Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
guten, alten Geschirr von Tanners Großmutter. Ich beobachtete sie so gerne. Eigentlich bei allem was sie tat. Die langen blonden Haare hatte si ezu einem zotteligen Zopf zusammen gefasst, so wie sie es oft zu tun pflegte. Sie war schön anzublicken. Ihre gütigen blauen Augen und ihre Gesten strahlten eine Wärme aus, die sonst bei nur sehr wenigen Menschen zu finden war. Soweit kannte ich all die Zweibeiner nach all den Jahren.
Ach, wie in alten Zeiten, fuhr es mir durch den Kopf. Ich seufzte bei dem Gedanken, dass die zwei schon viel zu lange getrennt waren.
Allmählich wurde es Zeit. Es waren nur noch ein paar Wochen bis Weihnachten. Bis dahin musste alles wieder beim Alten sein!
Nach einer Weile waren die Bäuche der Kinder mit Kuchen und Kakao gefüllt. Ich hatte schon früh bemerkt, dass dies ein ganz wichtiger Faktor war, wollte man einen geruhsamen Sonntagnachmittag verbringen. Mimi schlief alsbald auf der Couch ein, während Tiara und Louisa mit einem Brettspiel begannen.
Ich selbst kuschelte mich in mein Körbchen, und kaute zufrieden an dem Knochen, den Anny mir mitgebracht hatte.
Als die zwei Erwachsenen endlich alleine am Tisch saßen, fing Tanner an von der Leiche mit der Maske zu berichten, wie er es am Telefon versprochen hatte. Er schilderte Anny alle Zusammenhänge, und vergaß kein einziges Detail, das er von der Kripo erfahren hatte. Anny war ganz gebannt von seiner Erzählung, ganz so als würde sie einen spannenden Krimi verfolgen. Als er auf die römische Maske zu sprechen kam, und die Umstände erläuterte, die letztlich zu Deschler nach Rinzenberg führten, veränderte sich ihre Miene.
Es war eine Mischung aus Anerkennung für das, was ihr Mann fast im Alleingang herausgefunden hatte, und tiefer Sorge. Und wie ich sie kannte, hielt sie damit nicht hinterm Berg, sondern platzte nach einer Weile frei heraus. „Du musst dich vorsehen Schatz! Das ganze klingt ..., naja, wie soll ich es ausdrücken, ... irgendwie gefährlich!“
„Warum?“ fragte Tanner irritiert.
Anny beugte sich nach vorne, um zärtlich ihre Hand auf sein Bein zu legen. „Denk doch mal nach! Jeder hier im Dorf hat erfahren, was geschehen ist. Und ebenso viele wissen mittlerweile, dass du mit der Kripo zusammenarbeitest! Du kennst das. Hier wird geredet und getratscht auf Teufel komm raus!“
„Klar, und jetzt gehen sie mir an den Kragen ...“, witzelte mein Boss und machte eine Handbewegung, so als ob ihm jemand die Kehle durchschneiden wollte.
Anny lächelte gequält. „Mach jetzt keine Scherze. Es ist mir verdammt ernst! Aber kannst du dir denken, was noch schlimmer ist? Was in Buhlenberg die Spatzen von den Dächern pfeifen und die Omas in Rinzenberg ihren Enkeln zum einschlafen erzählen! Was ist wenn Deschler davon hört?“
Tanner schüttelte kaum merklich den Kopf und setzte ein Lächeln auf. „Ach komm Schatz. Die Bullen werden ihn vorher schnappen. Und nachdem, was du mir über Deschler junior erzählt hast, wird er nicht allzu viele soziale Kontakte pflegen!“
Für eine Weile schwiegen beide, bis Tanner anfing über den Gieselfall zu berichten. Anny stand der Mund offen. Sie war entsetzt, was ihr Ehemann in den letzten Tagen so alles erlebt hatte (schließlich war er Archäologe. Pardon, Prähistoriker, und kein Agent oder Schwerkrimineller).
Dennoch spürte ich, dass sie mental immer noch an der Deschler Geschichte hing. Auch Tanner bemerkte es, und versuchte sie abzulenken.
„Schau mal in den Garten, fällt dir was auf?“
Anny lies den Blick schweifen, während sie versonnen den Kopf schüttelte, um im nächsten Moment herauszuplatzen: „Du hast einen Zaun gesetzt!!“
Tanner lächelte, aber nur so lange bis seine Frau sich furios über seine neueste Creation äußerte: „Wozu das denn? Hast du bemerkt, wie blöd das aussieht???“
Genau das hatte ich auch bereits gesagt. Meine Worte!!!
„Du weißt doch, Hecken sind mir schon zu viel, aber Zäune ... ? Die hasse ich !! Eines will ich hier gleich klarstellen, lieber Mann. Falls ich jemals wieder in dieses Haus zurückkehre, dann kommt dieser Zaun wieder weg! Warum hast du das Ding überhaupt aufgestellt?“
Jetzt gab es Saures! Wer mag es mir verdenken, wenn ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen konnte.
„Nun äh ...“ Tanner klang jetzt sehr viel kleinlauter als noch gestern. „Willi spielt in letzter Zeit verrückt. Er bückst ständig aus. Die Blessuren von gestern hast du gesehen. Und auch vorgestern, als wir mit
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