Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
sitzt schon an ihrem Schreibtisch.
Hinter ihrem Sessel beugt sich Jemima vor, und beide versteinerten Gesichter starren auf den Bildschirm von Cams Laptop.
»Ich kann’s erklären«, sage ich lahm und bleibe auf der Schwelle stehen.
»Komm rein, schließ die Tür«, faucht Jemima und stakst auf ihren hohen, spitzen Absätzen zu mir. »Sofort.«
»Schau nicht so unglücklich drein, Lizzy«, seufzt Camilla
und mustert mich voller Mitleid. »Ich habe mit Bryan Ross gesprochen und erfahren, was du gestern Abend für Randy getan hast. Wie schrecklich muss das gewesen sein! Du hast dich ganz richtig verhalten, und Byran und Randy sind dir sehr dankbar.«
Ich würde staunen, wenn Randy schon so früh aus dem Bett gestiegen wäre und sogar wüsste, dass ich seinen erbärmlichen Arsch von Balham nach Hause gebracht habe. Aber es ist nett von Camilla, so etwas zu sagen.
»Wie auch immer, wir müssen einer unwiderlegbaren Tatsache ins Auge blicken«, zischt Jemima und schnippt eine messerscharf geschnittene Haarsträhne in die korrekte Position. »Diese Bilder von dir und Randy sind ein gottverdammtes PR-Desaster.« Offenbar ist sie derzeit nicht in der Stimmung für ein gemütliches Schwätzchen unter Frauen. Viel hat es nicht gebraucht, um ihr diese Maske herunterzureißen.
»Tut mir leid, Jemima, Camilla – ich hatte keine Ahnung, dass Randy in diesem Pub auftreten würde. Und als er auf der Bühne zusammenbrach, hielt ich es für meine Pflicht, die Initiative zu ergreifen.« Unglaublich – jetzt muss ich mich verteidigen! Habe ich mir etwa gewünscht, ein sternhagelvoller, schluchzender Comedian würde mich zu Boden schleudern?
»Das weiß ich, Lizzy«, beteuert Camilla, »du hast ganz richtig gehandelt. Der Idiot hat sich aus der Entziehungsklinik geschlichen, ohne irgendwen zu informieren, und ist dann direkt zum Queen’s Arms gefahren. Dort soll er sich seit vier Uhr nachmittags betrunken haben. Bryan hat heute Morgen mit dem Wirt gesprochen.«
»Warum das passiert ist, interessiert mich nicht«,
herrscht Jemima mich an und ignoriert Camilla. »Es geht ja wohl um was ganz anderes! Wir haben alles versucht, um die amerikanischen Promoter von Randys Zuverlässigkeit zu überzeugen. Natürlich erwarten sie, dass die Therapie diesmal klappt und er nicht davonläuft und sich nicht dabei fotografieren lässt, wie er sich total besoffen am Boden einer Kneipe auf dir wälzt.«
»Er hat sich nicht auf mir gewälzt, Jemima, ich stand nur zufällig im Weg, als er von der Bühne fiel«, protestiere ich und schaue Camilla flehend an. »Warum werden mir hier die Leviten gelesen? Ich kann da überhaupt nichts für.«
»Es geht nicht darum, wer Schuld hat«, sagt Jemima ganz langsam, als würde sie mit einem zurückgebliebenen Kind reden. »Was wirklich geschehen ist, zählt nicht. Wichtig ist nur, wie es aussieht. Bist du so dumm? Begreifst du nach so langer Zeit immer noch nicht, wie Public Relations funktioniert?«
»Moment mal, Jemima.« Endlich mischt Camilla sich ein. »Ich weiß, du bist sauer. Aber wenn du Lizzy anschreist, löst du das Problem nicht.«
»Okay!«, stößt Jemima hervor und starrt mich an. »Machen wir weiter. Erzähl ihr von unserem Plan. Sie hat uns da reingeritten. Also wird sie uns auch rausholen.«
Sie zeigt auf den Laptop-Bildschirm – auf die Hot-Slebs Website, wo sich stark vergrößerte Bilder bewegen. »Fleißiges Lieschen!«, kreischt die Überschrift.
»Guck dir das erstmal an«, befiehlt sie und schiebt mich zu Camillas Schreibtisch.
»O Gott«, stöhne ich, während sie weitere Infos anklickt.
Wiederholungstäter Randy Jones flüchtete gestern aus einer Entziehungsklinik, nur um sich von dieser vernünftig aussehenden Frau erwischen zu lassen. Dieselbe Frau wurde heute Morgen beim verlassen seines Hauses beobachtet. Wie unsere Quellen vor Ort berichten, schrie er den Namen Lizzy von der Bühne einer Comedy-Show herunter, bis die Dame aus dem Publikum auftauchte. Ein müder, emotional überforderter Randy folgte ihr wie ein willenloses Hündchen nach Hause. Nicht dein üblicher Typ, was, Randy? Kann ihn diese zugeknöpfte Blondine auf den rechten Weg bringen, nachdem die vollbusigen Gespielinnen versagt haben?
Nennen die mich da etwa flachbrüstig?
»Tut mir so leid, Camilla«, fange ich noch mal an. »Keine Ahnung, was ich sagen soll.«
Hinter mir schnalzt Jemima geräuschvoll mit der Zunge.
»Dafür musst du dich nicht entschuldigen.« Camilla bedeutet mir, Platz zu
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