Willkommen in der Wirklichkeit
Maschine.
»Du hast da ein Buch über die Polizeiarbeit in der Mache, wo ist es?«
»Das habe ich«, antwortete Phil, »doch vorhin schon gesagt, es ist bei einem Rechtsanwalt hinterlegt, ihr kommt nicht mehr ran.«
Wieder schrie Phil auf.
»Dann hast du Kontakte zu Niggern, die in San Quentin saßen. Was ist damit?«
»Ich kenne einige Farbige, wir reden viel über Musik, ich weiß nicht, was sie politisch machen, interessiert mich nicht sonderlich. Seit die Deutschen und die Japaner die USA besetzt halten, hat das FBI sowieso nichts mehr zu melden. Die Zukunft dieses Landes wird vom Zufall bestimmt, den das Buch I Ging regiert. Eure Zeit läuft zurück. Merkt ihr nicht, wie ihr langsam zu Embryos werdet, wie euch das Essen aus dem Mund quillt, wie die Toten aus ihren Särgen auferstehen und die Würmer aus ihren Leibern schütteln? Nein, ihr merkt nichts.«
Der Beamte gähnte, nahm die Maschine vom Tisch und schmiß sie zu Boden, trat mit dem Fuß danach.
»Wir haben dich gewarnt, Dick, du glaubst, du kannst uns verarschen. Wir werden dich weiterhin im Auge behalten.
Du bist ein haltloser Mensch, der sich aus Amerika herausstehlen will. Mag sein, daß sie in Europa Opern über dich schreiben, Europa ist veraltet. Hier hast du ausgespielt.«
Philip wandte sich ans Publikum:
»Man hatte bei mir eingebrochen, mir meine Stereoanlage gestohlen, meinen Safe aufgebrochen und alles unter Wasser gesetzt. Die Geschäftskorrespondenz war verschwunden. Ein Spitzel gab mir eine Pistole und sagte mir: ›Bald sterben Sie.‹ Er meinte, daß ich Selbstmord begehen sollte. Ich traf dann Gott, und er lachte sich scheckig in seinem Tontopf.«
Palmer Eldrich war in die Szene getreten und hatte die Beamten mit einer Handbewegung seiner Prothese verjagt.
»Laßt ihn in Ruhe!« sagte der Tod. »Seht ihr denn nicht, daß er sich selbst vernichtet? Er ist konsequent und lebt unsere Welt immer wieder von Anfang bis zum Ende durch.
Er glaubt, ihm sei Gott erschienen, eingesargt in einem Tontopf, den eine seiner Frauen auf der Scheibe getöpfert hat, er zitiert aus Büchern, die nie erscheinen werden, er ist längst außerhalb unserer Werte und Normen. Die Kommunisten haben ihn aus einer ihrer Veranstaltungen herausgeschmissen.
Amerika ist vital und pluralistisch, genau wie die SF. Selbst in der Selbstzerstörung kann es einen Dick verkraften und unschädlich machen.«
Palmer Eldrich setzte sich auf den Tisch und sah Phil an.
»Sie haben ihr Ziel erreicht, sie konnten dir Angst einjagen, du hast die Angst in deine Romane eingearbeitet, hast die Macht verhöhnt, hast einen Schock erlitten und bist Stück für Stück aus der Realität ausgestiegen. Du hast einmal LSD versucht, hast dope geraucht, hast uppers in Unmengen genommen und hast in zwei Jahren 16 Romane geschrieben, hast deine Ehen nicht lebenslänglich ausgehalten, sondern in immer kürzeren Abständen verwirkt.«
Phil grinste, ging um den Tisch herum, setzte sich auf den Stuhl. Er bückte sich, hob die Maschine vom Boden auf und stellte sie vor sich hin und schrieb einige Sätze.
»Ich habe gearbeitet bis auf einige Pausen, habe geschuftet wie ein Besessener, habe Geld für meine Frauen und Freunde verdient, und alle ließen mich letztlich im Stich. Ich bin der Arbeiter, den alle im Stich ließen. Ich war radikal, war albern, habe über Neurophysiologie gearbeitet, mich mit Religion befaßt.«
Vier uniformierte Gestalten trugen die Teekanne herbei und setzten sie vor den Schreibtisch.
Phil sah auf und hörte auf zu tippen.
»Gloria, mein Gott, ich habe deinen Namen vergessen, ich weiß, es gibt für eine Ehefrau nichts Schlimmeres, als wenn der Mann den Namen seiner Frau vergißt oder ihn verwechselt. Bei fünf Ehen kommt man leicht durcheinander. Es ist müßig, dich um Entschuldigung zu bitten. Ich wollte nicht, daß du aus der Welt verschwindest. Aber in meinem Kopf versucht mir ein griechischer Philosoph, Vorsokratiker, etwas mitzuteilen. Ich kann mich nicht ablenken lassen. Schließlich arbeite ich für dich. Ich weiß, das wird dich nicht überzeugen. Auch du wirst mich verlassen.«
»Ich bin deine Frau«, sagte die Teekanne, »ich verstehe dich nicht mehr, du nimmst mich nicht wahr, redest nicht mit mir, arbeitest in den Nächten, bist am Tag abwesend, du hörst mir nicht zu, und wenn, sind deine Augen in anderen Welten, du behandelst mich wie eine Vase, wie eine Teekanne, einen Staubsauger, wie einen toten Gegenstand.«
»Es gibt keine toten
Weitere Kostenlose Bücher