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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Monster, das immer fraß und doch nie satt wurde.
    Graystone Hall wartete. Graystone Hall war gierig. Graystone Hall hatte verdaut und wartete nun darauf, neue Opfer und neue Nahrung zu bekommen…
    ***
    Diesmal fuhr ich, und Kelly Kidman hatte ihren Platz neben mir eingenommen. So wie sie dort saß, erinnerte sie mich an einen kranken Menschen. So schmal, so blaß, die Finger in den Kragen der Jacke verkrallt, den sie so hoch angehoben hatte wie möglich. Sie schaute fast immer nach vorn, nur ab und zu drehte sie den Kopf nach rechts, um mir einen Blick zu gönnen.
    Wenn ich das sah, lächelte ich, denn ich wollte ihr Mut machen. Ich wußte, wie es in Kelly aussah. Sie hatte in dieser Nacht drei Freunde verloren. Ob sie tot waren, konnte niemand von uns sagen. Da fehlten die Beweise. Kelly zumindest glaubte fest daran. Im Prinzip jedoch wußten wir zuwenig über das Haus und seine Vergangenheit, um erfolgreich behaupten zu können, wie es in bestimmten Situationen reagierte, wenn es eben von Menschen besucht wurde.
    Das Dorf lag längst hinter uns. Auch Mitternacht war vorbei. Ich wußte nicht, was uns der neue Tag bringen würde. Daß unser Wochenend-Trip allerdings so enden würde, das hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
    Es war nicht viel zu sehen. Dunkle Wolken am Himmel. Dunst über der Landschaft. Scheinwerferlichter, die wie Lanzen in die dünnen Dunstfahnen eintauchten. Die auch hin und wieder über Sträucher und Bäume strichen, sie für einen Moment hervorholten und ebenso schnell wieder verschwinden ließen. Wir rollten auf einer schmalen Straße. Zwar war sie mal asphaltiert worden, davon allerdings war nicht mehr viel zu sehen, denn auf ihr klebten die Lehmspuren wie festgebacken. Dampf zog träge über die Wiesen und Felder hinweg. Dann und wann schaltete ich die Wischer ein, um die Scheibe zu säubern.
    Ich fuhr langsam. Aus dem Gebläse strömte warme Luft und hielt die Scheiben innen frei. Manchmal bewegte sich der Mund meiner Beifahrerin, als wollte sie etwas sagen, doch nicht ein Flüstern drang über ihre Lippen. Kelly war innerlich erstarrt.
    Ich wollte sie aufmuntern. »Wir werden es schon schaffen, Kelly, keine Sorge.«
    Erst sah sie mich an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich glaube es nicht. Je mehr wir uns dem Haus nähern, um so stärker wird meine Angst. Ich spüre sie. Die ist wie ein gewaltiger Druck, der mich zusammenpreßt. Ich friere und schwitze zugleich. Ich hätte nicht mitfahren dürfen. Ich hätte die anderen auch davon abhalten sollen, das Haus zu betreten.«
    »Sie dürfen keine Schuldgefühle haben.«
    Bitter klang ihr Lachen. »Das sagen Sie so einfach, John, aber Sie sind nicht ich.«
    »Klar, das weiß ich. Außerdem hat ein Dritter immer leicht reden. Was passiert ist, das ist geschehen, und wir werden versuchen, das beste daraus zu machen.«
    »Wäre toll«, murmelte Kelly.
    Ich wechselte das Thema. »Lange werden wir nicht mehr fahren müssen, denke ich.«
    »Stimmt. Wir befinden uns bereits auf der Höhe. Diese Straße ist eigentlich nur den Einheimischen bekannt. Wir werden gleich nach rechts abbiegen müssen. Es ist kein direkter Weg, der zu Graystone Hall führt, mehr ein Pfad. Früher hat es da wohl mal einen Weg gegeben, aber der ist so gut wie verschwunden.«
    »Wurde das Haus tatsächlich so stark gemieden?« meldete sich Suko vom Rücksitz her.
    »Ja. Die Menschen hatten Angst. Sie fürchteten sich. Aber nicht nur die abergläubischen, alle wollten nichts mit Graystone Hall zu tun haben. Das war wie eine Wand, die jemand davon abhielt, in das Haus zu gehen.«
    »Nur die Legenden?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Man merkt es auch, wenn man es direkt anschaut.«
    »Bei ihren Freunden war das wohl anders – oder?«
    Kelly Kidman hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen?« fragte sie zurück. »Sie müßten es gemerkt haben, aber es ist zu spät gewesen, viel zu spät. Da waren sie bereits unterwegs. Es wollte ja auch keiner als Feigling dastehen. Aber lieber feige als tot. Sie hätten die Schreie hören müssen.« Kelly schüttelte sich. »Schrecklich waren sie!« preßte sie hervor. »Noch nie im Leben habe ich das gehört. Ich wußte überhaupt nicht, daß Menschen so schreien können. Aber das tut man wohl nur, wenn man den Tod vor Augen hat.«
    »Wir werden ja sehen«, sagte ich, »was uns dieses verfluchte Haus zu bieten hat.«
    »Überlegen Sie es sich, John!«
    »Das haben wir schon.«
    »Selbst das Kreuz des Küsters ist verglüht. So

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