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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Ted!«
    »Es tut mir so schrecklich leid.«
    »Erinnerst du dich auch nicht mehr daran, wie wir miteinander geschlafen haben?«
    »Ich habe dich gestern nachmittag gegen zwei Uhr nachmittags zum ersten Mal gesehen.«
    »Wir werden gleich morgen nach Hause zurückfliegen. Es muß doch eine Art Therapie geben – eine Drogenbehandlung, unter Umständen sogar Elektroschocks. Wir werden zuallererst mit Judith Rose sprechen …«
    Hilgard erschauerte überrascht. »Mit wem?«
    »An sie wirst du dich auch nicht mehr erinnern.«
    »Das ist es ja. Ich erinnere mich. Ich kenne eine Judith Rose. Eine große, ansehnliche Frau mit olivfarbener Haut und lockigem schwarzen Haar. Sie ist Professorin für Neurobiologie an der Rockefeller University …«
    »Beim New York Medical«, verbesserte Celia. »Aber der Rest stimmt. Siehst du? Du hast doch nicht alles vergessen! Du kannst dich doch an Judith erinnern!«
    »Sie ist an der Rockefeller University«, sagte Hilgard. »Ich kenne sie schon seit vier oder fünf Jahren. Wir beide wollten diese Reise nach Mexiko zusammen unternehmen, aber sie mußte im letzten Augenblick wegen Schwierigkeiten mit einer Subvention absagen. Es war vorhersehbar, daß sie vielleicht Wochen damit beschäftigt sein würde, daher beschlossen wir, daß ich allein fliegen sollte, und …«
    »Was sagst du da?« fragte Celia fassungslos.
    »Nun, Judith und ich lieben uns, Celia.«
    Sie begann zu lachen. »O nein! Das ist zuviel! Du und Judith …«
    »Wir kommen natürlich auch mit anderen Leuten zusammen. Aber Judith hat immer Vorrang. Wir gehören beide nicht zu den Heiratsfreudigen, aber unsere Beziehung funktioniert exzellent, und daher …«
    »Hör auf, Ted!«
    »Ich will dich nicht verletzen. Ich sage dir nur, wie es zwischen mir und Judith steht.«
    »Wenn du mir sagen möchtest, daß du Liebschaften hattest, damit werde ich fertig. Ich wäre nicht einmal besonders überrascht. Aber nicht mit Judith. Das ist zu absurd. Nichts ist in dieser Welt jemals sicher, aber eines weiß ich ganz genau, nämlich daß Judith keine Liebhaber hat. Sie und Ron benehmen sich immer noch wie Flitterwöchner. Sie muß die treueste Frau auf der ganzen Welt sein.«
    »Ron?«
    »Ron Wolff«, antwortete Celia. »Judiths Mann.«
    Er wandte sich ab und sah zum Fenster hinaus. Dann sagte er mit hohler Stimme: »In der Welt, in der ich lebe, sind Judith und ich alleinstehend, und dort gibt es keine Ron Wolffs. Und keine Celias. Und ich habe auch nichts mit Marktforschung zu tun. Ich bin zweiundvierzig Jahre alt, habe die Harvard University besucht und meinen Doktor in Kunstgeschichte gemacht. Ich war einmal kurz mit jemandem namens Beverly verheiratet, und das war der größte Fehler, den ich jemals gemacht habe. Ein zweites Mal sollte mir das nicht passieren. Es tut mir leid, daß ich dir den Urlaub verdorben und dein Leben durcheinandergebracht habe, aber ich weiß einfach nicht, wer du bist und woher du kommst. Glaubst du mir das?«
    »Ich glaube, daß du sehr viel Hilfe brauchst. Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit du sie auch bekommst, Ted. Was auch immer dir zugestoßen ist, es ist sicher heilbar, wenn man Geld, Liebe, Zeit und Geduld aufbringt.«
    »Ich glaube nicht, daß ich verrückt bin, Celia.«
    »Dieses Wort habe ich auch nicht benutzt. Du warst derjenige, der davon gesprochen hat, den Verstand zu verlieren. Du hattest einen grotesken geistigen Unfall, du hast eine Störung durchgemacht, die …«
    »Nein«, sagte Hilgard. »Ich halte es überhaupt nicht für etwas Geistiges. Ich habe eine andere Theorie. Nehmen wir einmal an, vor dem Tempel von Quetzalcoatl gibt es eine geheimnisvolle Stelle, ein … einen Wirbel in der Struktur des Universums, wollen wir ihn einmal so nennen, oder auch Mahlstrom oder Strudel, wenn dir das lieber ist. Tausende von Leuten gehen daran vorbei, und keinem geschieht etwas, aber ich war der eine unter Milliarden. Ich ging in meiner Welt nach Mexiko und der Ted Hilgard deiner Welt ebenfalls. Wir waren beide gleichzeitig in Teotihuacan, und eine unglaubliche Koinzidenz brachte uns gleichzeitig an den Mahlstrom. Wir passierten beide die Pforte und tauschten die Plätze. Das konnte nur geschehen, da unsere Welten einander überlappten und wir beide identisch genug waren, um den Austausch zu ermöglichen.«
    »Das klingt vollkommen verrückt, Ted.«
    »Wirklich? Nicht verrückter als jede andere Theorie. In dieser Welt laufen die Dinge anders. Alles ist verschieden, du,

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