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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Tod wurde zu einer Packung Tiefgefrorenem. Palmer Eldrich ist der Tod.«
    Die beiden Palmer Eldrich traten hinter das Krankenbett, auf dem Phil nun ausgestreckt lag. Vom Himmel sagte eine Stimme:
    »Die Ärzte beobachteten ihn, konnten aber keine Gehirntätigkeit mehr feststellen.«
    Die beiden Palmer Eldrich schalteten die Geräte aus. Ein Riß ging mitten durch die Halle. Während die Zuschauer langsam aufstanden, noch unsicher, ob dies nun wirklich das Ende Phils sei, erklang dröhnend die Parodie der Nationalhymne, die Töne fielen auseinander, verpufften zu hilflosen Stammellauten. Die Uniformierten gaben die Ausgänge frei, klappten ihre Visiere hoch und lächelten.
    Die Engel sangen: Du kannst jetzt ruhen für alle Ewigkeit.
    Es ist keine Gehirntätigkeit mehr festzustellen.
    Es ist keine Gehirntätigkeit mehr festzustellen.
    Es ist.
     
    Copyright © 1984 by id-verlag-momentaufnahme
    (erstmals erschienen unter dem Titel
    ›Dick – Vom Sterben und Leben eines weltlosen Gnostikers (Opernerzählung)‹)

 
Robert Silverberg
Der Stellvertreter
     
    In memoriam PKD
     
    Gerade als die erstaunliche Fassade des Tempels von Quetzalcoatl am gegenüberliegenden Ende der kleinen Pyramide in Sicht kam, spürte Hilgard ein leichtes Schwindelgefühl, als wäre die archäologische Zone von Teotihuacan von einem kleinen Erdbeben erschüttert worden. Er lehnte sich gegen eine Mauer und wartete, daß das Gefühl von Benommenheit und Verwirrung wieder verging. Die Hitze? Die große Höhe? Forderte das viele Essen von gestern abend seinen Tribut? Hier unten in Mexiko machte der Tourist sehr rasch die Erfahrung, daß er praktisch jederzeit von einer inneren Störung befallen werden konnte.
    Doch das unangenehme Gefühl verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war, und Hilgard betrachtete die riesige Steinquadertreppe des Tempels voller Ehrfurcht. Die hervorspringenden Köpfe gefiederter Schlangen standen wie die Schnauzen von Dinosauriern von den massiven Blöcken ab. Hier und dort konnte man noch Überbleibsel der ehemaligen Fresken sehen, die schon fünfzehnhundert Jahre alt waren. Hilgard machte acht oder neun Fotos. Aber ihm war zu heiß, und zudem war er zu müde und erschöpft, um das merkwürdige Gebäude mit aufrichtigem Interesse betrachten zu können. Außerdem war er immer noch zittrig von dem wenige Augenblicke zurückliegenden seltsamen Vorfall. Und schließlich stand er auch noch unter Zeitdruck: Er hatte seinem Fahrer versprochen, sich um zwei Uhr auf dem größten Parkplatz von Mexico City zur Rückreise mit ihm zu treffen. Inzwischen war es schon fast zwei, und der Parkplatz lag immer noch eine Meile nördlich entlang der glühenden, schattenlosen Hölle, die man die Straße der Toten nannte. Nun wünschte er sich, er hätte seine Tour hier, bei dem ehrfurchtgebietenden Tempel von Quetzalcoatl, begonnen, anstatt seine morgendliche Energie mit den beiden riesigen Pyramiden am anderen Ende zu vergeuden.
    Doch nun war es zu spät, das noch einmal zu ändern. Hilgard trottete in Richtung des Parkplatzes und hielt unterwegs nur einmal an, um an einer Bude ein lauwarmes Bier zu kaufen. Um Viertel nach zwei hatte er den Parkplatz schwitzend und außer Atem erreicht. Von seinem Fahrer und dem zerschrammten schwarzen Taxi war keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich immer noch beim Essen, dachte Hilgard erleichtert darüber, sich wegen seiner Unpünktlichkeit nicht schuldig fühlen zu müssen, gleichzeitig aber auch ein wenig erzürnt über dieses neuerliche Beispiel mexikanischer Zuverlässigkeit. Nun hatte er jedenfalls genügend Zeit, noch einige Aufnahmen von der Sonnenpyramide zu machen, während er wartete, und vielleicht …
    »Señor? Señor!«
    Hilgard drehte sich um. Ein Fahrer – nicht seiner – war aus einem polierten kleinen Volkswagen ausgestiegen und winkte ihm.
    »Ihre Frau, Señor, sie wird in wenigen Minuten hier sein. Sie macht noch Aufnahmen von der großen Pyramide und läßt ausrichten, bitte zu warten, sie wird bald kommen.«
    »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemandem«, sagte Hilgard.
    Der Fahrer sah ihn verblüfft an. »Aber Sie sind ihr Mann, Señor.«
    »Tut mir leid. Ich bin nicht verheiratet.«
    »Soll das ein Witz sein? Dann verstehe ich ihn nicht.«
    Der Fahrer grinste unsicher. »Eine blonde Frau mit dunkler Brille. Ich habe Sie beide heute morgen um zehn Uhr vor dem Hotel Century in Zona Rosa abgeholt, erinnern Sie sich nicht? Gerade vor zehn Minuten sagte sie zu mir: ›Sagen

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