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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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mir jedoch vorstellen, dass dies auch große Gefahren birgt. In diesem Fall aber ging alles glatt, nämlich genau, wie ich es geplant hatte.
    Voller Panik hielt Bernhard an, und wahrscheinlich dachten alle dasselbe: Jetzt war es so weit, und Willi würde den Löffel abgeben. Oder: Wenn er nicht in den nächsten zwei Sekunden aus dem Auto rauskommt, dann ist das richtig scheiße, im wahrsten Sinne des Wortes natürlich. Auf jeden Fall dachte Anny an so etwas Ähnliches, denn gerade sie hatte einschlägige Erfahrungen schon mit mir sammeln dürfen. Mit quietschender Bremse hielt Bernhard am Straßenrand von dem winzigen Weiler in Notre Dame an. Besser konnte es nicht laufen, denn kaum hatte ich Boden unter meinen Pfoten, raste ich wie wild geworden über die Straße (ich hatte mich vorher aus den Augenwinkeln versichert, dass kein Auto meinen Weg kreuzen würde) und verschwand in der Nebenstraße, die nach drei Kilometern zu den Dolmen führt.
    Ich rannte und rannte und rannte, wartete darauf, den Motor des Busses zu hören, mit dem sie mich verfolgen würden, doch statt Motorgeräusche nahm ich hinter mir Pfoten wahr, die schnell hinter mir herzuliefen schienen. Ruckartig blieb ich stehen, und wäre ich in diesem Moment nicht zur Seite gesprungen, wäre Basko direkt auf mein Hinterteil geknallt. Ein Lächeln sagt manchmal mehr als tausend Worte, so auch in diesem Augenblick. Ohne ein weiteres Wort spurteten wir wieder los, immer in Richtung der Dolmen. Der Bus mit all seinen Insassen hatte nun auch die Kurve gekriegt; sie hatten in dem kleinen engen Dorf wenden müssen und fuhren nun in gemäßigtem Tempo nicht weit hinter uns her. Anny schrie aus dem heruntergelassenen Fenster immer wieder unsere Namen. Ihre Stimme wurde von Mal zu Mal wütender, was uns nur dazu veranlasste, einige Haken über die Wiesen zu schlagen, um ihnen deutlich zu machen, dass wir unter keinen Umständen zu ihnen kommen würden.
    Innerlich konnte ich Anny fluchen hören und musste unwillkürlich lächeln, denn ihr Zorn auf uns hielt nie lange an, wenngleich sie auch manchmal so tat, als verhielte es sich so. Oskar stand mit den Pfoten gegen eines der hinteren Fenster und drückte sich erstaunt die Nase daran platt. Keine Sekunde ließ er uns aus den Augen, und sicherlich war er verdammt stolz auf seinen Papa. Sammys Knopfaugen schauten seitlich neben Oskars Pfoten hervor, da er es verboten bekommen hatte, auf den Sitz zu springen. Da waren die Kleineren eben immer im Vorteil. Als kleine Punkte konnte ich weiter vorn schon die Brückenpfosten erkennen, die weiter unten auf den Weg in das eingetrocknete Flussbett führten. Meine Lunge brannte wie Feuer bei jedem Sprung, und das Atmen fiel mir schwer. Meinem Kumpel neben mir erging es nicht viel anders. Immerhin waren wir nicht mehr ganz so jung und nicht mehr so ganz voller Kraft. Um jeden Preis aber mussten wir durchhalten so knapp vor dem Ziel.
    Bernhard hatte den Versuch, uns stoppen zu wollen, aufgegeben; deshalb fuhr er gemächlich in einiger Entfernung hinter uns her. Kaum waren wir an dem felsigen, überwucherten Weg angekommen, der zu den Dolmengräbern führte, warteten wir hechelnd, damit wir sicher sein konnten, dass alle unsere weitere Richtung registrierten. Dem war so, denn Bernhard bog zum Parkplatz ein. Es tat gut, einen Moment zu verschnaufen. Der Gedanke an einen kalten Schluck Wasser erfüllte für den Bruchteil einer Sekunde mein ganzes Denken, bevor ich mich wieder zusammennahm. Es gab Wichtigeres im Leben.
    Sobald alle Insassen des Busses ausgestiegen waren, bellte Sammy kurz auf, was wir als Zeichen verstanden, uns wieder auf den Weg zu machen. Guter Hundekumpel, ich würde ihn bei Gelegenheit für seine Verbundenheit loben.
    Statt nun für längere Zeit geradeaus zu rennen, mussten wir über Stock und Stein klettern, rauf und runter, bis ich irgendwann auf einem der Felsen stand und es mir nicht mehr möglich war, heil herunterzuspringen. Basko wusste Bello sei Dank gleich Rat und stemmte sich geschickt unterhalb von mir mit dem Körper an den Felsen, sodass ich zu ihm hinunterrutschen konnte, während er langsam in die Knie ging. Perfekte Teamarbeit, schoss es mir durch den Kopf, ein schönes Gefühl.
    Etwas weiter vorn verfing Basko sich in einem Dornenstrauch. Je vehementer er versuchte, dagegen anzukämpfen, umso mehr verhedderte er sich darin. Schließlich setzte ich meine Zähne im Kampf mit dem Gestrüpp ein, sodass wir bald wieder unserem Ziel entgegenlaufen

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