Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
ist ebenso zauberhaft wie lächerlich.
»Das musst du nicht tun, Randy.« Endlich schaue ich ihn an.
»Oh, Gott sei Dank, Babe«, seufzt er und reibt sich das unrasierte Kinn. »Natürlich war das ernst gemeint, aber – Gras ist Gras, nicht wahr?«
Er nimmt mich wieder in die Arme, wo ich glücklich verharre, bis – das muss erwähnt werden – die intensiven Emotionen vom Mief seiner Achselhöhle verdrängt werden. »Uh – Randy, darf ich dich vorsichtig fragen, wann du zum letzten Mal geduscht hast?«
»Heißt das, du liebst meinen natürlichen maskulinen Geruch nicht, meine süße Grasfanatikerin?«
»Nein, ich liebe deinen natürlichen maskulinen Geruch nicht. Hoffentlich wäschst du dich, bevor wir morgen Abend auf Lulus und Dans Party gehen«, hänsele ich ihn und bohre einen Finger in seinen Bauch.
»Darüber wollte ich gerade mit dir reden.«
Ich runzle die Stirn. »Sag bloß nicht, du willst dich davor drücken! Du hast es versprochen.«
»Klar komme ich mit, Babe. Habe ich dich jemals im Stich gelassen?« Randy haucht einen Kuss auf meinen Kopf und drückt mich in einen Sessel. Dann wandert er umher. »Ich dachte nur, vielleicht würde es Lulu und David gefallen, wenn ich etwas auf ihrer Fete sage. Ich würde da gern einige meiner neuen Texte ausprobieren, als eine Art Geburtstagsgeschenk. Was hältst du davon?«
»Er heißt Dan, nicht David. Und ehrlich gesagt, diese Idee finde ich nicht besonders gut.« Was Schlimmeres kann ich mir kaum vorstellen – Randy, der nicht nur den Geburtstagszwillingen die Schau stiehlt, sondern auch ihrem betagten Vater. Seit Wochen bereitet er seine Rede vor.
»Also glaubst du nicht, dass ihnen ein exklusiver, kostenloser Auftritt von Randy Jones gefallen würde? Und für
mich wäre es wichtig, vor der Gala nächste Woche die Reaktion eines Publikums zu testen.« Randy ist Feuer und Flamme für seinen brillanten Plan.
»Zweifellos ist das ein sehr großzügiges Angebot. Aber sie freuen sich ohnehin schon ganz wahnsinnig, dass du die Einladung überhaupt angenommen hast. Wenn du die Party auch noch schmeißen würdest, wäre es einfach zu viel des Guten. Du sollst dich nur amüsieren. Heb dir deine Gags für die Royal Festival Hall auf.«
Merkt er denn nicht, wie unangebracht es wäre?
»Wirklich, ich würde es sehr gern machen. Für die beiden, meine ich.« Ich glaube, obwohl er Lulu und Dan gar nicht kennt, hat er sich ernsthaft eingeredet, dass er an ihrem Geburtstag aus reiner Großmut auftreten und dabei kein bisschen an sich selbst denken würde.
»Das weiß ich, Schatz«, beteuere ich. »Du bist so herzensgut. Aber überleg mal – da kommen hundertfünfzig Gäste. Wenn dich einer mit seinem Handy filmt, dann ist es auf YouTube, ehe du weißt, wie dir geschieht. Würde das nicht die Überraschung auf deiner Gala nächste Woche verderben?« Ich strecke meine Hand aus, um ihm zu zeigen, dass ich auf seiner Seite stehe, obwohl ich seinen Plan durchkreuze.
»Doch.« Randy umfasst meine Hand und setzt sich auf die Schreibtischkante. »Daran habe ich nicht gedacht.«
»Wenn du deine neuen Nummern nächsten Samstag zum ersten Mal vor einem Publikum präsentierst, werden sie viel frischer wirken. Und das Adrenalin wird dich anspornen.«
»Ja, du hast recht«, stimmt er resignierend zu. »Hoffentlich macht es Lulu und David nichts aus.«
»Keine Bange. Ganz sicher wird es Lulu und David – ich meine, Dan – nicht stören.«
Wahrscheinlich habe ich gerade für uns alle die Kastanien aus dem Feuer geholt.
19
Nachdem Randy fast die ganze Woche in seinem Studio verbracht hat, ist er am nächsten Morgen völlig aufgedreht und kann die Party meiner Freunde, denen er noch nie begegnet ist, kaum erwarten. Er hat darauf bestanden, übertrieben teure Geschenke zu kaufen (ein Tennisarmband mit Diamanten für Lulu, eine Omega -Uhr für Dan). Die beiliegende Glückwunschkarte hat er mit seinem schwungvollen Autogramm unterzeichnet, damit auf der Party keine Zweifel an seiner Identität aufkommen.
Danach habe ich das Kuvert sofort zugeklebt, damit er keine Chance hat, noch sein signiertes Foto hineinzustecken. Das hatte ich nämlich schon in verdächtigem Hochglanz auf seinem Schreibtisch liegen sehen.
Seine Stylistin verbringt den ganzen Nachmittag bei uns und koordiniert unsere Outfits auf eine Art und Weise, die mir gründlich missfällt. Nach ihrer Überzeugung vermitteln nur total aufeinander abgestimmte Ensembles den Eindruck »glückliches Paar«.
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