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Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Titel: Willkommen im sonnigen Tschernobyl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blackwell
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könnte ich meine absurde Idee eines Umweltverschmutzungstourismus verwirklichen und mein großes Klagelied auf die vom Menschen unberührteWelt komponieren. Doch anstatt auf zerstörte Ökosysteme zu treffen, die ich beschreiben könnte, als wären sie schön, fand ich tatsächliche Schönheit. Die Welt war schneller gewesen als ich. Ich ging auf die Suche nach einer radioaktiven Einöde und fand einen radio aktiven Garten vor. Ich ging auf die Suche nach dem Pazifischen Müllwirbel und entdeckte den Pazifischen Ozean.
    Ich saß auf dem Bugspriet, den Kopf in eine Hand gestützt, ein Walkie-Talkie um den Hals, und lauschte dem Meer, das gegen das Schiff brandete. Als wir uns wieder dem Festland näherten, fanden Delfine zum Schiff und spielten im Wasser unter dem Bugspriet. Wir lagen im Netz und hörten zu, wie sie schnatterten und quiekten. Doch im Augenblick war ich allein.
    Eine Plastikflasche geriet unters Schiff.
    Ich wollte sie demjenigen, der gerade zuständig war für das Logbuch, melden. Doch bevor ich dazu kam, erschien Konfetti auf dem Wasser und noch eine Flasche. Dann noch mehr Konfetti, ein Stück Plane und andere Gegenstände – ein Abfall-Crescendo, das innerhalb von Sekunden gewaltig anschwoll. Ich sah nach steuerbord und bemerkte, dass wir einen mehrere Meter breiten Müllstrom querten, der sich bis zum Horizont erstreckte.
    Dies war keine feste Masse. Kein Müllteppich. Aber es war die dichteste, begrenzbare Müllansammlung, die ich auf der ganzen Reise gesehen hatte. Ich funkte das Steuerhaus an und gab durch, dass wir gerade einen Müllstrom durchquerten.
    Wir hielten nicht an. Niemand rief Welche Peilung? Wer war denn da im Steuerhaus? Der Piratenkönig? Der Kapitän? Die interessierten sich nur für San Diego. Aber ich hatte ihn gesehen, den großen weißen Streifen Müll. Wieder sprach ich in das Walkie-Talkie, wurde langsam wütend. Das ist doch völlig bescheuert, sagte ich denen. Ich glaube, wir sind gerade durch einen Müllstreifen gefahren.
    Die Kaisei hielt weiter Kurs auf San Diego. Mary war wohl in ihrer Kabine.

 

 
    FÜNF SOJARMAGEDDON
    FÜNF
    SOJARMAGEDDON
    KAHLSCHLAG IM AMAZONAS
    Der Geruch von Rauch, eine Wolke stieg neben der Straße auf, dann sahen wir die Flammen. Der Wald brannte. »Stopp! Stopp!«, rief Gil und Mango fuhr rechts ran. Adam und ich stapften durch das Gestrüpp und standen plötzlich in einer Welt voller Asche und glühenden Holzes.
    Wir befanden uns im Regenwald des Amazonas. Im ehemaligen Regenwald, um genau zu sein. Das große Feld, auf dem wir standen, war eine leere Fläche, gerade niedergebrannt. Aufgewirbelte Asche flog durch die Luft. Plötzlich attackierten uns kleine Insekten. Woher kamen die auf einmal? Gab es eine Insektenart, die der Geruch von Rauch zum Angriff reizte?
    Am Rand des Feldes griff das Feuer auf alles über, was noch nicht verbrannt war. Kurz loderte es mannshoch auf, dann duckte es sich wieder auf den Boden. Adam begann zu filmen.
    Ich blickte wieder auf das Feld, eine eintönig quadratische Fläche mit einer Seitenlänge von etwa neunzig Metern. Ein einziger mächtiger Baum stand allein inmitten der Zerstörung. Ich spürte den warmen Boden durch die Schuhsohlen. Vor mir querten lange, weiße Bänder das Gelände, teilten sich in immer kleinere Stränge. Das waren die Geister der gefällten Bäume. Sie waren dort zu Asche verbrannt, wo sie hingestürzt waren. Aschezweige wuchsen aus Aschestämmen hervor. Ich trat ge gen einen solchen Aschebaum, und er stob auf, ein weißer Wir bel, der in der heißen Luft kreiste.
    Wälder sind gut und Abholzung ist schlecht, das weiß jedes Kind. Wälder sind Lebensraum. Wälder absorbieren Kohlenstoffdioxid und verringern so den Treibhauseffekt. Was nicht jeder weiß: Das Abholzen und Verbrennen führt nicht nur dazu, dass Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, sondern erzeugt auch unmittelbare Folgeschäden, durch die das Waldsterben beschleunigt wird, das bedeutet, weitere Habitate verschwinden und noch mehr CO 2 wird ausgestoßen. Das Amazonasgebiet, ungefähr zehn Mal – vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger – so groß wie Texas, besteht aus ungeheuer viel Wald, dessen Rodung eine sogenannte CO 2 -Bombe zünden würde, mit globalen Konsequenzen.
    Ich war nach Brasilien gekommen, um die brennende Zündschnur an dieser gewaltigen Bombe zu sehen. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken: Das war wahrscheinlich noch nicht das ganze Problem. Man könnte sogar argumentieren, dass

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