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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Noch immer verfolgt mich der Horror von Britney Spears und Justin Timberlake, beide in Denim, bei der MTV -Preisverleihung vor ein paar Jahren.
    Aber Rochelle ist eine ziemlich Angst einflößende, eins
zweiundachtzig große Diva im Leoparden-Minikleid, in Wet-Look-Leggings und Stiefeln mit Plateausohlen. Ihr aufgeplustertes Afrohaar wirft einen bedrohlichen Schatten auf mich.
    Da wir keine modische Übereinstimmung erreichen, schließen wir einen Kompromiss. Ich darf mein schwarzes Kleid tragen, wenn Rochelle den Schmuck und die Schuhe aussucht, in farblicher Koordination mit Randys Outfit. Alles in Rot lehne ich ab (für meinen Geschmack erinnert Rot-Schwarz zu sehr an Sexspielzeug). Seufzend wühlt Rochelle in den drei Koffern voller Accessoires, die sie mitgebracht hat.
    Um sechs erscheint der Friseur. Ich hätte gedacht, es würde nicht lange dauern, Randys dickes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Aber Guido erklärt, zuerst müsse er mich frisieren, damit er dem Star die restliche Zeit widmen könne. Er verfrachtet mich auf einen Stuhl im provisorischen Friseursalon, den er in der Küche eingerichtet hat. Mit Daumen und Zeigefinger hält er eine meiner Haarsträhnen hoch. Sein Assistent, ein pickeliger Teenager, lehnt an der Spüle und beobachtet uns mürrisch unter einem geometrischen Pony hindurch, der in einer Aubergine-Nuance gefärbt ist, die in der Natur nicht vorkommt, mit grellrosa Spitzen.
    »Wann wurde Ihr Haar zuletzt geschnitten?«, bellt Guido und kräuselt die Lippen.
    »Eh – wahrscheinlich nicht mehr, seit ich mit Randy zusammen bin. Also vor etwa sechs Wochen – vielleicht ist es auch noch länger her.« Unbehaglich rutsche ich auf meinem Stuhl herum. In dieser chaotischen Zeit war mein Haar nicht gerade oberste Priorität, aber ich nahm an, dass
mein pflegeleichter, wenig arbeitsintensiver Look genügen würde.
    »Und die Strähnchen?« Er befingert meinen Scheitel und entblößt einen ganzen Zentimeter grausigen dunklen Haaransatz.
    »Uh – vermutlich ebenso lange.« Unter seinem missbilligenden Blick sinke ich zusammen. Er holt seine Schere hervor, dreht meinen Kopf von rechts nach links und inspiziert mein Profil.
    »Nun erwarten Sie sicher, dass ich ein Wunder vollbringe«, schnauft er, die Hände in seine schmalen Hüften gestützt.
    »Nein, nein, natürlich nicht, Guido«, erwidere ich und bemühe mich um ein gewinnendes Lächeln. »Es wäre unmöglich. Das verstehe ich.«
    »Hmpf. Also glaubt Randys Freundin, Guido kann keine Wunder wirken?«
    Offenbar habe ich genau das Falsche gesagt. »Oh, ich meine – ich meine, wenn jemand ein Wunder zustande bringen kann, dann nur Sie, Guido. Sie sind – eine Legende. Aber mein Haar ist nun mal eine Katastrophe, und Sie haben nicht den ganzen Tag Zeit und – eh ...« Sein vernichtender Blick bringt mich zum Schweigen.
    »Hören Sie zu reden auf, Randy-Freundin, ich muss mich konzentrieren, wenn ich daraus was machen soll.« Mit beiden Händen zerzaust er mein Haar, bis es mein Gesicht fast verdeckt.
    In der Küche gibt es keinen Spiegel, und so starre ich meine Haarspitzen an, während Guido zwei Schritte entfernt steht und unglücklich seufzt. Fünf Minuten lang sitze ich da, und er rührt sich nicht. Dann stürzt er sich plötzlich
mit der Schere auf mich. Irgendwie gelingt es mir, nicht zurückzuzucken, während sie in der unmittelbaren Nähe meines Ohrs klirrt und klappert.
    Nur Guidos qualvolle Seufzer mischen sich in die Geräusche. Nachdem er mein trockenes Haar geschnitten hat, ist er anscheinend zufrieden, aber ich darf nicht gucken. »Noch sind wir nicht fertig«, verkündet er. Sein Assistent schlurft missmutig herbei und löst ihn ab.
    Nach einer Haarwäsche, einer himmlischen Kopfmassage und einer Föhnbehandlung kehrt Guido zurück. In beklemmender Klarheit erinnere ich mich an sein hochmodisches Markenzeichen – gigantische lockige Vogelnester. Damit ich ihm den Kamm nicht entreiße, muss ich die Hände unter meine Schenkel schieben. Von bösen Ahnungen geplagt, rechne ich mit einem Marge-Simpson-Turm. Aber als er mir endlich erlaubt, in einen Spiegel zu schauen, halte ich entzückt den Atem an.
    Guido grinst selbstgefällig. »Also kann ich keine Wunder wirken, Randy-Freundin? Und wie nennen Sie das ?«
    »Eindeutig ein Wunder, Guido.«
    Von Brigitte Bardot inspiriert, hat er mein feines blondes Haar zu einem fabelhaften lockeren Knoten am Hinterkopf festgesteckt. Daraus fallen weiche Löckchen

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