neben der Dame mit dem glänzenden Fell und den Augen, die blauer als das Meer strahlten.
    »Hallo!«, entgegnete ich galant und lehnte mich lässig an einen der Holzpfosten, welche die Terrasse des Mobile Home umsäumten.
    »Hallo!«, hörte ich neben mir eine charmante Stimme, und die meerblauen Augen schossen verwundert zur Seite.
    Sammy!
    Ich hatte die Rechnung ohne ihn gemacht und ihn maßlos unterschätzt. Er war eben auch nur ein Rüde und keinen Deut besser als die anderen.
    Während wir Vierbeiner einen bröckelnden Small Talk hielten, tauschten Anny und Hans-Walter ihre saarländischen Bekannten aus, denn in diesem kleinen Bundesland hat ja bekanntlich jeder einen Bekannten, der einen Bekannten hat, den man wiederum gut kennt.
    Basko sabberte unterdessen weiter vor sich hin, unfähig, sich zu bewegen, geschweige denn einen kurzen Beller von sich zu geben. Die Huskydame, die wirklich einen einzigartigen Wimpernaufschlag hatte, der sogar mich in ihren Bann zog, stellte sich als Hedwig vor, drei Jahre alt, mit allerbestem Stammbaum.
    Ich war beeindruckt. Sammy noch mehr.
    »Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder«, schnorrte Sammy mit rauchiger Stimme, die ich ihm niemals zugetraut hätte.
    Als Antwort erhielt er einen ihrer Augenaufschläge, die seine nur so hin- und herrollen ließen, wobei er nur ganz knapp einem

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