Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
den Hüften in einen weit geschnittenen Rockschoß mündet. Am Gürtel seiner Lederhose hängen schwere Goldketten. Zum Glück trägt er keine goldene, sondern eine ungewöhnlich dezente schwarze Hose. An den Lacklederstiefeln glitzern goldene Schnallen. Am oberen Ende seines Spazierstocks – ja, seines Spazierstocks – gleißt im Licht ein verschnörkelter goldener Knauf.
»Wow, Randy«, sage ich, als ich endlich aufhöre, ihn entgeistert anzustarren. »Du siehst – traumhaft aus.«
»Danke, Babe.« Vorsichtig tänzelt er die Treppe herab. Seine Absätze sind fast so hoch wie meine. Kein Wunder, dass er bedächtig einen Fuß vor den anderen setzt. Als er näher kommt, sehe ich – zusätzlich zum schwarzen Eyeliner – goldenen Glitter auf seinen Brauen. Einerseits beeindruckt mich seine Erscheinung, andererseits fürchte ich, was Dan und seine Rugby-Kumpel von diesem Pfau halten werden. Natürlich wird Lulu hellauf begeistert sein.
»Wir sollten nun wirklich gehen«, mahne ich, »das Taxi wartet schon seit einer Ewigkeit.«
»Alles zu seiner Zeit, meine teure Freundin.« Randy zupft an den Manschetten seines weißen Hemds und inspiziert sein Spiegelbild. »Alles zu seiner Zeit.« Mit einem Finger betupft er seinen Mund (ist das – Lipgloss?).
Oben auf dem Treppenabsatz kämpft Rochelle mit einem ihrer Koffer. Die Wangen hochrot, sieht sie ziemlich mitgenommen aus. Das überrascht mich nicht, da Randys Erscheinung auf stundenlange Arbeit hinweist. Ich gehe Richtung Stufen, um ihr zu helfen. Aber er hält meinen Arm fest.
»Lass nur, Babe, Rochelle kommt schon zurecht. Du kannst dich doch selbst rauslassen, Chelle?«
»Klar, verschwindet nur, ihr zwei – viel Spaß«, keucht sie und schleppt noch einen Koffer aus Randys Zimmer.
»O ja, wir werden uns ganz köstlich amüsieren.« Randy trippelt vor mir zur Haustür hinaus. »Ohne jeden Zweifel.«
20
Heute Abend hat Bryan mit den Paparazzi einen klassischen Promi-Kompromiss geschlossen. Die Fotografen versprechen, Lulus und Dans Party nicht zu vermasseln und die Gäste nicht zu belästigen. Als Gegenleistung würden wir alle am Anfang der Fete fünf Minuten lang posieren. Dass sie ohne Bryans Intervention gar nichts von der Party erfahren hätten, blieb dabei unerwähnt.
Und Lulu ist natürlich hocherfreut, denn in den Medien werden nur arrangierte Aufnahmen statt heimlich entstandener Schnappschüsse erscheinen. Dadurch kann sie dafür sorgen, dass sie auf jedem Foto zu sehen ist.
Ich simse ihr eine Nachricht aus dem Taxi, weil wir uns verspäten werden. Das scheint Randy nicht zu stören. »Vergiss die Verspätung, Babe, nur der Auftritt zählt. Haben sie dir in diesem PR-Büro denn gar nichts beigebracht?« Grinsend legt er ein ledernes Bein über meine Schenkel.
»Das weiß ich, Randy, aber du wirst doch berücksichtigen, dass das Lulus und Dans Abend ist, nicht wahr?« Nervös drehe ich die goldenen Armreifen an meinem Handgelenk herum.
»Klar, Babe. Keine Bange, nach den Fotos werde ich sofort
im Hintergrund verschwinden.« An meiner Seite glitzert er auffällig im Vordergrund.
Als wir aus dem Taxi steigen, wird uns ein Empfang bereitet, der an diesem Abend keine diskrete Zurückhaltung erwarten lässt.
»Randy! Randy!«
»Hierher!«
»Randy! Lizzy!«
Nie wieder werde ich Promis verachten, weil sie abends Sonnenbrillen tragen. Selbstsicher marschiert Randy auf die Paparazzi-Meute zu. Die grellen Blitzlichter und das Getümmel verwirren mich, und ich weiche einen Schritt zurück, zur offenen Tür der Old Brewery. Dabei bleibt einer meiner Stilettoabsätze in einer Pflasterritze hängen. Ich stolpere, und eine unsichtbare Hand umfasst meinen Ellbogen.
»Vorsicht, Lizzy.« In einem schwarzen Smoking taucht Dan wie aus dem Nichts auf.
Dankbar lehne ich mich an ihn und rette mein Gleichgewicht. »Dan! Wieso wusstest du ...«
Er lacht und zeigt auf die Paparazzi. »Wegen des verräterischen Lärms. Außerdem hat Lulu entschieden, dass wir stundenlang vor der Tür stehen und auf dich warten müssten. Sie sagt, bevor es losgeht, sollen wir zusammen mit deinem Freund fotografiert werden. Stimmt das?«
»Tut mir leid, Dan. Ich weiß, du hasst so was. Glaub mir, ich wollte nicht, dass er sich so aufspielt.«
Wir schauen zu Randy hinüber, der nonchalante Posen mit seinem Spazierstock einnimmt und die Goldketten an seinem Gürtel immer wieder neu arrangiert.
»Schon gut, aber ich dachte, er würde sich etwas mehr
Mühe mit seinem
Weitere Kostenlose Bücher