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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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saubermache! Und du bist nicht einmal hier! Wo bist du? Sag’s mir nicht, weil ich es nicht wissen will, mir ist egal , wo du bist! Solange du nicht da bist, wo ich bin! Scher dich zum Teufel, ja? Und trau dich ja nicht, hier aufzukreuzen! Das Putzpersonal? Na gut, okay, ich werde hier aufräumen!«
    Oliver hatte tief Luft geholt für die vernünftige und besänftigende Antwort, die er gewiss von sich geben würde, sobald sie ihm eingefallen wäre, doch bevor er irgend etwas in Worte fassen konnte, war das Gespräch zu Ende.
    Er warf den langen Seidenrock wieder auf die Straße.
    »Okay?« sagte Spiros und stieg ins Auto. »Wir fahren schnell?«
    »Einen Moment«, sagte Oliver.
    »Einen Moment?«
    Oliver dachte nach.

33
    Georgie versuchte ihr Sonnenbad fortzusetzen, doch die Sonne stand bereits tief am Himmel, und sie hatte ein schlechtes Gewissen, da ihre Nacktheit offenbar das Putzpersonal verstört hatte. Sie wickelte sich in das Handtuch und wollte ins Haus gehen, um sich anzuziehen. Als sie vor der Tür stand, wurde sie jedoch geöffnet, und ihre Kleider kamen heraus. In ihrem offenen Koffer, den das Putzpersonal trug.
    »Oh, danke!« sagte Georgie. »Wie nett von Ihnen! Und Sie haben sogar alles zusammengefaltet und eingeräumt!«
    Das Putzpersonal sagte nichts, und die Kleider gingen schnurstracks an Georgie vorbei, ohne anzuhalten. Sie wandte sich um und sah ihnen nach, noch immer in das Handtuch gewickelt. Das Putzpersonal trug ihre Kleider zu ihrer Liege, damit sie sich dort anziehen konnte. Nein, zum Pool … Und kippte sie hinein … Schüttelte den Koffer über dem Wasser aus, um sicher zu sein, dass auch noch das letzte Kleidungsstück in Wasser fiel … warf den Koffer in den Pool … wischte sich die Hände an einem Handtuch ab … drehte sich um, um Georgie die Stirn zu bieten …
    Einen Augenblick lang standen sie da und starrten sich an, beide zu überrascht, um sich zu rühren – Georgie vom Schicksal ihrer Kleider, das Putzpersonal von Georgies neuem und noch unverschämteren Affront, denn sie hatte, als die Kleider in den Pool fielen, in einer vagen, vergeblichen Geste die Hände ausgestreckt, wobei das um sie geschlungene Handtuch zu Boden gefallen war. Das Patt dauerte nur ein paar Sekunden. Als Georgie den Ausdruck im Gesicht des Putzpersonals sah, war ihr klar, dass die Lage sich bereits jenseits von Diskussion und Erklärung befand und sie ihr nur so schnell wie möglich aus dem Weg gehen sollte. Sie drehte sich um und flüchtete. Ins Haus. Unterwegs hob sie das Moskitonetz auf und wickelte sich in die Fetzen, das Putzpersonal folgte ihr auf den Fersen und schrie etwas, was vermutlich Griechisch, mit Sicherheit ausfällig und höchstwahrscheinlich obszön war.
    Georgie knallte dem Putzpersonal die Hintertür ins Gesicht, was ihr einen Moment Zeit verschaffte, und rannte ins Schlafzimmer, um sich mit etwas Passenderem und Würdevollerem als dem Moskitonetz zu bedecken. Ihre Kleider waren allerdings nicht mehr da. Natürlich. Kein einziges Kleidungsstück. Sie hatte gerade noch Zeit, um ins Bad zu laufen und den Riegel vorzuschieben, als das Putzpersonal ins Schlafzimmer stürmte.
    »Mach die Tür auf, du dreckige kleine Nutte!« sagte das Putzpersonal. »Oder ich trete sie ein.«
    Georgie setzte sich auf die Toilette, auf der sie letzte Nacht schon so lange gesessen hatte, und zog das Moskitonetz fester um sich. Sie fröstelte, und ihre Hände zitterten. Das Leben schien sich im Kreis zu drehen.
    Oliver stand mitten auf der Straße und versuchte noch immer, seine Pläne der veränderten Situation anzupassen. Sie waren jetzt also zu zweit in dem Haus. Georgie musste dem Vergewaltiger vor der Badezimmertür nicht mehr allein die Stirn bieten. Es war jemand da, der sie beschützte. Annuka war bei ihr. Gegen Annuka hatte auch der brutalste Gewalttäter kaum eine Chance.
    Es war eins, Georgie zu Hilfe zu eilen, wenn sie allein war. Er hatte nicht gezögert. Er war bereit gewesen, alles zu opfern. Aber wenn jemand bei ihr war, um sie zu beschützen … Und wenn dieser Jemand Annuka war …
    Allerdings gäbe es andere Probleme zu klären, wenn Georgie und Annuka gemeinsam im Haus waren. Doch ihm schien, dass es sich um Probleme handelte, die seine Anwesenheit nur verschärfen würde. Es wäre vielleicht besser, die beiden die Sache unter sich regeln zu lassen.
    »So«, sagte Spiros, »wir fahren weiter?«
    Oliver schüttelte den Kopf. »Flughafen«, sagte er.
    Im Bad war es plötzlich still, und

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