Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
mich hinein, und nahm mir vor für den Rest des Vormittages die Sonne auf der Terrasse zu genießen.
Es war mir nicht vergönnt, denn nach wenigen Minuten ging das Telefon.
Unauffällig folgte ich Tanner ins Wohnzimmer.
„Ja, was gibt’s?“, meldete er sich mit einem Ton, der dem Anrufer am anderen Ende der Leitung suggerierte, dass er einen großen Fehler gemacht hatte, als er diese Nummer wählte.
„Mhm, ja, ja weiß ich noch, ... kein Thema ... . Passt mir aber grade nicht so gut. ... Ja, ... ja doch, ich melde mich. ... Ganz bestimmt. Spätestens gegen Mittag, okay? Bis dann!“
Er legte den Hörer angewidert auf das Telefon zurück.
Ich hätte die Pfote dafür ins Feuer gelegt, dass die Kripo gerade angerufen hatte. Aber der Chef war wohl noch nicht in Stimmung seine neuen Erkenntnisse preiszugeben. Falls er überhaupt noch wusste, dass er gestern Nacht geglaubt hatte, die Inschrift auf der Maske entschlüsselt zu haben.
Ich hatte meine Zweifel!
Tanner marschierte noch einmal in die Küche, goss zwei Kaffee ein, um sich dann wieder zu George zu gesellen.
„Die Polizei!“, sagte Tanner in einem leicht abfälligen Ton, den er fast immer draufhatte, wenn es um Staatsbeamte ging.
Dann zündete er sich die erste Zigarette für diesen Morgen an.
George war bei der Erwähnung der Polizei zusammen gezuckt. „Was wollen die denn schon wieder?“, fragte er aufgeregt.
„Nein, nein, keine Panik,“, beruhigte Tanner ihn. „Nicht die von gestern aus Nennig, sondern die Kripo Idar-Oberstein. Hier im Ort wurde eine Leiche gefunden. Ich war zufällig vor Ort.
George schaute ihn fragend an. „Eine Leiche? ... Hier? Erzähl mal!“
„Nicht jetzt, George, ich habe mit den Kripoleuten Stillschweigen vereinbart. Wenn die Sache vorbei ist, vielleicht schon in ein paar Tagen, servier ich dir die ganze Story auf einem Tablett. Du wirst staunen, was hier auf dem Land so alles los ist!“
„Hey, hey, hey! Das hat doch nicht etwa mit deiner absonderlichen Maskengeschichte zu tun?!“ hakte George nach.
Offensichtlich hatte er das Besäufnis wesentlich besser verkraftet, als ich ihm zugetraut hätte. Er wusste noch davon!
Tanner nickte leicht, aber verschloss seine Lippen mit dem Zeigefinger. Das Thema war damit erledigt.
Sie schwatzten noch gut eine Stunde über Belanglosigkeiten, als mein Herrchen, der nun wieder einigermaßen regeneriert wirkte, aufstand, und George einlud den Tag hier zu verbringen. Allerdings hatte er selber noch ein bisschen was zu erledigen.
„Du willst heute arbeiten?“ fragte George konsterniert.
„Nein. Nicht direkt, dabei käme doch nur Bockmist heraus,“ erwiderte Tanner .„Aber ich habe noch ein paar Telefonate zu führen. Genieß die Sonne und entspann dich. Das ist vermutlich einer der letzten warmen Tage des Jahres.“
Mit diesen Worten ließ er den Kumpel auf der Terrasse zurück, und marschierte ins Haus. Zum einen, um meinen Futternapf zu füllen, er hatte mich nicht vergessen, und zum anderen, um zu telefonieren.
Ich wich, wie mit Basko abgesprochen, keine Minute von seiner Seite. Jede Information, sofern sie die Morde betraf, war wichtig! Das Futter konnte warten.
Doch musste ich mir eingestehen, dass die ganze Sache so langsam in Stress ausartete.
Verdammt, ich musste endlich einmal damit beginnen, meine unzähmbare Neugier zu unterdrücken, um ein friedliches und ungestörtes Leben genießen zu können. Ich nahm mir vor, nach Aufklärung der beiden Morde damit zu anzufangen.
Mein Herrchen warf sich in den Drehstuhl an seinem Arbeitsplatz, griff zum Telefon, um zunächst eine Person anzurufen, die ich nicht kannte.
„Hi, Benny, ja ich bin’s, Tanner! Ja lange her, nicht? Geht’s dir gut? ... Was?? Papa geworden? Wirklich, das ist ja ein Ding! Na dann Herzlichen Glückwunsch! Wie alt ist er oder sie denn? ... Alexander! Toller Name, ich freu mich für dich. Aber weshalb ich anrufe, Benny, ich brauche zwei Bienenvölker! ... Ja du hast richtig gehört, ... genau! Ein guter Bekannter hatte Pech, und ich möchte ihm einen Gefallen tun. Ist ein netter alter Herr! ... Ja, ... okay, würdest du dich darum kümmern? ... Super! Die Kosten dafür übernehme ich. Hast du was zum Schreiben ...“
Tanner gab ihm Ehrhardts Adresse, und das Versprechen sich vor Weihnachten noch einmal zu melden. Sie hatten wohl abgemacht die Geburt von Bennys Sohn gebührend zu feiern.
Was für eine tolle Idee!, dachte ich, Ehrhardt würde sich freuen wie ein Schneekönig. Er hatte
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