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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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auf meine Schultern. Ein schräger Pony verdeckt ein halbes Auge. Statt ungepflegt auszusehen, wirken die dunklen Haarwurzeln plötzlich wie ein absichtlicher »Rockerbraut«-Style. Ich kann gar nicht aufhören, meinen Kopf hin und her zu drehen und Guidos Meisterwerk zu würdigen. Trotzdem fühle ich mich nicht eitel, denn ich bewundere nicht mich selbst, sondern die Kreation eines Künstlers, die nichts mit mir zu tun hat.
    »Und jetzt verschwinden Sie.« Guido scheucht mich aus der Küche. »Nun muss ich über Randys Verwandlung nachdenken.« Die Hände an seine Schläfen gepresst, schließt er sekundenlang die Augen und holt tief Luft.
    »Ich bitte Sie nur, das da nicht zu kopieren«, sage ich und zeige auf meine erstaunliche Frisur. »Zu Randy würde dieser Stil wohl kaum passen.«
    »Raus!«, schreit er und wirft die Tür hinter mir zu.
    Mit federnden Schritten, die man nur an einem sagenhaften Good Hair Day hinkriegt, eile ich in mein Zimmer. Wie ich sehe, hat Rochelle mein schwarzes Kleid schon aufs Bett gelegt. Trotz ihres Versuchs, mir was Trendigeres aufzuzwingen, musste sie zugeben, dass mir mein heiß geliebtes, weich drapiertes, neues schwarzes Jerseykleid, vom tief dekolletiert, mit einem ähnlichen V-Ausschnitt am Rücken, von allen anprobierten Outfits am meisten schmeichelt. Dazu suchte sie goldene Riemchen-High-Heels mit Schleifen an den Knöcheln aus. Auf dem Kleid liegen goldene Armreifen, daneben funkeln passende lange Ohrgehänge mit winzigen Goldketten voller rosa Steinchen.
    Erinnern Sie sich, dass ich betont habe, das mit Randy wäre keine Pretty-Woman- Situation? Das nehme ich jetzt zurück. Ich fühle mich wie in einem anderen Leben – reich, glamourös, wunderbar. Wie jemand, der vergöttert und verwöhnt wird. Ich habe die Kontrolle verloren und – nun ja, alles gewonnen.
    Um Viertel nach acht steige ich auf Zehenspitzen die Treppe hinab, schüchtern und zugleich in der Gewissheit, dass ich noch nie besser aussah. Das liegt nicht nur an den geliehenen Accessoires, an der fantastischen Frisur oder an dem Make-up, für das Rochelle eine halbe Stunde gebraucht
hat. Vielmehr an dem Gefühl, dass ich begehrenswert und erwünscht bin, dass ich geliebt werde wie seit Jahren nicht mehr.
    Heute Abend werde ich mit einem wundervollen, berühmten Mann, der seine Finger nicht von mir lassen kann, eine Party besuchen. Und die vernünftige Lizzy Harrison scheint mitsamt ihren To-do-Listen und ihrer Routine Millionen Meilen entfernt zu sein.
    Im Erdgeschoss ist alles leer, die Küche sieht makellos aus. Guido und sein Assistent lassen sich nirgendwo blicken. In der Halle steht immer noch einer von Rochelles zahlreichen Koffern. Also nehme ich an, dass sie Randy gerade bei den letzten Nuancen seines Outfits hilft.
    Ich schenke mir ein Glas Cranberrysaft ein und verfluche wieder einmal Randys Weigerung, Alkohol im Haus zu verwahren. Jetzt könnte ich etwas brauchen, um meine flatternden Nerven zu beruhigen, bevor ich zum ersten Mal ganz offiziell mit ihm ausgehe. Natürlich könnte ich mir ein geheimes Bier aus dem Kühlschrank im Fitnessraum holen. Doch dann müsste ich Randy mit seinem verbotenen Vorrat konfrontieren. Für ein solches Gespräch eignet sich der Zeitpunkt nicht. Und vielleicht hat er ja recht. Solange er nichts Illegales tut – welchen Schaden kann eine Dose Bier schon anrichten? Oder auch zwei? Bloß keinen Staub aufwirbeln.
    Als der Taxifahrer um kurz nach acht an der Tür klingelt, bin ich immer noch allein. Und so bitte ich ihn, ein paar Minuten zu warten.
    »Randy?«, rufe ich die Treppe hinauf. »Bist du fertig?«
    Aus seinem Schlafzimmer dringt Gelächter.
    »Ich komme!«, ruft eine Stimme.
    Zehn Minuten später steht Randy auf dem Treppenabsatz und verkündet: »Da bin ich!« Dramatisch wirft er sich in Pose. »Nun, was meinst du?«
    Er sieht spektakulär aus – und zugleich lächerlich. Wie Ludwig XIV. in seinem Sonnenkönigpomp funkelt er in hellem Gold. Aber – Gott sei Dank – ohne eine lange, lockige Perücke aus dem siebzehnten Jahrhundert. Sein Haar sieht nach Guidos Bemühungen erstaunlich normal aus. Wegen meiner eigenen Accessoires hätte ich auf ein goldenes Thema schließen müssen. Aber vielleicht habe ich mich von den dezenten, subtilen Juwelen, die Rochelle für mich ausgewählt hatte, in Sicherheit gewiegt.
    Randy hat auf seinen geliebten Jeans-Dress verzichtet zugunsten einer glänzenden Goldlaméjacke mit Schulterpolstem und enger Taille, die über

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