Willkommen im Totenhaus
wenn wir sie einmal ausgeschaltet hatten und sogar ihrem uralten Anführer Dashwood begegnet waren. Er hatte sich in ähnlicher Form gezeigt wie der Earl hier, und er hatte seine besondere Art gehabt, dem Tod aus dem Weg zu gehen und am >Leben< zu bleiben.
Das alles huschte innerhalb weniger Sekunden durch meinen Kopf. Die Bilder der Erinnerung glichen einem schnell an meinen Augen vorbeilaufenden Comic-Strip, während ich die Wärme des Kreuzes spürte, die meine Hand durchdrang.
Es war nicht heiß. Es würde nicht verglühen wie das Kreuz des Küsters, und ich würde es in die verdammte Masse hineinrammen und dann die Formel rufen.
Mein Gehen war mehr ein Schwanken. Der Boden hatte sich verändert. Er weichte immer stärker auf, um sich schließlich in einen Sumpf verwandeln zu können, der alles verschlang und auch alles bedeckte, wenn Wände und Decken zusammenbrachen.
Noch ein Schritt.
Das blutbedeckte Fratzengesicht zuckte, als wäre es ein Herz, das immer wieder schlug.
Es wollte nicht aufgeben. Es wollte das Haus zusammenbrechen lassen, nur klappte das nicht von einem Moment zum anderen.
Ich würde gewinnen.
Ich hob den rechten Arm.
In diesem Augenblick passierte es. Es war der ungünstigste Moment, den man sich vorstellen konnte, doch Suko und ich hatten keinen Einfluß auf das Geschehen.
Jemand schaffte es noch, die Tür aufzudrücken.
Der plötzliche, in das Haus eindringende kühle Schwall lenkte mich ab, und ich drehte meinen Kopf etwas nach links.
Auf der Schwelle stand Kelly Kidman!
Sie starrte mich an, sie sah dann diesen verdammten Klumpen und sie sah die Gesichter.
Meine Warnung kam nicht zu spät. Es gelang mir nicht einmal, sie auszusprechen. Ein irrer Schrei rast durch das Haus, und Kelly Kidman tat genau das Falsche.
Sie wollte retten, was zu retten war. Sie mußte das Gesicht ihres Freundes gesehen haben und stürzte in purer Verzweiflung auf die Masse zu…
***
Kelly hatte sich selbst überwunden. Sie war über ihren eigenen Schatten gesprungen. Sie hatte es geschafft, die Tür aufzustoßen, und sie schaute hinein in die finstere Höhle, in der es widerlich stank und sich die Dunkelheit wie eine dichte Fahne ausbreitete.
Aus ihr hervor schob sich diese mächtige, ovale Masse in die Höhe. Ein glänzender, schwarzer Gegenstand mit einem blutigen Totenschädel in der Mitte, wie Kelly ihn schon einmal vergrößert gesehen hatte. Der Schädel strahlte zudem ein ebenfalls rotes Licht ab, das auch die Ränder dieses Gebildes erreichte und das hervortreten ließ, was Kelly bis an den Rand des Wahnsinns trieb.
Sie sah die Gesichter!
Die Fratzen der alten, halbverwesten Leichen, aber auch Gesichter, die ihr nicht fremd waren.
Roy Walker – mochte der Teufel wissen, wie er hergekommen war, Bernie Salsa, dessen Züge so schrecklich verzerrt waren. Er sah aus wie jemand, der noch immer versucht war, um Hilfe zu schreien, es aber nicht mehr schaffte.
Und sie sah Simon!
Ihren Simon!
Für einen winzigen Augenblick fror die Welt um sie herum völlig ein. Dann riß bei ihr der Faden, und sie reagierte in ihrer Panik so, wie sie es nicht hätte tun sollen.
Kelly Kidman rannte auf dem weichen Boden so gut wie möglich los und warf sich in die Masse hinein…
***
Es war das Verkehrteste, das sie tun konnte. Das wußte Kelly nicht, sondern nur ich, und ich hatte keinen Schrei mehr ausstoßen können.
Ich wußte nicht einmal, ob sie uns überhaupt bemerkt hatte, für sie war einzig und allein das Gesicht wichtig.
Ihr Simon!
Und er schaute sie an.
Kelly stolperte der Masse entgegen. Sie hatte ihre Arme ausgestreckt, als wollte sie mit den eigenen Händen das Gesicht ihres Freundes aus dem teuflischen Zeug hervorreißen. Ob sie hineingriff oder ins Leere faßte, war für mich nicht zu sehen. Jedenfalls tauchte sie ein in dieses verdammte Zeug.
Wir hörten noch das Aufklatschen, als sie sich gegen das teuflische Zeug warf und plötzlich mit den Armen in die weiche Masse eintauchte, die kaum Widerstand bot.
Kelly hatte ihren Freund retten wollen. Sie würde es nicht schaffen. Statt dessen würde sie ebenfalls zu einem Opfer werden und elendig ersticken.
Die Masse nahm das Opfer nur zu gern an. Sie war wie ein Sog, der den neuen Körper tiefer in sich hineinzog. Die Füße hatten den Kontakt mit dem Boden längst verloren. Kelly hob ab, und wie eine Schraube in den Dübel gedreht wurde, holte die Masse sie zu sich heran, um sie zu schlucken.
Niemand konnte mir sagen, wie lange sie es
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