Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Tisch, um zuzuhören? Wer saß mit den Kleinen vor dem Fernseher, und sah sich die Lernprogramme an? Wer hörte ihnen zu, wenn sie Texte vorlasen für gute Lesenoten?
Sie haben es erraten! Ich. Willi. Ein Hund, der mehr aus seinem Leben machen wollte, als immer nur zum Wohlgefallen seiner Menschenfamilie blödsinnige Kunststücke zu vollführen! Ich sag nur: Hundeschule!
Als wir das endlich Zelt wieder verließen, war der Andrang auf dem Platz noch größer geworden.
Tanner schien jemanden zu suchen, denn er sah sich andauernd um. Vermutlich Kieling, mit dem er sich verabredet hatte, oder George, mit dem er sich betrinken wollte.
Also stürzten wir uns wieder ins Getümmel. Diesmal aber in die entgegengesetzte Richtung zu den landesüblichen ‚Verpflegungsstellen’ (Bier und Würste, welch kulinarisches Paradies!), und anderen Verkaufsständen, welche den üblichen Nippes anboten.
Gemächlich spazierten wir an den Lagern der verschiedenen Keltengruppen vorbei. Besonders beeindruckte mich ein Franzose, jedenfalls nahm ich an, dass er einer war. Ein riesiger Kerl mit kahl geschorenem Schädel und blau-weiß bemaltem Gesicht, der bis auf einen kurzen Lederlappen um die Hüften, völlig unbekleidet war. Und das bei dieser Kälte!
Auf der anderen Seite war der Koloss am ganzen Körper so dermaßen behaart, dass man schon fast von einem Pelz reden konnte. Das musste der Grund dafür sein, dass er nicht fror. Ich hatte ja schließlich auch nichts an!!
Seine Aufgabe war es offenbar, eine besonders grimmige Miene zu machen, und unartikulierte Laute auszustoßen. Doch ich gehe nicht davon aus, wie vielleicht der ein oder andere kulturhistorisch unbedarfte Besucher, dass dies bei den alten Kelten so üblich war. Dabei sprang er wild umher, um die Kinder mit seinem martialischen Getue zu erschrecken.
Tanner lachte nur und hob die Hand zum Gruß. Ich schüttelte mich und war froh, als wir der unheimlichen Gestalt den Rücken zuwandten konnten.
Einige Schritte weiter, blieb Tanner plötzlich abrupt stehen. Ich konnte nicht anders, als ihm in die Beine zu laufen.
Und wer stand vor uns? Wie ich es erwartet hatte. Niemand anderer, als unser guter Freund George!
Die Männer begrüßten sich freundschaftlich, und George vergaß nicht, auch mich gebührend zu würdigen.
Als Tanners Kumpel die Blessuren im Gesicht und am Hals seines Freundes bemerkt hatte, erkundigte sich bestürzt: „Was ist denn mit dir passiert? Mon Dieu! Was ist mit deinem Hals?“
Mein Boss hatte sich, um die immer noch übel aussehenden Würgemale zu verdecken, einen schwarzen Schal umgebunden. Den hatte er wohl ungewollt so weit gelockert, vermutlich weil ihm zu warm geworden war, so dass man die Blutergüsse und Druckstellen nur allzu deutlich erkennen konnte.
„Ich erzähl dir alles gleich bei einem Bierchen!“ vertröstete ihn Tanner. „Aber, was anderes, ... hast du Kieling irgendwo gesehen?“
George antwortete leicht irritiert: „Nein, bisher nicht! Warum?“
„Ach, der hat mich diese Woche angerufen. Er schien irgendwie beunruhigt, was den Archäopark anbelangt. Kieling wollte meine Meinung dazu, ... warum auch immer? ... Also haben wir uns für heute verabredet! ... Hmm, werd’ ihn wohl suchen müssen!“ erwiderte mein Herrchen, während seine Augen ziellos den Platz absuchten.
„Klar, ich helfe dir ihn aufzustöbern, aber erst später! Jetzt trinken wir zuerst mal einen!“ beeilte sich George zu sagen. Er machte einen etwas nervösen Eindruck. Aber vielleicht täuschte ich mich auch.
Sie verabredeten sich in einigen Minuten am Bierstand mit dem Keltenbräu, einem speziellen Bier, das sich unter Kennern großer Beliebtheit erfreute.
Bis dahin gingen wir immer wieder ein paar Schritte, um dann wieder einen Stopp einzulegen, da Tanner irgendjemand getroffen hatte, den er kannte.
Und wenn ich behaupte, dass er hier bekannt war wie ein bunter Hund, so ist das untertrieben!
Als die Frist um war, marschierte er schnurgerade zum nämlichen Bierstand, um von George, der ihn bereits erwartete, mit einem vollen Glas Keltenbräu willkommen geheißen zu werden.
Durst verspürte ich auch. Allerdings eher auf klares, frisches Wasser. Doch an mich dachte ja niemand. Beleidigt ließ ich mich zwischen Tanners Füßen nieder. Ich hatte nicht die geringste Lust dem Gespräch zu folgen, denn er erzählte George sämtliche Begebenheiten im Mordfall Deschler. Nichts neues also.
Nach zwei Bier hatte ich endgültig die Schnauze voll. Jetzt war
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