Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
war es auch, was mir sofort in den Sinn kam. Ein Vater-Sohn-Konflikt! Oder zumindest etwas in dieser Art.“
Bevor er weiterredete, machte mein Herrchen eine kleine Sprechpause. Dabei rutschte er unruhig auf seinem Stuhl herum. Ich konnte sehen, dass ihm das Folgende etwas unangenehm war. „Weißt du, ... es ist überhaupt nicht meine Art auf irgendwen mit dem Finger zu zeigen. ... Aber ich denke, in dieser Angelegenheit, ... aha, ist dir klar! Okay, dann sag mal, wart ihr schon bei Deschler in Rinzenberg? ... Nein? ... Ja, ja ich weiß, was ich zu Grothe und Klein gesagt habe. Er stand nicht ganz oben auf der Liste. Aber man kann sich irren, und ich glaube, ihr solltet euch dort mal umschauen. Die Leute hier sagen, dass der alte Deschler seinen Sohn zeitlebens misshandelt hat. Auch später noch, als dieser schon ein erwachsener Mann war. Er soll ihn, wie man hier sagt, dumm geprügelt haben. Wie sich das äußert ist mir nicht bekannt. Aber, wie dem auch sei, zählen wir doch mal auf, was wir haben: Der Junior kam durch den Vater schon früh mit der Archäologie in Berührung. Dann dürfte er einen tiefsitzenden Hass auf den Alten verspüren. Außerdem scheint er eine Sparre locker zu haben! Hinzu kommt, dass Deschler keine zwei Kilometer Luftlinie vom Fundort entfernt wohnt. Ich denke das könnte passen!“
Tanner schwieg. Er hörte sich geduldig an, was Paula noch zu sagen hatte. Zwischendurch brummelte er nur einmal etwas, was ich als Zustimmung deutete. Dann stellte sie ihm anscheinend wieder eine Frage. „Hmm, ... ob Deschler einen Hund hat? Keine Ahnung. Warum fragst du, wegen den Hundehaaren? ... Achso, ... wegen Bisswunden, an der linken Hand. ... Nein, weiß ich wirklich nicht.“
Ich glaubte mich verhört zu haben! Hatte er gesagt die Leiche im Baggerloch hatte Bissspuren??? Sofort wusste ich, dass mich mein Gefühl mit dem Dobermannrüden und seinem abartigen Herrchen doch nicht getrogen hatte.
Jetzt war ich sicher. Dieser Wahnsinnige, der das Reh im Wald massakriert hatte, war niemand anders, als Deschler junior. Einige Monate zuvor, musste dieses Vieh seinen Vater abgeschlachtet haben, um die Leiche danach auf einer Obstwiese in Buhlenberg zu verscharren.
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, und fing an zu kläffen.
Tanner schaute mich irritiert an. Er machte eine beruhigende Handbewegung, sagte aber nichts.
Ich hielt es für klug, mich entsprechend zu verhalten, da ich ihn jetzt nicht verärgern wollte. Besser war es auf eine Chance zu warten. Vielleicht wäre es gut, doch noch einen Abstecher in den Wald, zu dem toten Reh, zu machen?
Tanner beendete das Telefonat und versuchte eine Weile an seinem Buch weiter zu arbeiten, derweil George auf der Liege im Garten ein zweites Nickerchen hielt. So richtig konzentriert wirkte mein Herrchen jedoch nicht dabei.
Am Nachmittag, als die zwei zum ersten Mal an diesem Tag feste Nahrung zu sich nahmen, war ich mit meiner Geduld am Ende.
Es war stinklangweilig! Also pflanzte ich mich vor Tanners Füße, bellte und rannte dann hinaus in den Flur. Immer wieder. Bis er endlich verstand.
Seufzend erhob er sich von seinem Sitzplatz.
„Okay, Willi. Wir gehen eine Runde. Es hat sich ja heute noch niemand um dich gekümmert, du armer Kerl!“
Er tätschelte mir über das Fell und stapfte in den Flur um die Leine zu holen. Ich hüpfte aufgeregt um ihn herum.
„Ein Ausflug?“, fragte George. „Ich bin dabei!“ Er wirkte erholt und war bester Laune.
Mir war es nur recht, wenn George mit von der Partie war, dann würde es bestimmt kein - Wir gehen eben mal um den Block Spaziergang - werden, sondern was ordentliches, bei dem man auf seine Kosten kam.
Wie so oft, gingen wir an diesem, nicht sonderlich kalten, Nachmittag, in Richtung Wald.
Ich schnüffelte hier ein bisschen, dann mal dort ein bisschen, bis ich auf eine, mir nur allzu verhasste, Fährte stieß.
Meine Nackenhaare sträubten sich. Es war der Geruch von Ludos, dem monströsen Rüden! Er war hier gewesen, das roch ich ganz genau! Auch Tanner bemerkte an meiner Reaktion, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist denn mit dir los, Willi?“, fragte er verwundert.
Die Spur führte geradewegs in den Wald hinein, und so zog ich was das Zeug hielt, um dorthin zu kommen. Jetzt muss ich die Gelegenheit beim Schopfe packen, dachte ich. Vielleicht konnte ich Tanner darauf aufmerksam machen, dass der Dobermann und Deschler hier ihr Unwesen trieben.
George fragte erstaunt, ob ich solche
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