Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
. Sie würden ihn zu zweit verfolgen – Jagd auf ihn machen wie zwei der drei Furien. Bis in den Vortragssaal. Aus dem Vortragssaal hinaus und hinein in Nikkis Zimmer. Und dort würden sie Nikki ihren gemeinsamen Groll erklären, und ihr gemeinsamer Groll würde zu einem dreifachen. Sie würden sie für ihre Sache rekrutieren. Dann wären sie die drei Furien. Er war nicht Dr. Norman Wilfred. Er war Oliver Fox, und er war geschlagen.
Spiros blickte ihn im Rückspiegel noch immer fragend an.
»Flughafen«, sagte Oliver.
34
»Dr. Wilfred?« fragte Nikki leise und klopfte vorsichtig an seine Tür. Das Interview konnte doch nicht immer noch andauern, oder? Wenn doch, wenn er Wellesley Luft immer noch nicht hatte loswerden können, dann wäre ihm eine Unterbrechung sicher recht. Er wollte sich vermutlich vor dem Abend frisch machen und umziehen. Sie klopfte noch einmal. Wieder keine Antwort.
Die Tür stand einen Spalt offen. Sie legte das Ohr daran. Stille … und dann ein eigentümlicher leiser Laut, eine Art anschwellendes tiefes Stöhnen.
Sie stieß sofort die Tür auf.
»Dr. Wilfred!« sagte sie beunruhigt. Es folgte ein heftiges Schnauben, und der kahle Kopf, den sie oberhalb der Sessellehne sah, schoss in die Höhe. Das unerwartet aus dem Schlaf gerissene Gesicht von Wellesley Luft tauchte auf und versuchte offensichtlich verwirrt herauszufinden, wo sich die dazugehörige Person gerade befand.
»Ich war auf dem College-Abschlussball«, sagte er. »Hatte gerade angefangen, mit Jackie Kennedy zu tanzen. Ich bitte um Entschuldigung. Ich hatte einen Nachtflug, wie Sie wissen. Und mir fehlen sieben Stunden zur osteuropäischen Normalzeit.«
»Ist er immer noch nicht da?« fragte Nikki. Sie blickte auf die Uhr. »Das tut mir schrecklich leid. Er muss einen Moment ausgegangen sein, und dann … ich weiß nicht … wurde er vielleicht von seinen Bewunderern aufgehalten. So viele Leute wollen mit ihm sprechen!«
»Jeder will ein Stück von Dr. Norman Wilfred!«
»Er wird es ein wenig eilig haben, wenn er kommt. Ich will versuchen, ein bisschen Zeit nach dem Essen für Sie herauszuschlagen.«
»Schon eine halbe Stunde wüsste ich sehr zu schätzen. Ach ja, ich nehme an, dass er den früher oder später brauchen wird. Ich habe ihn auf dem Boden gefunden.«
»Auf dem Boden? Ach du meine Güte. Er scheint ein ganz klein wenig unordentlich zu sein.«
Sie schlug den Pass auf und blickte kurz auf das vertraute Gesicht. »Ich werde ihn an einem sicheren Ort deponieren. Sie können ruhig gehen. Lassen Sie sich ein Glas Champagner geben.«
Nikki legte den Pass auf den Schreibtisch, wo Dr. Wilfred ihn ganz gewiss sehen würde. Doch kaum war Wellesley Luft gegangen, nahm sie ihn wieder und widmete sich der Betrachtung des Fotos. Wie es die Vorschriften erforderten, lächelte er nicht, und weil er so reglos starrte, wirkte er seltsam fremd. Aber er war noch immer Dr. Wilfred, der alberne Norman Wilfred. Ihr Blick wanderte zu seinem Geburtsdatum und anderen Einzelheiten neben dem Foto. O Gott, kein Wunder, dass er so jung aussah. Er war nur ein paar Jahre älter als sie. Und hatte schon so viel im Leben erreicht. Ihr Blick bewegte sich nach oben, um sich eine Weile an seinem Namen satt zu sehen …
Ihr Telefon klingelte. Er war es! Auf der Stelle war ihr Blick auf noch angenehmere Weise aufgeschlossen und ihre Bluse noch makelloser gebügelt. »Nikki Hook«, sagte sie.
Es war nicht Dr. Wilfred. Es war eine Frau, die einen hysterischen Zusammenbruch hatte.
»Entschuldigung – wer spricht da …?« fragte Nikki. »Ich kann nichts hören … Oh – Georgie !« Natürlich. Georgie. Wieder einmal. Wer sonst? Sie stand da, den Pass in der Hand, und versuchte die Sturzflut von Lärm in ihrem Ohr zu verstehen. »Georgie«, sagte sie. »Georgie … Georgie …! Beruhige dich …! Ja, aber ich kann dich nicht … du musstest mich googeln …? Deine Finger zittern …? Aber warum musstest du mich googeln …? Das Telefon des Putzpersonals …?«
Sie blickte unverwandt auf Dr. Wilfreds vernünftiges und unbekümmertes Gesicht.
»Georgie … Ja, ja … Sag mir nur eins: Wo bist du …? Im Bad ? Du bist schon wieder im Bad …? Oh, Georgie, nein …!
Und diese Person vor der Tür … Ist das Putzpersonal …? Und ist es derselbe Mann wie …?
Nicht derselbe Mann …? Überhaupt kein Mann …? Sie …? Das Putzpersonal ist eine Putz frau …?«
Sie schaute aus dem Fenster. Die Yachten lagen still vor Anker. Kellner in
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