Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Getue. Außerdem glaubt der Kerl, er könne alles mit seinem Geld regeln. So was ist mir absolut zuwider. Ihr könnt mir glauben, da juckt es mich in allen Fingern!“ Eine dem entsprechende Geste untermalte seine Schilderungen.
„Aber er hat Willi gerettet. Das muss man ihm ja zugute halten, oder etwa nicht?“, sagte Tanner.
„Ich glaube ihm kein Wort!“, Anny nahm einen Schluck Wein aus einem bauchigen Glas. „Der Typ ist nicht sauber, glaube mir!“
Das war mein Stichwort! So schnell es mir mein Zustand erlaubte, sprang ich von meinem Krankenlager, und gab die seltsamsten Töne von mir. Das war die passende Gelegenheit!
Endlich war jemand der Wahrheit ein gutes Stück näher gekommen. Wie immer, meine gute, einfühlsame Anny. Die Person, mit dem weitreichendsten Hundeverstand!
Anny, Tanner und George schauten mich an, als hätten sie ein Gespenst gesehen!
„Was hat den Hund denn jetzt gebissen?“, fasste sich George als erster wieder.
Tanner hob drohend den Zeigefinger an die Lippen und zischte: „Pschht Willi! Die Kinder schlafen!“
„Siehst du, Tanner, ich hab’s dir ja gesagt ... Willi versteht genau was ich sage! Er will uns begreiflich machen, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt an der Geschichte dieses feinen Herrn!“
Ihre Hand fing an, mir zart über den lädierten Körper zu streicheln. Sogar das tat weh. Doch das war mir jetzt egal. Ich war ganz nah dran!
Ich winselte so eindringlich ich nur konnte, achtete aber darauf, dass es nicht zu laut wurde. Dabei wandte ich den Blick nicht von Annys Augen. Sie musste mich verstehen!
„Natürlich Schatz!“, entgegnete Tanner sarkastisch. „Vielleicht könntest du ja mal mit Willi reden. Der hat bestimmt wertvolle Tipps für die Hundeerziehung weiter zu geben. Mein nächstes Buch!“
Er lachte dezent, während George Mühe hatte sich nicht zu verschlucken.
Anny sah die Männer böse an. „Glaubt, was ihr wollt! Aber ich bin mir sicher, dass ich Willi verstanden habe. Die Geschichte mit der Beißerei stinkt zum Himmel!“
Sie stapfte zum Tisch zurück und goss sich noch etwas Wein nach.
„Denk doch mal nach“, fuhr Tanner fort, diesmal mit einem sanften Unterton in seiner Stimme. „Willi macht sich doch nicht los, nur weil er mal gerade Lust hat über den Festplatz zu schlendern! Er hat diesen Rüden bestimmt schon vorher gesehen, und wartete nur auf eine Gelegenheit. Denk an die Keilerei mit Dago. Hier, direkt vor unserem Haus. Da fiel ihm auch nichts besseres ein, als sich mit ihm zu prügeln! Er ist eben ein Rüde, der nicht weiß wohin mit seiner Kraft, und seinen verdammten Hormonen!“
Frechheit! Du alter Klugscheißer! Hast doch selber diese verdammten Hormone!, dachte ich. Ich jedenfalls hatte meine Hormone im Gegensatz zu manchem Menschenmann, sehr wohl im Griff. Außerdem hatte Dago mich bis aufs Blut gereizt. Er hätte eben Anka nicht erwähnen dürfen.
Aber glaubt doch was ihr wollt!
Verärgert über Tanners leere Worte, legte ich mich hin und steckte meinen Kopf zwischen die Pfoten. Er kapierte an diesem Tag mal wieder nichts. Rein gar nichts.
„Dennoch ...“ erwiderte Anny schwach. „Das überzeugt mich nicht. Willi ist kein Rabauke. Er war noch nie sehr streitsüchtig. Schaut euch doch nur mal seine Wunden an. Jeder normale Hund sucht das Weite, wenn er merkt, dass er unterlegen ist. Und wieso hat sich der sicherlich verärgerte Hundebesitzer nicht blicken lassen? Wenigstens hätte er kommen müssen, um sich nach Willi zu erkundigen. Jeder anständige Mensch würde so etwas tun. Meint ihr nicht? Und noch was: Wieso war gerade Lamberg zur Stelle, dort am Waldrand? Was macht dieser Schnösel mit seinen Lackschuhen und dem sauteuren Anzug im Gehölz?“
„Der war wahrscheinlich mal Pinkeln!?“ warf George ein.
Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte, oder scherzte.
„Ja, ja, ... und versaut sich die maßgeschneiderte Hose in den Brombeeren! Danach bringt er dir lieber Gatte, seelenruhig den Hund, während Kieling im Sterben liegt! Glaubt ihr die Geschichte wirklich?“ Anny blickte abwechselnd Tanner und George an.
Tanner machte ein nachdenkliches Gesicht und seufzte tief. Er schien jetzt doch ins Grübeln gekommen zu sein.
„Hat schon was für sich, was du sagst. Aber ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass ich jetzt mal eine rauchen möchte!“
„Gute Idee!“ pflichtete George ihm bei.
Alle standen auf und gingen durch die Terrassentür nach draußen. Ich konnte die glühenden
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