Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
bin mir mittlerweile sicher, dass der Tote im Baggerloch und dieses arme Reh, von ein und demselben mörderischen Duo abgeschlachtet worden sind. Nämlich von niemand anderem als Deschler junior persönlich und seinem bösartigen Köter.
Diese Wahnsinnigen sind eine Gefahr für alles was sich hier im Wald bewegt.
Schließlich wandte er sich an George und schlug vor, den Heimweg anzutreten. Wozu dieser nur allzu bereitwillig einwilligte, da er ohnehin vorhatte in Kürze nach Hause fahren.
Ich tippelte hinterher, in der Hoffnung, dass mein Boss die Zusammenhänge selbst erkennen würde, ... oder, dass ihm jemand auf die Sprünge half. Jemand, den er besser verstand.
Tanner war am Abend sehr früh schlafen gegangen. Zu meinem Leidwesen, um genau zu sein. Er wollte den Samstagmorgen schon sehr früh zu beginnen.
Bereits lange vor Sonnenaufgang, hantierte und verrichtete er lautstark in Bad und Küche, so dass ich ständig in meinem morgendlichen Schönheitsschlaf gestört wurde.
Das war noch nicht meine Zeit. Auch nicht die von Tanner, wie ich aus jahrelanger Erfahrung wusste. Aber es gab eben Tage, da war sein Biorhythmus vollkommen durcheinander. So wie heute.
Ich hoffte nur, dass er in seinem Aktionismus nicht auf die Idee kam, ich müsste dringend aufs Klo, um mich dann zu solch unchristlicher Zeit, auch noch vor die Tür zu setzten.
Das wichtigste in einer solchen Lage, war: Bloß nicht auffallen!!! Also blieb ich eingerollt auf meinem Plätzchen liegen, jeglichen Blickkontakt vermeidend. Ja, ich zuckte nicht mal mit einer Wimper, wenn er mal wieder polternd an mir vorbeilief. Das funktionierte in der Regel auch, und hatte mir schon des öfteren ein zusätzliches Stündchen Schlaf eingebracht.
Richtig ruhig im Haus wurde es erst wieder, als mein Herrchen sich voller Tatendrang an seinen Schreibtisch setzte. Sein Arbeitseifer schien an diesem Morgen keine Grenzen zu kennen.
Eigentlich hätte ich gewarnt sein müssen, doch ich ignorierte die Zeichen.
So verließ auch ich nach einer Weile meine Kuschelecke, aß und trank ein wenig, um mich danach in Richtung Ofen zu bewegen. Mein Lieblingsplatz!
Doch als ich sah, dass Tanner die Terrassentür, entgegen seiner Ankündigung einen Spalt weit offen hatte, konnte ich nicht widerstehen.
Mit dem festen Grundsatz, das Gelände nicht zu verlassen ging ich nach draußen. Ein fataler Fehler, wie ich später feststellen musste.
Zunächst schnüffelte ich etwas, doch es gab nichts besonderes zu entdecken. Also machte ich es mir am Grunde der Hecke bequem. Ich mochte es, durch eine Lücke beobachten zu können, was sich so auf der Straße so tat. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Tanners Hecke zahlreiche Lücken hatte. Er hatte nicht gerade einen grünen Daumen, und mit der Heckenschere stand mein Boss seit jeher auf Kriegsfuß. Statt hier und dort mal etwas stufig nachschneiden, gab es meistens einen rabiaten Kurzhaarschnitt.
Da wir nicht gerade in einem übervölkerten Örtchen leben und unsere Straße auch keine Durchgangsstraße ist, passierte an diesem Morgen lange Zeit einfach gar nichts. Es war vollkommen ruhig.
Doch dann, nach etwa zehn Minuten witterte ich einen Artgenossen. Es war Dago, dieser großmäulige Kotzbrocken, der sich unserem Haus näherte. Der Wind trug mir seinen Geruch in die Nase, lange bevor ich ihn um die Ecke kommen sah.
Wer behaupten würde, dass ich diesen Kerl mag, lügt schlicht und ergreifend. Meiner Meinung nach war er genauso behämmert wie sein Besitzer, der natürlich auch jetzt neben ihm herlief. Schon der Gesichtsausdruck des Mannes sprach Bände.
Dago ist ein Schäferhundrüde mit überwiegend cremefarbenem Fell, dessen Größe wohl nicht rassetypisch ist, denn er misst mindestens zehn Zentimeter mehr als vorgesehen. Sofern ich die Statuten des SV (ja, ja der Verein für deutsche Schäferhunde e.V., den kennen sie doch?) noch richtig in Erinnerung habe.
Darüber hinaus balancierte er seinen mächtigen Körper auf lächerlich dünnen Storchenbeinen. Ein Bild für die Götter!
Hoch erhobenen Hauptes gingen die zwei an mir vorbei. Der Tölpel hatte mich bis jetzt noch nicht einmal gerochen. So sehr war er damit beschäftigt seine Nase nach oben zu tragen.
Natürlich hatte er ein Halsband mit einer Hundeplakette dran, schwarz mit silbernen Metallpunkten. So etwas tragen doch nur Proleten, dachte ich ärgerlich bei mir. Ebenso lächerlich wirkte seine Leine, so dass ich den Kopf in die Pfoten legen
Weitere Kostenlose Bücher