Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
für dich planen würde. Aber du kämst aus dem Alltagstrott heraus, würdest mal eine andere Rolle spielen. Und ich glaube, du kriegst es hin. Wenn dir das gelingt, schaffst du alles. Jemima und ich haben es schon besprochen – danach werden wir deine Kompetenzen erweitern.«
Oh, großartig. Was blüht mir denn danach? Ein flotter Dreier mit Victoria und David Beckham?
Zögernd entwinde ich ihr meine Hand und lege sie in meinen Schoß.
»Tut mir leid«, murmle ich und wende mich von Camilla zu Jemima, die hinter mir so furios auf und ab marschiert, als wollte sie mit ihren Stilettos Löcher in den Teppich bohren. »So will ich mich nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Dafür habe ich mich nicht bei Carter Morgan beworben. Ich arbeite lieber hinter den Kulissen. Ich bin nicht der Typ, der sich fürs Rampenlicht eignet.«
»Das kannst du laut sagen«, schnaubt Jemima und unterbricht ihre Wanderung. »Das habe ich befürchtet, Camilla, sie wird es nicht tun. Eine dumme Idee. Dann werde ich jetzt Bryan und ihm erklären, warum wir noch einmal nachdenken müssen.«
Camilla lässt die Schultern hängen, holt tief Luft und legt ihre Handflächen auf den Schreibtisch. »Natürlich ist es eine idiotische Idee. Tut mir leid. Das darf ich nicht von dir verlangen, Lizzy, und ich hätte es gar nicht erwähnen sollen. Nein, danke, Jemima – ich werde Bryan anrufen. Randy ist immer noch mein Klient, und ich werde einen anderen Ausweg finden.«
»O Cam...« Jemima verschränkt ihre Arme vor der Brust. In honigsüßem Ton fährt sie fort: »Zu schade, dass Lizzy dich im Stich lässt! Ich weiß, du dachtest, das wäre die beste Lösung des Problems. Aber da es nun nichts wird – meinst du nicht, du solltest Randy mir überlassen? Allmählich wäre es an der Zeit.«
Erschrocken zucken Camilla und ich in unseren Sesseln zusammen, und das Gesicht meiner Chefin rötet sich, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen.
»Wo du doch so viel zu tun hast«, fügt Jemima hinzu, »vor allem zu Hause ... Und Randy ist so ein anstrengender Klient. Ich will nicht behaupten, ich hätte ihn bisher anders behandelt als du. Aber wäre es nicht in seinem besten Interesse, von jemandem betreut zu werden, der zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar ist? Wäre das nicht auch in deinem Interesse?« Den Kopf schief gelegt, versucht sie teilnahmsvoll, besorgt und mitfühlend zu erscheinen. Aber sie erweckt eher den Eindruck einer Schlange, die ihre Beute fixiert.
»Das ist ein Schlag unter die Gürtellinie, Jemima«, erwidert Camilla leise.
Wehr dich, denke ich, gib’s ihr, schick sie zum Teufel, wo sie hingehört!
»Sei versichert, Camilla, ich will dich nicht kränken«, säuselt Jemima. »Bitte, nimm es nicht persönlich. Ich bin nur auf das Wohl unseres Klienten bedacht. Genauso wie du. Und mein Vorschlag ist wirklich sinnvoll, das weißt du.«
Langsam und ungläubig schüttelt Camilla den Kopf. Aber ich sehe, wie ihre Entschlusskraft unter Jemimas Basiliskenblick zu wanken beginnt. Wahrscheinlich war sie die halbe Nacht wegen der Zwillinge auf den Beinen. An ihren Ellbogen klebt ein bisschen Babybrei. Und die Unterlider ihrer Augen schimmern violett. Für Tränen ist sie zu tough. Aber auch zu müde, um Jemima noch länger zu widerstehen.
»Okay, ich mach’s!«, höre ich mich rufen, mit einer Stimme, die mich selbst genauso überrascht wie meine Chefinnen. Ruckartig drehten sie ihre Köpfe zu mir.
Verdammt. Warum habe ich das gesagt?
Camilla beugt sich über ihren Schreibtisch, ihre Augenbrauen erreichen fast den Haaransatz (der dringend mal nachgefärbt werden sollte, daran muss ich sie erinnern). »Was? Bist du sicher, Lizzy? Du musst das nicht tun.«
Oh, doch.
»Ja, ich bin mir völlig sicher«, verkünde ich viel selbstbewusster, als ich mich fühle. »Du hast recht, Jemima. In erster Linie müssen wir an das Wohl unseres Klienten denken, und es war egoistisch von mir, das nicht sofort zu erkennen. Von jetzt an könnt ihr auf mich zählen.«
In einem misslungenen Versuch zu lächeln, fletscht Jemima ihre Zähne. »Nun – dann freut es mich, dass ich dir bei dieser Erkenntnis geholfen habe.«
»Oh, du wundervolles Mädchen!« Dankbar lächelt Camilla mich an. »Lizzy, du bist einfach großartig. Was habe ich bloß getan, um dich zu verdienen?«
Jemima verdreht die Augen. »Wenn ich eure Liebesszene stören darf – wir müssen ein paar Richtlinien festlegen.«
»Natürlich.« Ich wende mich zu ihr und hoffe, meine Miene
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